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Vom Reiseziel zum Instagram-Setup: Wie Airbnb mit neuen „Services“ seine Seele verliert

Lange Zeit gilt die Buchungsplattform als cooler Cousin von entweder gesichtslosen oder luxusfokussierten Hotelketten. Mit seinem Umbau zur digitalen Lifestyle-Luxus-Plattform verliert das Unternehmen jegliche Verbindung zu seiner ursprünglichen Idee, meint unser Autor.

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Airbnb will Luxustourist:innen mehr bieten, verkennt dabei aber seine ursprüngliche Idee. (Foto: Shutterstock / Nicoleta Ionescu)

Airbnb steht aus den verschiedensten Gründen seit Jahren in der Kritik. Von der Förderung des Massentourismus bis zur Verdrängung der einheimischen Bevölkerung aus dem Wohnungsmarkt ist alles dabei. Trotzdem geht es dem US-Konzern gut. 2024 macht die Firma ihrem jüngsten Finanzbericht zufolge elf Milliarden US-Dollar Umsatz und rund drei Milliarden Dollar Gewinn. Da können auch Proteste in beliebten Tourismusregionen in Spanien oder Italien nicht dran rütteln.

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Mit der Einführung der neuen „Services“-Kategorie trifft Airbnb bei mir aber einen ganz anderen Nerv, der die Firma für mich noch unbeliebter macht. Die schon mal eingeführten, klammheimlich wieder eingestampften und jetzt wieder hervorgezauberten „Entdeckungen“, also beispielsweise Koch- und Handwerkskurse oder Touren mit Einheimischen, sind zumindest in der Theorie noch eine gute Möglichkeit, sein Reiseziel abseits von ausgetretenen Pfaden zu entdecken.

Airbnb macht auf Personalagentur

Aber mit „Services“ betritt Airbnb endgültig den zurecht überall kritisierten und im Zuge der digitalen Revolution explodierten Gigwork-Sektor. In ihrer Pressemitteilung wirbt die Firma damit, dass man jetzt etwa Sterneköche für die Zubereitung eines Luxusdinners im frisch gebuchten Ein-Zimmer-Apartment engagieren kann.

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Wer sich besonders fancy fühlt, kann sich zusätzlich noch eine Fitnessexpertin, ein mobiles Spa, einen Stylisten, eine Friseurin und einen Fotografen dazubestellen. Ein paar mal auf dem Handy getippt, und zack, fertig ist das Setup für das nächste Instagram-Reel. Schaut man sich die derzeit existierenden Angebote an, scheinen sich viele dieser Luxus-Gigworker aber deutlich unter Wert zu verkaufen.

Barbies – äh, Kens Malibu Dreamhouse bei Airbnb: So sieht es aus Quelle: Airbnb/Mattel/Wbei

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Eine eineinhalbstündige Fototour durch Neapel bekommt man zum Beispiel für 70 Euro pro Gruppe, Gourmet-Fusion-Küche vom ehemaligen Chefkoch des Crowne Plaza Hotels für 80 Euro pro Gast. Auf dem anderen Ende der Skala gibt es aber auch richtige Luxusangebote wie eine Makeup-Session für 500 Euro. Davon landen allerdings laut Airbnb nur 85 Prozent bei den Anbietern. Und eine echte Absicherung abgesehen von einer Haftpflichtversicherung wie bei einer Anstellung in einem Fitnessstudio oder einem Hotel haben die Anbietenden auch nicht.

Airbnb: Tschüss Städtetouristen, hallo Glamfluencer

Dass Airbnb auch in den Luxusmarkt einsteigen möchte, ist nicht verwunderlich. Die Zahl der Millionär:innen steigt Jahr für Jahr. Und die Hotelbranche, auch im Luxusbereich, scheint nach den sauren Coronajahren wieder im Aufwind. Nur: Eigentlich war Airbnb ursprünglich nicht als digitale Service-Agentur für Influencer:innen gedacht.

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Vielmehr ging es darum, dass man sich intensiver mit den Orten auseinandersetzt, an die man reist. Menschen kennenlernt, auf eigene Faust erkundet, eben nicht im Wellness-Bereich des Hotels abhängt. Außer natürlich, man bucht all-inclusive im Ressort. Aber das ist nicht Airbnb. Man kann kritisieren, dass die Firma das Couchsurfing-Konzept monetarisiert hat, aber ich hatte selbst in der Vergangenheit schon viele gute Erfahrungen und Austausche mit Airbnb-Hosts, ob in England, Belgien oder Italien.

Sich jetzt Essen, Styling und Personal Training in die eigenen vier Airbnb-Wände zu bestellen und vielleicht nur noch für ein Fotoshooting für Social Media vor die Tür zu gehen, entkoppelt einen noch mehr von seinem Reiseziel. Und vor allem: Die Zielgruppe, die 500 Euro für ein Styling ausgibt, könnte sich auch ein Luxushotel leisten.

Wenn ich mir über welche Plattform auch immer ein Zimmer oder eine private Unterkunft buche, weil sie gut gelegen oder erschwinglich ist, dann will ich zumindest etwas zurückgeben. Und das funktioniert für mich nicht über ein paar Tipper in einer App. Sondern indem ich vor die Tür gehe und den Kontakt zu den Menschen vor Ort suche. Dass das in unserer heutigen Welt möglich ist, ist für mich ohnehin der größte Luxus.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich am 15.05.2025 veröffentlicht, interessiert jedoch immer noch sehr viele unserer Leser:innen. Deshalb haben wir ihn hier nochmals zur Verfügung gestellt.

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