Satoshi Nakamoto: Warum ein Gericht sich mit der Frage beschäftigt, wer hinter dem Pseudonym steckt - t3n

Craig Wright hat lange behauptet, der Mensch hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto zu sein. Jetzt urteilte ein britisches Gericht: Er ist nicht der Erfinder des Bitcoins. In der vergangenen Woche hatte ein britisches Gericht darüber zu entscheiden, ob es sich bei dem Informatiker Craig Wright tatsächlich um den legendären Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto handelt. Das Urteil von Richter James Mellor fiel überraschend klar aus: Nein, Wright ist nicht Nakamoto. Die Identität von Nakamoto ist ein Mysterium Wer der Erfinder des Bitcoins ist, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Die Person oder die Personengruppe, die 2008 das Whitepaper für den Bitcoin geschrieben und veröffentlicht hat, blieb immer hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto verborgen. Deshalb wird gerätselt, wer die Kryptowährung erschaffen hat. Mittlerweile sind schon eine ganze Reihe von Menschen als mögliche Nakamotos gehandelt worden, darunter auch Tesla-Gründer Elon Musk. Craig Wright ist allerdings der einzige, der das von sich selbst behauptet. Deine Meinung ist gefragt! Wir wollen t3n Pro passend zu deinen Bedürfnissen optimieren und benötigen dafür dein Feedback. Hilf uns, die Inhalte von t3n Pro noch besser zu machen, indem du kurz an unserer Umfrage teilnimmst. Es dauert nur 3 Minuten. Zur Umfrage. Was man über Nakamoto weiß: Am 11. Februar stellte er den Open-Source-Code seines Kryptowährungssystems in ein Internetforum, danach war der Mensch hinter dem Pseudonym bis April 2011 in der Kryptoszene aktiv: Er schrieb E‑Mails und postete in Foren. Dann wurde es ruhig um ihn, Nakomoto soll sich anderen Projekten zugewandt haben. Als erster Bitcoin-Miner hat er 22.000 Blöcke selbst geschürft. Ihm gehört daher ein großer Anteil der Kryptowährung, insgesamt über eine Million BTC. Wer ist Craig Wright? Craig Steven Wright ist ein australischer Informatiker, der seit 2016 öffentlich behauptet, Teil des Teams gewesen zu sein, das den Bitcoin erschaffen und sich hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto versteckt hat. Auch auf seiner Website gibt er an, zusammen mit dem verstorbenen Sicherheitsexperten Dave Kleiman den Bitcoin erfunden zu haben. In der Kryptogemeinde ist Wright aber eine sehr umstrittene Person. Zwar hat der Australier immer wieder versucht, seine Identität als Nakamoto zu beweisen. Doch die meisten glauben ihm nicht mehr. Anfangs überzeugt Wright noch Menschen von seiner Identität als Bitcoin-Erfinder, unter anderem auch Gavin Andresen, damals Cheftechnologe der Bitcoin-Foundation, der selbst Kontakt zu Nakamoto hatte, als der noch aktiv war. Doch Wrights angebliche Beweise stellten sich schnell als Täuschung mit nachdatierten Dokumenten heraus. Zugriff auf Nakomotos Kryptovermögen hat er offensichtlich nicht. Worum ging es in dem Prozess? Die Frage, ob Wright tatsächlich Satoshi Nakamoto ist, hat nun sogar ein britisches Gericht beschäftigt. Am 14. März 2024 kam Richter James Mellor vom britischen High Court zu dem Schluss, dass Wright nicht Nakamoto ist. Weder sei Wright der Autor des Whitepapers noch die Person hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto und er habe auch nicht das Bitcoin-System oder die erste Version der Bitcoin-Software erschaffen, so das Urteil des Richters. Eine ausführliche schriftliche Begründung will das Gericht noch nachliefern. [crosslinks ids="1500156,1556635,1544427"] Geklagt hatte die Cryptocurrency Open Patent Alliance (COPA). Dahinter steht ein Zusammenschluss von Kryptounternehmen wie Coinbase, Block, Microstrategy und Kraken. Ziel der Organisation ist es, die rechtlichen Probleme im Ökosystem zu beseitigen. Und die werden von Wright erzeugt, der gegen viele Kryptofirmen vorgeht. Teils geht es dabei darum, wem ein großes Kryptovermögen gehört, teils um angebliche Patentrechtsverletzungen. Aus Sicht seiner Kritiker will Wright mit diesen aggressiven Klagen vor allem für Unsicherheit im Markt sorgen. Im Kern ging es in dem Prozess in London um angebliche Fälschungen, mit denen Wright versucht haben soll, seine Identität als Schöpfer des Bitcoins zu belegen. Konkret beschuldigte die COPA Wright, Teile seiner Biografie erfunden und Dokumente gefälscht zu haben. Die Klage soll Wright aber vor allem daran hindern, Ansprüche auf die Kryptowährung anzumelden. Was, wenn Wright wirklich Nakamoto wäre? Wäre Wright nämlich wirklich Nakamoto, könnte er beispielsweise urheberrechtliche Ansprüche auf das Bitcoin-Whitepaper und auf die dazugehörige Software geltend machen. Dann könnte er Lizenzgebühren von Unternehmen fordern, die die Bitcoin-Technologie nutzen oder darauf aufbauen. Zumindest hätte eine Bestätigung seiner Identität als Nakamoto Wrights Position in laufenden Gerichtsverfahren gestärkt. Denn der Informatiker hat in den vergangenen Jahren 13 Kryptoentwickler und ‑unternehmen wegen Urheberrechtsverletzungen in Zusammenhang mit dem Bitcoin-Whitepaper und der Blockchain verklagt. Sie können jetzt aufatmen. Das Aufdecken der Identität von Nakamoto hätte zudem mit ziemlicher Sicherheit Unsicherheiten und Kursschwankungen beim Bitcoin heraufbeschworen, da dann eine einzelne Person Kontrolle über die Kryptowährung gewinnen würde. Würde der echte Nakamoto sein großes Bitcoin-Vermögen bewegen, wären Marktturbulenzen rund um die Kryptowährung die Folge. Wie geht es jetzt weiter? Richter Mellor stoppte nun auch zwei Verfahren, in denen Wright gegenüber Coinbase und Block Datenbankrechte an der Bitcoin-Blockchain geltend machen wollte. Er warf den Unternehmen vor, die Bitcoin-Codebasis ohne Erlaubnis verwendet und modifiziert zu haben. Wrights Forderungen widersprechen für viele in der Kryptowelt der Intention des Bitcoins, der als quelloffen und frei verfügbar für die Nutzung und die Veränderung durch jedermann konzipiert worden ist. Auch deshalb haben sich starke Unterstützer gegen Wrights Klagen gefunden. Unter anderem finanzierte der Bitcoin Legal Defense Fund die Beklagten bei der Gegenwehr in den Prozessen gegen Wright.