Capgemini-Studie: 5G als zweitwichtigster Baustein für die digitale Transformation
Nach der über die Bühne gebrachten Versteigerung der 5G-Frequenzen in Deutschland dürfte der Fokus ab sofort zunehmend auf mögliche Einsatzfelder der Zukunftstechnologie gelegt werden. Fakt ist: Vor allem für Industrieunternehmen ist der neue Mobilfunkstandard eine Chance, ihre digitale Transformation voranzutreiben.
Nach Angaben der Studie „5G in Industrial Operations: How Telcos and Industrial Companies Stand to Benefit“ des Capgemini-Research-Institutes planen sie, die Technologie innerhalb von zwei Jahren nach Markteinführung zu implementieren. Ein hohes Interesse bestehe insbesondere am Erwerb von Industrielizenzen, heißt es.
Insbesondere große Unternehmen mit mehr als zehn Milliarden US-Dollar Umsatz hätten ein starkes Interesse daran, eine eigene Lizenz zu beantragen, schreiben die Studienautoren. Für die Untersuchung sind mehr als 800 Führungskräfte von Industrieunternehmen sowie 150 Führungskräfte der Telekommunikationsbranche aus zwölf Ländern befragt worden.
5G entscheidend für digitale Transformation
Ein weiteres zentrales Ergebnis: 75 Prozent der Führungskräfte von Industrieunternehmen glauben, dass 5G der Schlüsselfaktor für ihre digitale Transformation in den kommenden fünf Jahren sein werde. Damit messen sie dieser Technologie die zweitgrößte Bedeutung nach Cloud-Computing (84 Prozent) bei und stellen sie noch vor Innovationstreiber wie Automatisierung und künstliche Intelligenz sowie maschinelles Lernen.
In Deutschland sehen 79 Prozent der Befragten 5G sogar als wichtigsten Faktor an, gleichauf mit Cloud-Anwendungen. Allgemein sind Unternehmen offenbar davon überzeugt, dass die Eigenschaften von 5G dazu beitragen werden, die Herausforderungen im Zusammenhang mit Konnektivität zu meistern und zukünftige Anwendungsfälle zu unterstützen.
„5G hat unter anderem aufgrund einer kürzeren Latenzzeit sowie einer höheren Übertragungsrate im Vergleich zu den heutigen Kommunikationstechnologien das Potenzial, diese abzulösen. Damit werden vielseitige Anwendungen, von der Effizienzsteigerung und Automatisierung im Bereich Smart Manufacturing zu Angeboten einer digitalisierten Customer-Experience durch Augmented und Virtual Reality sowie autonomem Fahren ermöglich“, sagt Steffen Elsässer, Managing Director von Capgemini Invent Central Europe.
Industrieunternehmen wollen 5G schnell umsetzen
Das Vertrauen in das Potenzial von 5G sei so groß, dass weltweit mit 65 Prozent fast zwei Drittel der befragten Industrieunternehmen angeblich planen, die Technologie innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Verfügbarkeit einzusetzen.
Demnach streben 75 Prozent der Unternehmen in Großbritannien und Italien, 69 Prozent in Spanien und 68 Prozent in den USA und Norwegen eine Implementierung innerhalb von ein bis zwei Jahren an. In Deutschland haben allerdings nur 49 Prozent der befragten Unternehmen angegeben, das so schnell tun zu wollen.
Eine mögliche Erklärung der Studienautoren ist, dass nur knapp ein Drittel (29 Prozent) der deutschen Führungskräfte der Meinung sei, dass ihre aktuellen Konnektivitätslösungen ihre Initiativen zur digitalen Transformation bremsen, verglichen mit 44 Prozent der Befragten weltweit.
Die Großen dürften zuerst implementieren
Die größten Industrieunternehmen werden 5G höchstwahrscheinlich zuerst implementieren, heißt es in der Studie: 74 Prozent der Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über zehn Milliarden Dollar erwarten den Einsatz in den ersten zwei Jahren, verglichen mit 57 Prozent mit einem Umsatz zwischen 500 Millionen und einer Milliarde Dollar.
33 Prozent der befragten Unternehmen beabsichtigen, eigene Lizenzen für die industrielle Nutzung zu beantragen, in Deutschland sind dies 28 Prozent. Weltweit haben offenbar besonders große Unternehmen, die einen Umsatz von mehr als zehn Milliarden Dollar vorweisen, das größte Interesse an eigenen Lizenzen (47 Prozent). Dies wird durch den Wunsch nach mehr Autonomie und Sicherheit in Verbindung mit der Sorge, dass die Telekommunikationsunternehmen bei der Einführung öffentlicher 5G-Netze zu langsam sind, gefördert.
„Als Hersteller beobachten wir die 5G-Landschaft genau und glauben, dass es mehrere Vorteile hat, eine eigene Lizenz zu besitzen. Dies würde uns ermöglichen, die volle Kontrolle über unsere 5G-Strategie zu behalten, indem wir die Freiheit haben, das Netzwerk entweder allein oder mit einem Telekommunikationsanbieter zu betreiben“, sagt Gunther May, Leiter Technologie und Innovation, Geschäftsbereich Automation und Elektrifizierung von Bosch Rexroth.
Große Zahlungsbereitschaft vorhanden
Mehr als die Hälfte der Unternehmen begründen ihre Investitionen in 5G damit, dass sie dadurch ihre Abläufe sicherer gestalten (54 Prozent) und sich effizientere Betriebsabläufe sowie Kosteneinsparungen (52 Prozent weltweit) realisieren lassen könnten. Damit geht die Erwartung einher, dass 5G dazu beitragen wird, Anwendungsfälle wie Echtzeit-Edge-Analysen, Videoüberwachung, Fernsteuerung der verteilten Produktion, KI-fähige oder ferngesteuerte Bewegungen, Remote-Operationen über Augmented und Virtual Reality zu ermöglichen oder zu verbessern.
Obwohl die befragten Unternehmen sich offenbar nicht sicher darin sind, wie schnell es zur Bereitstellung der Technologie durch die Telekommunikationsunternehmen kommt, wären sie bereit, mehr für eine verbesserte 5G-Abdeckung zu zahlen: So würden ganze 72 Prozent der Industrieunternehmen mehr für eine höhere mobile Breitbandgeschwindigkeit und größere Kapazität bezahlen, aber nur 54 Prozent der Telekommunikationsanbieter schätzen dies so ein.
Diese Bereitschaft der Unternehmen, für Premiumdienste zu bezahlen, biete den Telekommunikationsunternehmen die Chance, ein hochprofitables 5G-Geschäftsmodell aufzubauen, heißt es in der Studie.
Und jetzt muss mir nur noch wer erklären, wozu das tolle „5G“ denn so wichtig sein soll…
Und NEIN: es ist nur „wichtig“ für Zeugs, das niemanden jemals interessieren wird!
Wenn wir etwas brauchen, dann ist das flächendeckend 3G/4G!
Das würde mehr als reichen und wäre mit einem Bruchteil an Sendemasten möglich.