Das bedeutet der Abgang von „CZ“ für Binance und die Kryptowelt

Changpeng Zhao räumt auf Druck der US-Behörden seinen CEO-Posten bei Binance. In der skandalgeschüttelten Branche greifen Regulierungsbehörden immer stärker durch. Warum das keine schlechte Nachricht ist. Er ist eine der schillerndsten Figuren der Kryptoszene, das Logo seiner Kryptobörse Binance ließ sich Gründer Changpeng Zhao sogar auf den Arm tätowieren. Doch nun musste der auch "CZ" genannte CEO seinen Chefsessel freimachen - auf Druck der US-Behörden. Binance hat sich in der vergangenen Woche mit dem US-Justzministerium auf einen Milliardenvergleich geeinigt: Die größte Kryptobörse der Welt zahlt dabei nicht nur über vier Milliarden US-Dollar für Verstöße gegen Geldwäschegesetze - Gründer und CEO Changpeng Zhao muss das Unternehmen zudem für drei Jahre verlassen sowie 50 Millionen Dollar Strafe zahlen. Die Auseinandersetzung zwischen Binance und der US-Börsenaufsicht SEC ist mit dem Milliardenvergleich zudem noch nicht beigelegt. Wofür zahlt Binance die Milliardenstrafe? Die Rekordstrafe wird fällig, weil Binance gegen Regeln zum Kampf gegen Geldwäsche und gegen das Sanktionsrecht verstoßen und Geldtransfer-Dienstleister nicht ordnungsgemäß registriert hat. Die Kryptobörse habe „absichtlich ihre eigenen Kontrollen zur Überwachung von Sanktionen“ untergraben und so illegalen Akteuren freie Hand gelassen, „die mit mehr als 100.000 Transaktionen Aktivitäten von sexuellem Kindesmissbrauch über illegale Drogen bis hin zu Terrorismus unterstützten“, begründete US-Finanzministerin Janet Yellen die Vorwürfe verschiedener Behörden (FinCEN, OFAC und IRS Criminal Investigation). Dazu sollen auch Transaktionen gehören, die mit terroristischen Gruppen wie den Al-Qassam-Brigaden der Hamas, dem Palästinensischen Islamischen Dschihad, Al-Qaida und Isis in Verbindung gebracht werden. Im vergangenen Jahr hat Binance immer wieder Probleme mit Regulatoren gehabt - nicht nur in den USA. Auch aus vielen europäischen Märkten hat sich die Kryptobörse immer mehr zurückgezogen: So hat sie unter anderem den Handel in den Niederlanden und Belgien eingestellt und Lizenzanträge in Großbritannien und Deutschland zurückgezogen. Wie geht es für "CZ" weiter? Bei Binance übernimmt nun mit Richard Teng ein enger Vertrauter von "CZ" als neuer CEO. Zhao wehrt sich aktuell gegen Reisebeschränkungen der US-Behörden. Nach seinem Schuldbekenntnis darf Zhao die USA nicht verlassen. Ihm drohen bis zu 18 Monate Gefängnis, würde er im Februar 2024 verurteilt. Auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) äußerte er sich trotzdem recht gelassen zu seinem Rücktritt; er „genieße“ die viele freie Zeit. In einem früheren Post hatte "CZ" eingestanden, Fehler gemacht zu haben, für die er nun Verantwortung übernehmen müsse. [twitter 1727690145166750044] Welche Folgen hat der Milliardenvergleich für Binance? In seinem ersten Blogpost betonte der neue CEO Richard Teng die Bemühungen von Binance, die Compliance-Probleme systematisch in den Griff zu kriegen. "Als Branche müssen wir uns mehr denn je auf die Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern konzentrieren“, schreibt Teng. Ob „CZ“ sich künftig tatsächlich komplett aus den Geschäften der Kryptobörse heraushält, wird schwer zu überprüfen sein - immerhin hat Binance noch nicht einmal einen offiziellen Firmensitz. Allerdings hat die Kryptobörse mit der Strafe auch eine fünfjährige Überwachungsphase akzeptiert. In der wird ein externer Monitor unter der Aufsicht der FinCEN sicherstellen, dass Binance den US-Markt vollständig verlässt. [crosslinks ids="1589636,1584669,1557511"] Auf die Stabilität von Binance hatte die Milliardenstrafe offenbar nur kurzfristige Auswirkungen. Einen Tag nachdem die Strafe akzeptiert wurde, teilte der Branchendienst Nansen zwar mit, dass 956 Millionen Dollar abgeflossen seien, im Vergleich zu den Gesamteinlagen von deutlich über 65 Milliarden Dollar ist das aber einen recht kleine Summe. Auch der Wert des Binance-Coins BNB war in den 24 Stunden nach dem Bekanntwerden der Milliardenstrafe um 8,5 Prozent gefallen, erholte sich danach aber wieder. Wie reagiert die Kryptoszene? Mit „CZ“ verlässt ein weiterer einflussreicher Krypto-CEO die öffentliche Bühne - nachdem mit Sam Bankman-Fried von der insolventen Kryptobörse FTX und Do Kwon von dem implodierten Stablecoin Terra Labs im vergangenen Jahr bereits zwei andere „Kryptostars“ gefallen sind. Die Fälle werfen allesamt kein gutes Licht auf die Branche. Bankman-Fried wurde erst vor Kurzem nach einem spektakulären Prozess wegen Betrugs verurteilt. Kwon wurde 2023 in Montenegro verhaftet und soll bald in die USA oder nach Südkorea ausgeliefert werden, um sich wegen Betrugs zu verantworten. Die Beispiele zeigen aber auch, dass die Wildwestzeiten in der Kryptowelt vorbei sind. Regulierungsbehörden weltweit gehen stärker gegen illegale Transaktionen und unregistrierte Geschäfte von Kryptounternehmen vor. In den USA hat sich unter anderem die Börsenaufsicht SEC dem Thema verschärft angenommen; sie definiert viele Krypto-Assets als Wertpapiere, die entsprechend reguliert werden müssten. Die Kryptobranche wehrt sich gegen diese Definition. Gleichzeitig wird in den USA aber auch über die Einführung eines Bitcoin-ETF spekuliert - wodurch Anleger nicht mehr auf zentrale Kryptobörsen wie Binance angewiesen wären. In Europa nimmt die Regulierung einen anderen Weg. Hier bestimmt die „Markets in Crypto-Assets Regulation“ (MiCAR) bald die Spielregeln für Kryptounternehmen. Von den jüngsten Ereignissen können andere Marktteilnehmer profitieren, allen voran Binance-Konkurrentin Coinbase. Die Aktie der US-Kryptobörse stieg in der vergangenen Woche um 28 Prozent. Coinbase-CEO Brian Armstrong sagte in einem Interview mit Joumanna Bercetche von CNBC, die Kryptoindustrie könne nach der Milliardenstrafe für Binance endlich das Kapitel einer Litanei von Skandalen und Problemen abschließen. "Ich denke, dass die regulatorische Klarheit dazu beitragen wird, dass mehr Investitionen getätigt werden, insbesondere von Institutionen", sagte er.