Plagiatsvorwürfe: Cnets News-KI hat offenbar umfassend abgeschrieben
Die Aufreger rund um die US-News-Website Cnet, die 2008 für 1,8 Milliarden US-Dollar verkauft worden war, häufen sich. Nun muss sich Cnet damit auseinandersetzen, dass seine von einer KI erstellten Texte angeblich Plagiate von menschlich kreierten Texten seien.
Angefangen hat alles, als vergangene Woche ans Tageslicht kam, dass bestimmte Texte von Cnet nicht von Menschenhand, sondern von einer KI geschrieben worden waren – ohne, dass die Newsseite seine Leser:innen darauf hingewiesen hatte. Das zwang die Website dazu, die entsprechenden Artikel mit einem Hinweis zu versehen, dass dem:der jeweiligen Redakteur:in lediglich durch eine KI assistiert worden sei.
Cnet musste bereits 2-mal zurückrudern
Dieses Vorgehen konnte die Lage allerdings nicht lange beruhigen, denn zahlreiche der KI-News waren voller inhaltlicher Fehler, wie die Technologie-Newsseite Futurism über Stichproben herausfand. Cnet musste ein zweites Mal zurückrudern und reagierte mit einer umfangreichen Korrektur und einem neuerlichen Hinweis in den betroffenen Artikeln, dass eine menschliche Überprüfung stattgefunden habe beziehungsweise noch ausstehe.
Da die mediale Aufmerksamkeit rund um das Thema letztlich so groß geworden war, entschied sich Cnets Muttergesellschaft Red Ventures Anfang dieser Woche, die von der KI generierten Artikel vorübergehend auszusetzen.
Professor bezeichnet Passagen als „Plagiate“
Nun spitzt sich die Lage für Cnet noch weiter zu. Denn angeblich weisen die KI-Artikel strukturelle und formale Ähnlichkeiten mit Artikeln auf, die zuvor an anderer Stelle veröffentlicht worden waren – ohne dass diese erwähnt wurden. Damit wären es Plagiate.
Jeff Schatten, Professor an der Washington and Lee University, der sich mit KI-gestütztem Fehlverhalten befasst, hat im Auftrag von Futurism zahlreiche verdächtige Passagen geprüft. Er kam dabei zu dem Schluss, dass es sich „eindeutig“ um Plagiate handelt.
Entstammen diese KI-Artikel einer „automatisierten Plagiatsmaschine“?
Auf die Frage, was einem Studierenden drohen würde, wenn er solche Texte als seine eigenen ausgäbe, antwortete der Uni-Professor: „Er würde an den studentischen Ethikrat verwiesen und angesichts des wiederholten Versuchs mit ziemlicher Sicherheit von der Universität verwiesen werden.“
Für Futursim ist deshalb klar: Die KI-Texte von Cnet entstammten eher einer „automatisierten Plagiatsmaschine“ als einem ausgeklügelten Textgenerator.
Einige Kritiker:innen sehen in dem KI-Einsatz von Cnet aber ohnehin längst eine Abkehr von seriösem Journalismus. So hieß es bei The Verge bereits letzte Woche, dass es Cnet mit dem KI-Einsatz ohnehin um Massenproduktion im Sinne guter Google-Rankings gehe.
Allzu schnell dürften die Jobs gewissenhafter Journalist:innen also nicht in Gefahr sein.