Kein Test: Große Techseite lässt seit Wochen eine KI ihre Artikel schreiben

Wenn die KI Artikel schreibt. (Bild: Shutterstock/R. Classen)
Mitte Dezember 2022 schrieb der Cnet-Journalist Jackson Ryan über das gehypte KI-Tool ChatGPT, dass die Ergebnisse dieser künstlichen Intelligenz überraschend gut, menschliche Jobs aber – noch – sicher seien.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Tech-Newsseite selbst schon seit gut einem Monat von einer KI geschriebene Artikel auf ihrer Seite veröffentlicht. Freilich ohne das an die große Glocke zu hängen.
Aufgefallen war dies dem SEO-Experten Gael Breton. In den Snippet-Beschreibungen zu den entsprechenden Artikeln in den Google-Ergebnissen erklärt Cnet, dass „dieser Artikel unter Zuhilfenahme von automatisierter Technologie generiert“ worden sei.
Mit der Veröffentlichung solcher mit KI-Support geschriebenen Artikeln dürfte Cnet den Google-Ergebnissen zufolge um den 11. November 2022 herum begonnen haben. Mittlerweile sind so mindestens 70 Artikel entstanden.
Auffällig ist, dass die KI-Artikel vor allem das Thema Banking behandeln und ausschließlich erklärenden Charakter haben. Etwa „Was passiert, wenn Sie einen Scheck zurücksenden?“ oder „Was sind NSF-Gebühren und warum erheben die Banken sie?“. Die Artikel erscheinen unter dem Label „CNET Money Staff“.
Auf seiner Website betont Cnet, dass ein Team von Redakteur:innen in den Prozess involviert sei: von der Idee für den Artikel bis hin zu seiner Veröffentlichung. Damit, so die Techseite, werde sichergestellt, dass die publizierten Informationen und Tipps korrekt seien.
Cnet ist aber nicht das erste Medium, das KI-Technologie nutzt, um Inhalte zu erstellen. So scheint etwa die Nachrichtenagentur Associated Press (AP) regelrecht stolz darauf zu sein, als „eines der ersten Nachrichtenunternehmen künstliche Intelligenz zu nutzen“.
Allerdings, so schreibt Gizmodo, ist nicht klar, ob die KI beim Verfassen von Artikeln zum Einsatz kommt. Auf der AP-Website steht, dass die Nachrichtenagentur Maschinenlernen für das „Sammeln, Produzieren und Verteilen von Nachrichten“ einsetze.
Ebenfalls auf KI-Unterstützung setzte die Washington Post bei ihrem Liveticker zur US-Präsidentschaftswahl 2020. Ziel sei es gewesen, die Nutzer:innen angesichts der Flut an neuen Informationen stetig auf dem Laufenden halten zu können.
Aber kann KI tatsächlich künftig den Job von Journalist:innen erledigen? Cnet-Autor Ryan ist der Meinung, dass die Unfähigkeit von KI-Systemen wie ChatGPT, Emotionen zu verstehen oder zu lesen, deren Einsatz im Journalismus nutzlos mache.
Eine andere Frage ist die, ob KI-generierte Texte sich für den Content-Aufbau allgemein eignen würden. Entsprechende Inhalte wären schließlich schnell geschrieben. Bisher gingen SEO-Expert:innen aber davon aus, dass Google solche Inhalte abstrafen würde.
Laut Breton ist das bei den Cnet-Artikeln aber nicht unbedingt der Fall. Trotz des expliziten Hinweises auf KI-Beteiligung würden sie überraschend gut ranken, so der SEO-Experte.
Gut denkbar, dass Google die guten Platzierungen bei einem künftigen Update aber wieder kassiert. Schließlich sieht sich der Suchmaschinenanbieter durch KI-Systeme wie ChatGPT in seiner Existenz bedroht.
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