Changerider: Warum Robotik und Automatisierung Arbeitsplätze sichern
Wie lassen sich Digitalisierung und Industrie 4.0 auch für den kleinen Mittelstand nutzen? Kai Ellenberger, Geschäftsführer der Maschinenbauers Ellenberger, begleitet den Etventure-Gründer und Changerider-Initiator Philipp Depiereux auf seiner Fahrt und berichtet über die Notwendigkeit des digitalen Wandels aus Sicht eines kleinen Maschinenbauers und wie wichtig Industrie 4.0 ist, um Arbeitsplätze zu sichern.
Kai Ellenberger – ein Wirtschaftsingenieur, der sein Unternehmen mit Innovationskraft und Neugier digitalisiert. Das Maschinenbauunternehmen Ellenberger wurde 1983 von seinem Vater gegründet, und hat sich auf die Bearbeitung von Gussteilen mit verknüpften Roboterzentren spezialisiert. Heute arbeiten 25 Mitarbeiter für das Unternehmen und stellen vor allem Motor- und Strukturteile aus Gussrohlingen, Hydraulik-Gehäuse für Landmaschinen, Filterelemente für den Anlagenbau sowie Rollen und Räder für den weltweiten Einsatz in Serienfertigung her. „Unsere Vision dreht sich nicht mehr nur um spezielle Fertigungsverfahren, sondern um den gesamten Prozess. Wir wollen für den Kunden einen Automatisierungsprozess entwerfen und bei uns aufbauen. Über einen Datenfluss, können wir die Geräte vorbeugend instandhalten und weitere Mehrwerte bieten“, so der Geschäftsführer aus Kaiserslautern.
„Wenn man immer Angst hat, schafft man es langfristig nicht, innovativ zu sein“
Industrie 4.0 ist das Mega-Thema der Wirtschaft in Deutschland. Auch für kleine und mittelständische Unternehmen ist es eine essenzielle Frage der zukünftigen Wettbewerbsfähigkeit auf internationalem Parkett und bietet großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle. „Jeder spricht von Industrie 4.0 und Digitalisierung. Eigentlich kein neues Thema. Die Herausforderungen waren die ganze Zeit schon da. Nur jetzt macht man sich Gedanken: Wie kann ich intern produzierte Daten, wie Maschinenzustände oder Stückzahlen auf ein einfaches standardisiertes Niveau zusammenzuführen und diese auch auswerten?“, so Ellenberger.
Um an Innovation zu arbeiten, neue Geschäftsmodelle zu finden oder mögliche „Schmerzpunkte“ zu erkennen, brauche es vor allem Mitarbeiter, die innovativ nach Lösungen schauen. Oftmals ist die Umsetzung allerdings gar nicht so einfach. Ellenberger sieht fehlendes Fach- und Expertenwissen meist als Hindernis und rät dazu, sich gute Partner zu suchen: „Wenn man Transparenz und Vertrauen schafft, kann man über strategische Partnerschaften diese Bereiche absichern. Das ist auch unbedingt notwendig, damit die Unternehmenskraft bei kleinen Unternehmen bleibt. Wenn man immer Angst hat, schafft man es langfristig nicht, innovativ zu sein.“ Kai Ellenberger selbst versucht auch im Tagesgeschäft, durch neue Innovationen die internen Prozesse zu verbessern. So arbeitet er beispielsweise bereits an einer internen Wissensdatenbank und der Entwicklung von spielerischen Schulungs-Tools.
„Heute haben wir immer noch 25 Mitarbeiter, aber machen fast das doppelte an Umsatz“
Automatisierung kann ein Quantensprung sein, vor allem für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens. Bereits 2005 begann Ellenberger mit der Umstellung von Handbetrieb auf Robotik in der Fertigstellung. Somit kann ein Mitarbeiter fünf Maschinen mithilfe eines Roboters betreuen. Mit dem Einsatz von Robotern gehen für viele Mitarbeiter allerdings auch Ängste einher: Wird es den eigenen Arbeitsplatz zukünftig noch geben? „Wir haben zusammen mit einer lokalen Zeitung in einem Bericht erklärt, dass Roboter Arbeitsplätze sichern. Das war auch so, denn ohne diese Automatisierung hätten wir damals einen Großkunden komplett verloren. Heute haben wir immer noch 25 Mann, aber machen fast das Doppelte an Umsatz. Das heißt, die Produktivität pro Mitarbeiter ist enorm gestiegen.“
Doch trotz aller positiven Entwicklungen, auch Kai Ellenberger stand mal kurz vor dem großen Scheitern: Um zwei Projekte zu verwirklichen, wurde eine Produktionsfläche verdoppelt. Das Unternehmen ist in Vorleistung gegangen, um eine eigene Halle zu bauen. Zunächst sollten darin Teile für einen Dieselmotor hergestellt werden. Aufgrund des VW-Skandals kamen sie allerdings nicht mehr auf die vereinbarte Stückzahl. Gleichzeitig wurde das zweite Projekt um zwei Jahre nach hinten verschoben. „Somit stand die Halle erstmal leer. Da waren wir nah am Komplett-Scheitern, weil so eine kleine Firma das einfach nicht stemmen kann. Was habe ich daraus gelernt? Es ist schwierig, wenn man mit Großkunden zusammenarbeitet, verbindliche Verträge zu bekommen. Wir arbeiten nun konkreter und versuchen eher kleinere Aufträge anzunehmen, um das Risiko zu streuen.“
Gegen Ende der Fahrt macht Kai Ellenberger Mut, sich mit der Digitalisierung zu befassen: „Kein Weg führt an der Digitalisierung vorbei. Jeder sollte sich zumindest mit dem Thema auseinandersetzen. Dabei aber nicht verrückt machen lassen, sondern versuchen, das was möglich ist, umzusetzen.“
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