Perfekte Karriere: Pimpen ohne Risiken und Nebenwirkungen
Willkommen zum Auswahlseminar für den Masterstudiengang einer Privatuni im Süden Deutschlands. Klara Mustermann trägt Perlenohrringe zu hellgrauem Kostüm und rosa Bluse, schaut aus wie ein Fotomodell, das eine perfekte Bewerberin darstellen soll. So wie in ihrer Mappe. Denn bislang lief (fast) alles nach Plan in Klaras Lebenslauf.
Nichts ist schlimm daran, besser werden zu wollen. Im Gegenteil: „Es ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis, ohne das es keine Innovation, keinen Fortschritt und kein Wachstum gäbe”, sagt Klaus Werle. Der Redakteur beim Manager-Magazin hat ein Buch über diese und andere Turbo-Karrieren geschrieben, eine Abrechnung mit dem Coachingwahn der „Perfektionierer”, wie sie Klaus in seinem Titel nennt.
Wunsch des Besserwerdens steckt in uns allen
Zurück zu unserer Titelheldin Klara, dem Praktika habe sie keinen Beruf gefunden, der ihr zusagt. Man will ihr eine Brücke bauen: „Wenn Sie frei wählen könnten, wenn Geld keine Rolle spielen würde, wie sähe dann ihr Leben aus?“ Klara zuckt nochmals die Schultern, sie wittert eine Falle und entdeckt ein Problem.
Offensichtlich hat sie sich darüber noch nie Gedanken gemacht, dafür aber über alles andere. Sie hat doch so vieles richtig gemacht: Sich breit aufgestellt, alles auf das große Ziel ausgerichtet – aber welches genau? Das liegt noch im dichten Nebel. Sie wirkt auf Personaler perfekt und ist doch nichts Besonderes mehr, zumindest bleibt nichts hängen, was im Gegenüber Interesse wecken sollte. Wie auch – wo sie doch selbst nicht einmal weiß, was das Besondere an ihr ist.
Das Vorwärtskommen im Job läuft nicht ohne Risiken und Nebenwirkungen ab. Klaus: „Wenn man sich nur an äußeren Vorgaben orientiert und einem scheinbar perfekten Karriereplan folgt.” Und weiter: Wenn man Steinchen auf Steinchen setzt, weil man glaubt, dass das notwendig sei. Am Ende seien dann zwar alle besser, vielleicht sogar perfekt – „aber niemand ist mehr einzigartig und damit besonders”, sagt Werle. Für ihn ist es das „Paradox der Perfektion”. Sein Wunsch für alle anderen Karriere-Pimper, die nicht in Klaras Falle tappen wollen: „Traue dich, Fehler zu machen. Learn to fail – or fail to learn.”
Eine Karriere minutiös d?urchzuplanen, geht natürlich nicht. ?Nichts zu tun ist dagegen ebenso fehl am Platz. Für beide Herangehensweisen ist unser Berufsleben in der globalisierten Wirtschaft viel zu unsicher. Firmen gehen pleite, werden verkauft oder Abteilungen aufgelöst. „Es ist mir sehr oft passiert, dass sich plötzlich gute Kontakte in die Arbeitslosigkeit verabschiedet haben oder sicher geglaubte Aufträge abgesagt wurden”, sagt Simone Janson vom Blog Berufebilder.
Umgang mit eigenen Fehlern
Viel wichtiger als Karriereplanung findet Simone daher, mit der Möglichkeit des Scheiterns auch umgehen zu können. Solche Rückschläge führten oft zu dem Reflex, alles noch mehr kontrollieren und planen zu wollen: „Perfektionismus entsteht aus Angst”, weiss Janson. Aber genau das ist falsch, belegen Interviews mit erfolgreichen Unternehmern zu ihren „lessons learned”. Angefangen beim Seriengründer Jon Oringer mit seiner Bildagentur Shutterstock.
„Erstens kommt es anders und zweitens anders als man denkt”, lautet ein geflügeltes Wort. Dabei würden sich manchmal ganz neue Möglichkeiten ergeben, berichtet Janson: „Irgendjemand liest oder hört plötzlich über einen Kontakt den man gar nicht mehr auf dem Schirm hatte und vermittelt einem einen Job.“ E?s bringt also nichts, bei der Wahl der Ausbildung nur auf den Arbeitsmarkt zu schielen, sagt Janson, die auch ein Buch über die 110-Prozent-Falle geschrieben hat.
Engagement statt übertriebener Ehrgeiz
Eine gute Ausbildung beschert Menschen wie Klara bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Weniger des Abschlusses wegen oder dem gepaukten Fachwissen, das uns tatsächlich noch in der Birne hängen bleibt. Vielmehr lernen wir in Schule, Studium und Ausbildung eine bestimmte Denkweise und knüpfen im ?I?dealfall bereits wichtige Kontakte, die uns noch später im Berufsleben nützlich sind. Man kann das Studium daher auch mit arbeitsmarktrelevanten Themen verbinden, zum Beispiel Sprache mit Wirtschaft.
Wo wir schon beim Nützlichen sind: Das Netz steckt voller Ratgeber, geschrieben von Coaches, vor allem für solche, die es auch werden wollen. Falls ihr mal eine Beratungsstunde bei einem Karriere-Coach buchen wollt, fragt nicht nur nach dessen Qualifikationen sondern auch nach seiner Methodik und recherchiert dazu ein paar Kundenmeinungen im Netz. Denn nicht jeder Coach ist für jedes Thema richtig.
Kein Geld für einen Coach, keine Zeit für ein Buch zum Thema? Wir haben euch im folgenden zehn Tipps zum Karriere-Pimpen mit Simone Janson und Klaurs Werle zusammengeschnürt.
5 Do’s zum Karriere-Pimpen
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White-Paper-Approach: Überlege erstmal selbst, wo deine eigenen Interessen liegen (könnten) und was du davon auch wirklich willst! Danach kannst du immer noch andere Leute um dich herum fragen.
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Out-of-the-Box: Entwickle ruhig auch mal verrückte Ideen, was du (künftig) machen willst. Dann kannst du immer noch konkret überlegen, wie du die Idee möglichst lukrativ realisierst!
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Klein aber fein: Definiere deine eigenen Ziele möglichst genau und dennoch bündig, das passt neben deinem Notizbuch auch auf einen Bierdeckel. Konzentriere Dich auf das Wesentliche, denn Spitzenrestaurants haben eine kleine Speisekarte!
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Stärken stärken: Stärke mit diesen Hilfsmitteln deine Stärken, denn die hast du schon und musst du nicht erst mühsam trainieren oder gar einkaufen!
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Spaß muss sein: Suche das, was dir Spaß macht – und werde darin besser. Du wirst sehen, das geht irgendwann ganz von alleine!
5 Don’ts zum Karriere-Pimpen
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Couch Potatoe: Habe Angst vor der Zukunft und höre am besten noch heute damit auf, deine eigene Ideen gegen äußere Widerstände weiterzuverfolgen!
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Aufschieberitis: Grüble über wichtige Entscheidungen möglichst lange hin- und her. Verzichte aufs Aufschreiben und Visualisieren möglicher Pros und Contras! Vergeude insgesamt viel Zeit damit, an deinen Schwächen zu laborieren.
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Kartenhäuschen: Lasse dir von anderen perfekte Ideen, Wege und Methoden für deine Karriereplanung einreden und mache dich von ihrer Dogmatik abhängig!
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Schein statt Sein: Motiviere dich durch Vergleiche mit perfekten Karriere-Plänen und schnurgeraden Lebensläufen deiner Mitmenschen um dich herum!
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Fehlervermeidung: Mache am besten nur das, was alle anderen Mitläufer auch machen – bloss keinen Fehler! Das killt Innovation, schafft aber kurzfristig eine Komfortzone.
Ich habe selten generischeres gelesen. “Mach was dir Spaß macht”, “Geh deinen eigenen Weg”, “Sei besonders.” Richtig ist alles Gesagte meiner Meinung nach schon. Von Mehrwert jedoch keine Spur.
Hi Steven! Danke für dein Feedback. Apropos Mehrwert: Helf mir bitte mal kurz auf die Sprünge, was du damit genau meinst. Was wäre etwas Unikates, so ganz und gar nichr generisch? Meiner Sichtweise nach ist das jeder einzelne Lebensentwurf eines Menschen, ob geplant oder nicht.
Dieser Artikel ist das unnützeste was ich in den letzten Wochen gelesen hab. Jedoch muss er die aktuelle Studentenschaft widerspiegeln. Planlos, unpolitisch, Marketing & HR-Idioten, Mitläufer. Für Leute die seriöse Jobs suchen, z.B. im FACT Bereich ist er absolut unnütz. Dämmliche Floskeln und keine richtigen Tipps.
Jakc Rivers, richtig – der Artikel spiegelt die „aktuelle Studentenschaft“. Steht oben drin. Was mich aber viel mehr interessiert, was wären denn richtige Tipps? Machs nicht sooo spannend…