Von ClimateTech bis New Food – das sind die 5 spannendsten Bereiche 2022

In welchen Bereichen sind im neuen Jahr die spannendsten Innovationen zu erwarten? Nach Gesprächen mit Investor:innen und neuen Reports stechen fünf Verticals heraus. Wer wird 2022 zum neuen Unicorn? Welches Startup wird die Welt verbessern? Das haben wir kürzlich 14 bekannte Investor:innen gefragt. Sie haben uns verraten, welche Startups ihnen zufolge im Jahr 2022 heiß sein werden. Im heutigen Briefing gehen wir einen Schritt weiter, clustern die Investment-Tipps nach Bereichen und nennen weitere Tipps der Investor:innen, die wir bislang noch nicht veröffentlicht haben. New Food Erst diese Woche wurde bekannt, dass das Urban-Farming-Startup Infarm zum nächsten Berliner Unicorn aufsteigt. Infarm baut smarte, vertikale Farmen, die Lebensmittelproduktion in urbane Ballungsgebiete bringen kann. Mit einer neuen Investition in Höhe von 200 Millionen US-Dollar lässt sich das Unternehmen nun in seiner Series D mit einer Milliarde Dollar bewerten. Neu investiert ist unter anderem der Staatsfond von Katar. Neben der vertikalen Landwirtschaft setzen die von uns befragten Investor:innen auf Startups, die Fleischalternativen anbieten. Lena Röslmaier, Senior Investment Associate bei Picus Capital, nennt das Startup BettrEgg als ein Beispiel für pflanzenbasierte, auf Fermentations-Technologie basierende oder zellbasierte Lebensmittelalternativen. Caroline Heil, CEO und Investorin bei The New Meat Co, glaubt an die beiden Startups Beyond Meat und Eat Just. Beyond Meat kreiert vegane Fleischalternativen auf Pflanzenbasis, Eat Just arbeitet an im Labor gezüchteten Fleisch. Heil sagt: „Beide passen nicht in unsere Investmentstrategie, sind aber Indikatoren für den gesamten Markt.“ Ed-Tech Auch im Bereich Bildung und Weiterbildung ist Bewegung im Markt. Als Katalysator diente sicherlich die Corona-Pandemie, die Student:innen vor die Screens verbannt und Arbeitgeber:innen vor neue Herausforderungen in Sachen Mitarbeiter:innenzufriedenheit und -bindung gestellt hat. Die beiden Investor:innen Bettine Schmitz und Gesa Miczaika von Auxxo glauben daher an das Startup Peers Solutions, das eine technische Lösung geschaffen hat, die skalierbar individualisierte branchenübergreifende Weiterbildung für alle anbietet. Sie sagen: „Mit ihrer Lösung für Skill-Analyse und Content-Beschaffung löst Peers ein Kernproblem unser Gesellschaft, denn laut World Economic Forum wird jede zweite Arbeitnehmer:in in den nächsten vier Jahren neue oder andere Skills benötigen.“ Für eine angenehmere Remote-Zusammenarbeit setzt Philipp Werner, Principal bei ProjectA, auf das Startup Butter aus Kopenhagen. Er sagt: „2021 wurde Remote Arbeit weiter beschleunigt. Gleichzeitig machte sich nicht nur eine generelle Zoom-Fatigue breit, sondern auch die Erkenntnis, dass bestehende horizontale Video-Conferencing-Lösungen zu kurz greifen, wenn Teams gemeinsam kreativ werden wollen. Das Gründungsteam von Butter hat es sich zum Ziel gesetzt, dem mit einer vertikalisierten Lösung für interaktive Online Workshops Abhilfe zu schaffen, damit Design-Sprints, Strategy-Meetings und Trainings auch virtuell erfolgreich gestaltet werden können.“ Er sagt, dass Remote Work mehr als das „New Normal“ werden wird. „Für virtuelle Teams wird kein Weg an Butter vorbeiführen.“ Xavier Sarras, Founding Partner von 4P Capital, glaubt an die neue Digitaluniversität Tomorrow’s Education, die Bachelor- und Masterprogramme für die digitalen Pioniere von morgen anbietet. Er sagt: „Anstatt an Vorlesungen teilzunehmen, lernen die Student:innen vernetzt und anhand von Challenges, die relevanten Kompetenzen des 21. Jahrhunderts zu entwickeln.“ Bastian Hasslinger von Picus Capital hat als Investmenttipp eine Lösung für Kinder parat: Das Ed-Tech-Startup Lottie will Kinder und deren Eltern dabei unterstützen, die ersten Schritte in einer zunehmend digitalen Welt zu navigieren. Er sagt: „Digitale Lösungen werden nicht nur zum Entertainment, sondern auch zum Lernen genutzt – mit spannenden Konsequenzen für Eltern und Kinder. […] Wir sind sehr gespannt auf den Launch in 2022.“ Health-Tech und Cannabis Durch die zunehmende Digitalisierung und die im Koalitionsvertrag beschlossene Legalisierung von Cannabis entstehen im Gesundheitsbereich große wirtschaftliche Chancen. Sebastian Stietzel, Serial Entrepreneur und Investor, setzt auf die Synbiotic SE. Er sagt: „Die Synbiotic SE als Plattform für die gesamte Wertschöpfungskette von Cannabinoiden war schon vor den Ankündigungen der neuen Bundesregierung sehr gut aufgestellt und gewachsen und wird den Rückenwind sehr gut nutzen können.“ Lena Röslmaier nennt Oviavo als spannendes Unternehmen, das Mitarbeiter:innen beim Thema Familienplanung mit individualisierten Angeboten und Budgets unterstützt. Sie sagt: „Was in Amerika schon lange Standard ist, folgt nun mehr und mehr in Europa – Unternehmen, die die besten globalen Talente für sich gewinnen wollen, sollten sich der Verantwortung für Mitarbeiter:innen-Gesundheit, inklusive mentale Gesundheit und Familienplanung, annehmen.“ Eckhardt Weber, General Partner von Heal Capital, und Sascha Günther, Principal bei Vorwerk Ventures, glauben an eine neue Form von Arztpraxen und Apotheken. Weber sagt: „Der Praxisverbund von Avi Medical wird die klassische Gesundheitsversorgung, so wie wir sie kennen, revolutionieren. Wir sind davon überzeugt, dass digitale Technologien die Gesundheitsversorgung neu definieren und eine bessere, kostengünstigere und einfachere Patientenversorgung garantieren können. Am Ende profitieren alle Beteiligten: Patienten, Ärzte und Versicherer.“ Günther nennt die Online-Apotheke Kurando als spannendes Startup für 2022. Er sagt: „Kurando ist eine Online-Apotheke, welche Medikamente binnen 30 Minuten liefert. Dabei stehen insbesondere verschreibungspflichtige Medikamente für chronisch kranke Patient:innen im Vordergrund. Zukünftig können Rezepte in der App eingelöst, der Medikationsplan mit ausgebildeten Fachpersonal besprochen sowie die Medikamente jedes Quartal pünktlich nach Hause geliefert werden. Kurando ist mit dem Fokus auf chronisch kranke Patient:innen bestens für die Einführung des E-Rezeptes in 2022 positioniert und wird eine treibende Rolle im Markt für den Onlinevertrieb von verschreibungspflichtigen Medikamenten spielen.“ Climate-Tech Der „State of Climate-Tech“-Report hat diese Woche gezeigt, wie sehr Technologien mit Klimaaspekten 2021 wachsen konnten. Besonders in diesem Bereich wird 2022 einiges passieren. Die Investorin Judith Dada von La Famiglia VC glaubt daher an die Zukunft von Sweep. Sie erklärt: „Sweep ist die einzige CO2-Management-Lösung im Markt, die es Firmen erlaubt, ihren gesamten CO2-Fußabdruck in Angriff zu nehmen.“ Marlon Braumann, Partner bei Elevat3 Capital, hat die Nachhaltigkeit der Baubranche im Blick. Er glaubt an das Unternehmen Gropyus, das modulare Mehrfamilienhäusern in Holzbauweise anbietet. Er sagt: „Gropyus schafft bezahlbaren Wohnraum – und das auch noch nachhaltig. Die Häuser werden komplett aus einer Hand produziert und mit einer eigenen Software ausgestattet. ‚Living as a service‘, quasi. Dass es in der neuen Regierung zum ersten Mal seit 2013 wieder ein eigenes Bundesministerium für Bauen und Wohnen geben wird, unterstreicht die Wichtigkeit des Themas für 2022 und beyond.“ Simon Bartmann, Senior Investment Manager und Executive Director der EWE AG, setzt auf das Climate-Fintech Bullfinch. Er sagt: „Die Welt steht vor der großen Aufgabe, die Klimakrise zu meistern, die auch zu einer massiven Gesundheitskrise werden wird. Bullfinch verbindet den weltweiten Kapitalmarkt mit lokalen Projekten von Energieversorger:innen und Entwickler:innen, um lokale, klimaneutrale Infrastruktur investierbar zu machen.“ Bastian Hasslinger nennt Sourceful als weiteren Startup-Tipp. Er sagt: „Sourceful ermöglicht es Konsumgüter-Unternehmen, den Impact ihrer Produkte zu verstehen, und bietet Zugang zu vorausausgewählten, nachhaltig operierenden Lieferanten. Während das Thema Nachhaltigkeit in 2021 an Relevanz gewonnen hat, glauben wir fest daran, dass es im Jahr 2022 ganz oben auf der Prioritätenliste vieler Unternehmen stehen wird, woraus sich zahlreiche spannende Möglichkeiten für innovative Technologie-Lösungen ergeben!“ Fintech Die Hälfte der zehn europäischen Unternehmen, die 2021 die größten Investitionsrunden einfahren konnten, stammt aus dem Fintech-Bereich, das zeigt der „State of European Tech“-Report. Im Fintech-Bereich glaubt Sascha Günther an das Startup Pockid. Er sagt: „Pockid ist der erste Anbieter einer Banking-App in Deutschland mit Fokus auf die Generation Z, also Jugendliche im Alter von 12 bis 24 Jahren. Die App ermöglicht der jugendlichen Kundengruppe erste Schritte in der Welt des Online-Banking zu machen.“ Maximilian Tayenthal, Founder und Co-CEO von N26, setzt auf die beiden Startups Getquin und Beatvest. Er erklärt: „Das Jahr 2021 war geprägt von zahlreichen SPACs, medienwirksamen IPOs, Wallstreetbets, einer steigenden Inflationsrate und Bestmarken an den Börsen. Immer mehr Menschen haben sich dadurch dem Thema ‚Investments‘ zugewandt und der Trend wird sich auch im nächsten Jahr fortsetzen.“ Doch snackable Informationen würden oft fehlen. Tayentahl sagt: „Man kann klar einen Trend erkennen, weg von langen Artikeln und langen Videos, hin zu Learning-by-doing und dem Abschauen bei anderen. Dabei kann die Investment-Community von Getquin helfen, denn dort bekomme ich schnell ein umfassendes Meinungsbild und habe dazu noch mein Portfolio im Blick.“ Beatvest sei für ihn spannend, da es „nun auch jener Zielgruppe, welche bisher Schwierigkeiten hatte Zugang zum Investieren zu finden, einen leichten Einstieg [bietet]. Beatvest wird mit dem Launch der App in 2022 ihren Kund:innen die Möglichkeit geben, mithilfe von kurzen Wissensmodulen, aber auch von Tools ihre ganzheitlichen Portfolios langfristig und ganz einfach aufzubauen. In Anbetracht der derzeitigen Marktgegebenheiten ist die Geldanlage als Alternative zum Sparbuch nicht mehr wegzudenken. Trotzdem ist der Großteil der Menschen vom Investieren immer noch überwältigt. Deshalb ist insbesondere Finanzbildung ein Thema, welches verstärkt vorangetrieben werden muss.“ Noel Zeh, Managing Partner bei Alstin Capital, hat eine B2B-Fintech-Lösung als Tipp für 2022 in petto: Pliant. Er sagt: „Pliant aus Berlin ist ein Corporate-Credit-Card-Startup. Klingt erstmal nicht disruptiv, jedoch, wenn man unter die Motorhaube schaut, ist es ein genial aufgebautes Startup, welches sich laserscharf auf ein unschlagbares Produkt fokussiert: die Kreditkarte. Die kann unter anderem auch von Enterprise-Kunden modular und sehr einfach in die bestehenden Prozesse eingebunden werden. Zudem kann der Kunde wählen zwischen einem Cashback oder einem CO2 Ausgleich für seine Transaktionen. Pliant wird mit einem großem Knall in 2022 starten. Nicht nur auf der Kundenseite, sondern auch auf der Investorenseite.“ Judith Dada setzt im Fintech-Bereich auf Bling, eine Bezahllösung für Kinder und Jugendliche. Sie sagt: „Das Startup Bling verbindet Fintech und Ed-Tech, um die Finanzkompetenz von Familien in Europa zu verbessern: Im Frühjahr kommen die Bling Card und App auf den Markt. Mit der Bling Card bezahlen Kinder und Jugendliche selbständig und mit der dazugehörigen App lernen sie den Umgang mit Geld und so all das, was uns in der Schule leider nie beigebracht wurde.“

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