Wie lange wird es noch Bargeld geben?

Eine Umfrage zeigt, dass die Deutschen dieses Jahr kein Bargeld unterm Weihnachtsbaum haben wollen. Wollen sie es denn überhaupt noch? Nur Bares ist Wahres, so könnte das Motto von uns Europäer:innen lauten. 2019 galt Bargeld laut einer Zahlungsverhaltensstudie der EZB noch als beliebtestes Zahlungsmittel im Euroraum. Besonders gegen Ende des Jahres nehmen die Bar-Abhebungen für gewöhnlich zu, wie Zahlen der Deutschen Bundesbank zeigen. Klar, schließlich landen die bunten Scheine gern unterm Weihnachtsbaum, falls einem nichts Besseres einfällt. [crosslinks ids="1434883,1341416,1424926"] Auch zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 wurden höhere Auszahlungen von Banknoten als in den Vorjahren gemessen, was zeigt, dass Bargeld innerhalb der Bevölkerung ein sehr hohes Vertrauen genießt. Scheint, als würden wir, wenn es hart auf hart kommt, zu Klopapier und Bargeld greifen. Aber bitte nicht verwechseln! Weniger Bargeld zu Weihnachten Doch zwei Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie hat unsere Liebe fürs Bargeld abgenommen. Laut Statista wurden im Jahr 2020 etwa 56,3 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland mit Kartenzahlungen erzielt. Auch zu Weihnachten dürfte es dieses Jahr weniger Scheine unterm Baum geben. Laut einer aktuellen Umfrage des Zahlungsdienstleisters Unzer schließt jede:r Fünfte aus, an Weihnachten Geld zu verschenken (21 Prozent). Bei den Älteren ist der Anteil geringer: Nur dreizehn Prozent der über 55-Jährigen wollen zum Weihnachtsfest kein Bargeld verschenken. Danke Omi und Opi! Dirty Money Als Gründe für den Bargeldverzicht werden die aktuelle Corona-Pandemie, die zu neuen Zahlungsgewohnheiten geführt hat, sowie Vorbehalte der Verbraucher:innen bezüglich der Hygiene von Münzen und Scheinen genannt. Fast jede:r Dritte gibt an, Barzahlungen so gut es geht zu vermeiden (28 Prozent). Dabei gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg für ein höheres Übertragungsrisiko von Coronaviren über Banknoten. Denn „anders als glatte Oberflächen, wie der Griff am Einkaufswagen oder die in Folie verpackten Waren, weisen Banknoten eine poröse Struktur auf, auf der Coronaviren – sofern sie überhaupt darauf gelangen sollten – rasch eintrocknen“, schreibt die Bundesbank. Das sind die beliebtesten Online-Bezahldienste Von den veränderten Zahlungspräferenzen haben auch Online-Bezahldienste wie Paypal, Klarna und Google Pay in den letzten Monaten profitiert, schließlich kann man mit ihnen kontaktlos, schnell und einfach von überall Geld senden oder Käufe abwickeln. Der absolute Gewinner unter den Bezahldienstleistern ist Statista zufolge Paypal: Rund 95 Prozent der Befragten nutzten den Dienst zwischen Juli 2020 und Juni 2021 mindestens einmal, gefolgt von Klarna und Amazon Pay. [caption id="attachment_1439543" align="aligncenter" width="620"] (Grafik: Statista)[/caption] Klarna ist das wertvollste Unternehmen Europas Auch im Ranking der eingesammelten VC-Gelder stehen Fintechs ganz oben, wie der kürzlich veröffentlichte „State of European Tech 2021“-Report zeigt. Die Hälfte der zehn europäischen Unternehmen, die 2021 die größten Investitionsrunden einfahren konnten, stammt aus diesem Bereich. Klarna gilt dabei mit einer Bewertung von rund 45 Milliarden US-Dollar als das wertvollste Unternehmen Europas. Wird es bald kein Bargeld mehr geben? Die Tage des Bargelds sind angezählt. Aber bis das Bargeld komplett abgeschafft wird, wird es wohl noch dauern. Aktuell läuft eine Testphase der EZB, die bis 2023 mögliche Kriterien für die Einführung eines digitalen Euro festlegen will. China ist da schon weiter: Dort ist der digitale Yuan bereits in verschiedenen Testszenarien im Einsatz. Es scheint also keine Frage mehr, ob, sondern nur noch wann das Bargeld abgeschafft wird.