Wo zu DDR-Zeiten Chemiekombinate die Umwelt verschmutzten, entstand rund um die Jahrtausendwende das sogenannte Solar Valley. Die Chemiefabriken verschwanden nach der Wende, die Solarindustrie nach 2012 – letztere aber nicht endgültig.
Comeback für Solarindustrie in Ostdeutschland?
Denn jetzt könnte der Region um die Stadt Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt ein Comeback auf dem Gebiet der Solarzellenfertigung bevorstehen, wie Spiegel Online berichtet.
Der schweizerische Photovoltaik-Hersteller Meyer Burger Technology AG will seine Solarproduktion am Standort Thalheim, einem Ortsteil von Bitterfeld-Wolfen, verzehnfachen. In den kommenden Jahren sollen jährlich Solarzellen mit einer Leistung von 15 Gigawatt produziert werden.
15 GW jährlich: Produktion wird bis 2027 aufgebaut
Das entspräche rund einem Fünftel der bisher in Deutschland installierten Leistung. Wie Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt dem Spiegel sagte, baue das Unternehmen die dafür notwendigen Produktionslinien stufenweise bis 2027 auf. Gebäude und Grundstücke habe sich Meyer Burger für diesen Zweck schon gesichert.
Zentraler Produktionsstandort bleibe Thalheim. Man halte sich aber offen, die Solarmodule an zehn weiteren dezentralen Standorten zu bauen, so Erfurt. Durch die Expansion könnten bis zu 5.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
USA wollen Photovoltaik-Hersteller locken
Aber: Auch die USA würden Meyer Burger Ansiedlungsangebote unterbreiten, dem Unternehmen sogar „den Roten Teppich“ ausrollen, so Erfurt. Dort könnte das Unternehmen vom milliardenschweren Förderprogramm „Inflation Reduction Act“ profitieren.
Europäische Förderprogramme seien laut Meyer Burger noch nicht so weit. Um „Investitionsentscheidungen für Deutschland und Europa treffen zu können“, brauche das Unternehmen „jetzt Klarheit“, wie Erfurt sagte. Heißt wohl: Förderzusagen.
Aktuell beläuft sich die Fertigungskapazität von Meyer Burger in Sachsen-Anhalt auf 1,4 Gigawatt. Ursprünglich war ein Ausbau auf fünf Gigawatt bis 2026 geplant.
Sachsen-Anhalt: Förderung von 22,5 Millionen Euro
Die Errichtung des Produktionsstandorts im Jahr 2021 wurde vom Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalt mit 22,5 Millionen Euro gefördert.
Damals lobte Meyer-Burger-CEO Erfurt das Solar Valley als „traditionsreichen und weltweit bekannten Solarstandort. Die Region biete „alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Renaissance der Solarindustrie“.
Dazu gehörten Erfurt zufolge auch die „Menschen, die sich für Erneuerbare Energien begeistern und über eine sehr hohe Fachkompetenz im Bereich Solarzellenproduktion verfügen“. Mal sehen, ob sich damit die US-Offerten übertrumpfen lassen.