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MIT Technology Review Feature

Designer-Babys: Trotz Gefängnisstrafe glaubt dieser Forscher weiter an die Genveränderung bei Embryonen

He Jiankui musste wegen der Herstellung der weltweit ersten genmanipulierten Babys für drei Jahre ins Gefängnis. Doch die Arbeit mit der Geneditiermethode CRISPR lässt ihn nicht los. Wie sehen seine neuen Forschungspläne aus?

Von MIT Technology Review Online
3 Min.
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Das Geneditier-Werkzeug CRISPR wird auch Genschere genannt, weil damit spezifische Genabschnitte der DNA herausgeschnitten und verändert werden können. (Symbolbild: PopTika/ Shutterstock)

Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass der chinesische Wissenschaftler He Jiankui die Gentechnologie CRISPR verwendet hatte, um die Gene lebender menschlicher Embryonen zu bearbeiten, was die ersten gen-editierten Babys der Welt hervorbrachte. Die Nachricht machte He (oder JK, wie er genannt werden möchte) weltweit zu einer umstrittenen Figur. Ein Jahr später verurteilte ihn die chinesische Regierung zu drei Jahren Gefängnis. Der Vorwurf: illegale medizinische Praktiken.

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2022 kam JK aus dem Gefängnis frei. Am vergangenen Donnerstag sprach er mit zwei Redakteuren der US-Ausgabe der MIT Technology Review erstmals über das Experiment, seine aktuelle Situation und seine Zukunftspläne.

In den vergangenen beiden Jahren hat der Wissenschaftler einiges erlebt. Nach seiner Entlassung versuchte er, in Hongkong Fuß zu fassen, wurde aber von der dortigen Regierung abgewiesen. Er erklärte öffentlich, dass er ein gemeinnütziges Labor in Peking gründen würde, was allerdings bisher nicht geschah. Dann sollte eine Forschungseinrichtung für Genmedizin an der Wuchang University of Technology, einer privaten chinesischen Universität, leiten, scheint aber wieder entlassen worden zu sein. Jetzt ist er laut dem Branchen-Nachrichtenportal Stat News nach Hainan, Chinas südlichster Inselprovinz, umgezogen und hat dort ein Labor eröffnet.

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Im Gespräch mit der MIT Technology Review bestätigte JK, dass er derzeit in Hainan daran arbeite, mit Hilfe dvon CRISPR genetische Krankheiten wie Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) zu heilen.

CRISPR: Vorerst nur Forschung an Mäusen und Affen

Derzeit werde er durch private Spenden chinesischer und amerikanischer Unternehmen finanziert, deren Namen er jedoch nicht nennen könne, sagte JK. Einige hätten ihm sogar angeboten, in obskure Länder mit laxen Vorschriften zu reisen, um seine frühere Arbeit fortzusetzen. Das habe er aber abgelehnt. Er würde gerne in die akademische Welt zurückzukehren, um dort weiter zu forschen, was er allerdings auch derzeit in einem privaten Labor machen könne. Im Moment plane er, nur an Mäusen, Affen und nicht lebensfähigen menschlichen Embryonen zu experimentieren.

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Sein Experiment im Jahr 2018 brachte China dazu, Vorschriften zu erlassen, die Gen-Editing für reproduktive Zwecke ausdrücklich verbieten. Heute ist die Einpflanzung eines gen-editierten Embryos in einen Menschen eine Straftat, die mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft werden kann. JK wiederholte mehrfach, dass alle seine aktuellen Arbeiten „mit allen Gesetzen, Vorschriften und der internationalen Ethik übereinstimmen“. Allerdings wollte er nicht die Frage beantworten, wie seiner Meinung nach die Regulierung des Gen-Editierens aussehen sollte.

Er sei zuversichtlich, dass die Gesellschaft eines Tages umdenken und das Gen-Editing von Embryonen als eine Form der medizinischen Behandlung akzeptieren werde. JK sagte: „Menschen sind immer konservativ. Wir sind stets besorgt über Neues, und es dauert seine Zeit, bis die Menschen neue Technologien akzeptieren.“ Seiner Meinung nach ist die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz das größte Hindernis für den Einsatz von CRISPR für das Embryo-Editing.

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CRISPR gegen Alzheimer

Neben DMD ist Alzheimer eine weitere Krankheit, für die JK derzeit an Gen-Editing-Behandlungen arbeitet. Dafür gibt es einen persönlichen Grund. „Ich habe mich für die Alzheimer-Krankheit entschieden, weil meine Mutter an Alzheimer erkrankt ist. Also werde auch ich Alzheimer haben, und vielleicht auch meine Tochter und meine Enkelin. Also möchte ich etwas tun, um das zu ändern“, sagte JK. Sein Interesse an der Genbearbeitung von Embryonen sei nie darauf gerichtet gewesen, die menschliche Evolution zu verändern, sondern das Leben seiner Familie und der Patient:innen, die ihn um Hilfe gebeten haben.

Seine Idee für eine Alzheimer-Behandlung besteht darin, einen Teil in der menschlichen DNA-Sequenz zu verändern, um eine natürliche Mutation zu simulieren, die bei einigen isländischen und skandinavischen Menschen vorkommt und die laut früheren Forschungen mit einem geringeren Risiko, an Alzheimer zu erkranken, zusammenhängen könnte. JK sagte, dass es nur etwa zwei Jahre dauern würde, um die Grundlagenforschung für diese Behandlung abzuschließen. Aufgrund der derzeitigen Vorschriften könne und werde er aber keine Versuche am Menschen durchführen.

Gen-Editing, um die menschliche Gesundheit zu verbessern

Er vergleicht die Behandlung mit Impfstoffen, die in Zukunft für jeden leicht zu bekommen sein werden. „Ich würde sagen, dass in 50 Jahren, etwa im Jahr 2074, das Gen-Editing von Embryonen so verbreitet sein wird wie die künstliche Befruchtung, um alle genetischen Krankheiten zu verhindern, die wir heute kennen. Die dann geborenen Babys werden also frei von genetischen Krankheiten sein“, ist er überzeugt.

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Nach allem, was er durchgemacht hat, sieht JK die Zukunft des Gen-Editings bei Embryonen recht optimistisch: „Ich glaube, dass die Gesellschaft irgendwann akzeptieren wird, dass Gen-Editing bei Embryonen eine gute Sache ist, weil es die menschliche Gesundheit verbessert. Ich warte nur auf diesen Moment.“

Dieser Artikel stammt von Zeyi Yang. Er ist Reporter bei der US-amerikanischen MIT Technology Review. Yang deckt Technologien in China und Ostasien ab.
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