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Coronakrise macht Volkshochschulen digitaler

Die Coronapandemie hat die Volkshochschulen verändert. Von jetzt auf gleich mussten Kurse online angeboten werden: Das wirkt sich auch künftig auf Programme aus.

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Onlineunterricht hat sich aufgrund der Coronakrise etabliert. (Foto: Rido / Shutterstock)

Auf einmal ging es. Weil es eben musste. Der Bauchtanzkurs lief online, der Kochkurs wurde gestreamt und Sprachkurse gingen als Webinar. „Wir hatten den digitalen Prozess schon begonnen, aber durch die Coronasituation sind wir von heute auf morgen in einen Turbogang geschleudert worden“, sagt die Leiterin der Kreisvolkshochschule Mainz-Bingen, Monika Nickels. Eine große Herausforderung, ein „Riesenaufwand“ sei dies gewesen, der auch den Blick verändert habe. „Wir schauen jetzt anders auf Projekte, wenn wir planen, und fragen: Kann man das auch online machen?“

Denn die Unsicherheit, was geht und was nicht geht, bleibt bestehen in der Pandemie. Im ab Mitte August startenden neuen Kursprogramm seien daher viele große Projekte derzeit in drei Varianten geplant: Als Präsenzveranstaltung, als Webinar und als Onlinekurs, berichtet Nickels. „Wir versuchen, so viel wie möglich hinzukriegen, aber es hängt an vielen Wenns und Abers“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Volkshochschulen von Rheinland-Pfalz.

Weniger Teilnehmer trotz zahlreicher Kurse

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Klar erkennbar sei bereits: Auch wenn die Zahl von rund 600 Kursen, die die größte Kreisvolkshochschule in Rheinland-Pfalz im nächsten Halbjahr plant, im Vergleich zum Vorjahr stabil bleibe – es werden viel weniger Teilnehmer kommen (können). „In viele Klassenräume dürfen wir wegen der Abstandsregeln statt bisher zwölf nur noch sechs Personen reinsetzen“, sagt Nickels. Sie rechnet daher mit einem Rückgang der Kursgebühreneinnahmen um bis zu 40 Prozent.

Die Coronakrise habe die Digitalisierung der Volkshochschulen (VHS) „unglaublich beschleunigt“, sagt die Direktorin vom Verband der VHS von Rheinland-Pfalz, Susanne Hermeling. Die Lernplattform „VHS Cloud“, die schon länger entwickelt worden war, wurde auf einmal rege genutzt – Kurse, wie zum Beispiel Schulabschlusskurse, wurden auf online umgestellt, damit sie zu Ende geführt werden konnten. Dafür mussten Kursleiter zunächst geschult werden. Denn Onlineunterricht erfordere ein ganz anderes Konzept als Kurse mit Präsenz im Klassenraum.

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Um den Prozess weiter voranzutreiben, brauche es Investitionen, sagt Hermeling in Mainz. „Für Hardware, für Software, für Personal und Fortbildung, damit diese Angebote auch qualitätsvoll umgesetzt werden können.“ Nickels berichtet, dass in Kursen für nachholende Schulabschlüsse die VHS den Schülern iPads zur Verfügung gestellt hat, damit sie mit den Lehrern zusammenarbeiten konnten. „Die haben ja sonst nur ihr Smartphone und das war’s.“

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Einnahmen bleiben aus

Derzeit haben die VHS im Land aber erstmal mit weggebrochenen Einnahmen zu kämpfen. Zum einen, weil Kurse abgesagt werden mussten, und zum anderen, weil Kurse „natürlich nicht so in der Quantität wieder anfangen, wie das vor der Pandemie der Fall war“, sagt die Direktorin. Die Verluste treffen die Schulen hart – machen die Teilnehmerentgelte doch über ein Drittel bis die Hälfte der Einnahmen von VHS aus. Zudem bekommen die VHS Mittel vom Bund, Land und den Kommunen.

Ob von den 67 VHS im Land wegen der Krise welche gefährdet seien, kann Hermeling nicht einschätzen. „Das kommt sehr darauf an, wie es einer Kommune geht, wie deren Haushalt belastet ist und wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt.“ Landesweit hatte es in 2019 noch 885.000 Unterrichtsstunden an den VHS gegeben, die 383.000 Teilnehmer bei 9.440 Kursleitern (2018) besuchten. In diesem Jahr sei wegen Corona bereits viel Unterricht ausgefallen, sagt Hermeling.

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Dies habe auch mehrere „vulnerable Gruppen“ getroffen, sagt die Verbandsdirektorin. So zum Beispiel geflüchtete Menschen, in Integrationskursen und vom Land geförderten Sprachkursen. „Die Kurse sind zum großen Teil wieder angelaufen, einige VHS haben zeitweise auf Onlineangebote umgestellt.“ Auch ältere Menschen litten unter dem Wegfall von Kursen. Sie kämen gerne zum Unterricht, auch, um nicht isoliert zu sein.

Mehr online angeboten in der Coronakrise hat auch die VHS Wittlich-Stadt und Land. „Wir haben früher schon gesagt, wir müssen mehr auf den Online-Pfad“, sagt Leiterin Mandy Kaiser. So wurden dann der Bauchtanzkurs auf Skype umgestellt, ein Kurs zum Ganzkörpertraining online gemacht und eine Live-Backsession angeboten. Das sei alles ganz gut angekommen, aber es gebe bei den Onlineangeboten auch Grenzen.

„Manche haben gesagt: ‚Mir fehlt das soziale Miteinander‘“, berichtet Kaiser. Die Kursteilnehmer hätten es gerne mal ausprobiert, aber nicht alle bis zu Ende durchgehalten. „Wir haben online einen guten Schritt nach vorne gemacht, aber es ist bei Weitem noch nicht so, dass ich sagen kann, wir könnten uns online über Wasser halten.“ Dennoch werde es nun auch weiter bei der VHS Wittlich Onlineangebote geben. „Ich glaube, in einem Jahr sind wir da weiter.“

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Bei dem neuen Programm plant Kaiser ab Mitte August mit rund 30 Prozent weniger Angeboten als ein Jahr zuvor. „Wir haben erstmal halbwegs normal geplant bis auf Kochkurse, die gehen wegen der Abstandsregeln nicht“, sagt sie. Alles sei aber mit Unsicherheiten verbunden: „Es kann sich je nach Coronalage von Tag zu Tag ändern.“ dpa

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