Bankkollaps: Aus diesen Fehlannahmen der Vergangenheit können wir lernen

Daten seit 1934 zeigen: Finanzkrisen kommen in Wellen. Oft basieren sie auf ökonomischen Fehlannahmen. Doch aus der Vergangenheit können wir lernen. Der März war turbulent. Am 10. März wurde die Silicon Valley Bank vom kalifornische Department of Financial Protection and Innovation geschlossen – ein Schock für die Startup-Welt. Am 12. März folgte die nächste Bankschließung, diesmal betraf es die amerikanische Signature Bank. Eine Woche später, am 19. März, wurde dann die Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS bekanntgegeben. Während sich die Finanzmärkte zum Wochenbeginn insgesamt stabilisierten, so hat das Vertrauen von Anleger:innen gegenüber einzelnen Banken durch die Schlagzeilen der letzten Tage Schaden erlitten. Expert:innen warnen vor einer neuen Finanzkrise. Als Nächste könnte die First Republic Bank aus San Francisco angezählt sein. Am Montag stürzte deren Aktie um 47 Prozent ab und erreichte ein Rekordtief von etwa zwölf US-Dollar. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass Finanzkrisen in Wellen auftreten. Auslöser einer solchen Welle aka Krise ist oft eine weitverbreitete wirtschaftliche Annahme, die sich später als falsch herausstellt. Hier ein Überblick über vergangene Krisen und deren Fehlannahmen. 1934: Fehlannahme „Aktienkurse fallen nicht“ Vor der Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er und im Verlauf der 1930er Jahre ging man davon aus, dass die Aktienkurse nicht fallen würden. Daher hatten viele Menschen während des wirtschaftlichen Erfolgs in den 1920er Jahren Aktien auf Pump gekauft, also mit geliehenem Geld. [caption id="attachment_1542976" align="aligncenter" width="620"] Amerikanischen Bank-Crashes seit 1934. Die Grafik wurde auf Basis von FDIC-Daten erstellt. (Grafik: Pranshu Maheshwari / Yarn)[/caption] Als der Aktienmarkt im Oktober 1929 zusammenbrach, konnten die meisten ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen. Sie zogen Geld von ihren Banken ab, was einen Ansturm auf die Banken und schließlich eine schwere wirtschaftliche Krise auslöste. Mehr als 9.000 Banken scheiterten damals. 1980: Fehlannahme „Zinssätze steigen nicht“ Die Savings-and-Loan-Krise war eine Bankenkrise in den 1980er Jahren in den Vereinigten Staaten. Vor der S&L-Krise gingen die meisten davon aus, dass die Zinssätze nicht steigen würden. Doch im Oktober 1979 begann die Federal Reserve, die Zinssätze drastisch zu erhöhen, um die Inflation zu bekämpfen. Das Problem: Spar- und Kreditinstitute hatten Einlagen von Kund:innen zu variablen Zinssätzen entgegengenommen und Hypotheken zu festen Zinssätzen vergeben. Als die Zinssätze dann anstiegen, erhöhten sich ihre Kosten drastisch, während die Einnahmen gleich blieben. Über 2.000 Spar- und Kreditinstitute (S&Ls) brachen damals ab 1980 in den USA zusammen. 2008: Fehlannahme „Immobilienpreise sinken nicht“ Vor der Finanzkrise 2008 gingen die meisten davon aus, dass die Immobilienpreise nicht fallen würden. Anleger:innen kauften in großem Umfang sogenannte mortgage backed securities (hypothekarisch gesicherte Wertpapiere), insbesondere die riskanteren Subprime-Hypotheken. Doch falsch gedacht. Durch ein Überangebot an Wohnraum begannen die Immobilienpreise ab 2006 zu fallen. Die mortgage backed securities verloren an Wert. Der daraus resultierende wirtschaftliche Domino-Effekt führte schließlich zur globalen Finanzkrise im Jahr 2008, während der insgesamt 489 Banken scheiterten – 157 allein im Jahr 2010. 2023: Wieder eine Fehlannahme? Die jüngste Pleite der Silicon Valley Bank hat die Angst vor einer neuen Finanzkrise geschürt. Unterliegt das Scheitern der Bank wieder einer ökonomischen Fehlannahme? Die Antwort ist: Ja. Denn die SVB hatte unter anderem darauf gewettet, dass die Zinssätze nicht steigen würden. Nach der Corona-Pandemie 2020 boomten Risikokapital und Startups, und die SVB wurde mit neuen Einlagen überschwemmt. Das Geld investierte sie in „sichere“ US-Staatsanleihen (sogenannte Treasuries). Der Haken: Diese Staatsanleihen haben lange Laufzeiten von bis zu 30 Jahren – und sie reagieren sehr empfindlich auf Zinsänderungen. Durch die Zinserhöhungen der Fed im Jahr 2022, verloren die Staatsanleihen stark an Wert. [crosslinks ids=" 1541161,1542847,1541204"] Als die SVB am 8. März über ihren Kapitalbedarf informierte, verfielen Startups in Panik und zogen ihre Gelder ab – dieser Ansturm auf die Bank, auch als „bank run“ bekannt, war der Anfang vom Ende, wie wir heute wissen. „Man hätte diesen Tag vorhersehen müssen“, sagte Investor Marlon Braumann, Partner bei Elevate3 Capital, letzte Woche im Interview mit t3n. Bleibt die Frage: Was können wir aus den jüngsten Bankkollapsen lernen?