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Kolumne

Unter Druck arbeiten: So gehst du gelassener mit deinem Workload um

Menschen denken, sie könnten unter Druck gut arbeiten. Dass dies ein Irrtum ist, ist wissenschaftlich gut belegt. Wir zeigen dir, wie du klüger arbeiten kannst.

Von Isabell Prophet
3 Min.
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Druck auf der Arbeit führt selten zu guten Ergebnissen. (Foto: CrizzyStudio/Shutterstock)

Druck war lange Zeit ein Qualitätsmerkmal unserer Leistungsgesellschaft. „Kann unter Druck gut arbeiten“, das schrieben Menschen in ihre Lebensläufe. Und: „Unter Druck entstehen Diamanten.“ Und das ist natürlich wissenschaftlich sehr gut belegt – sonst gäbs ja keine Diamanten. Das Problem: Bevor die menschliche Kohlenstoffverbindung zum Diamanten wird, entstehen erst Organschäden und dann ist die Person tot. Aber dann, tatsächlich, dann entsteht etwas später vielleicht wirklich ein Diamant. Leider sind Diamanten sehr unproduktiv.

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Was tun wir also mit dem Druck? Die einen wünschen sich, ihre Führungskraft könnte sie auch mal ohne Druck an einem Projekt arbeiten lassen. Die anderen brillieren selbstverständlich nur unter Druck und fühlen sich von dem Gedanken, ihn zu lösen, provoziert. „Was ist Druck“, fragte im Jahr 1869 ein Autor des Scientific American, „und welche Arbeit wird er leisten?“. Zugegeben, ihm ging es um die Goldsuche. Aber er schreibt dann auch: „Physiker wissen, dass Druck nicht arbeitet.“

Aber bleiben wir erst einmal bei der menschlichen Arbeit. Nur mit Macht kann Druck erzeugt werden. So entstand im Umfeld der Mächtigen – erst Herrscher, später Fabrikbesitzer – eine Idee, die es irgendwie in kleine Startup-Klitschen mit Palettenmöbeln und schlechter Akustik geschafft hat.

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Die Idee, unter Druck zu arbeiten, war aus verschiedenen Gründen attraktiv:

  • Früher hielt der Druck Menschen beschäftigt, sie sollten nicht auf die Idee einer Revolution kommen. Und schon gar keine Energie dafür haben.
  • Druck hielt Menschen aus der Arbeitswelt fern, die familiäre Verpflichtungen hatten.
  • Druck holte das Maximum aus der menschlichen Ressource heraus.
  • Und, tatsächlich belegbar: Druck macht fokussiert und produktiv.

Das klingt toll. Und dennoch sollten wir den Leistungsdruck durch etwas Klügeres ersetzen. Denn nachhaltig ist er nicht. Das, was Menschen unter Druck leistungsfähig macht, sind die Stresshormone. Und diese Stresshormone sind kurzfristig sehr gesund, das gilt auch heute noch. Doch der Körper braucht seine Pausen. Führt Stress dazu, dass jemand sich nicht mehr regelmäßig entspannen kann, dann leidet die Regenerationsfähigkeit. Das Teammitglied beginnt, Fehler zu machen. Der Mensch wird krank und unkreativ. Und Kreativität ist die Fähigkeit, Probleme zu lösen.

Vergiss Druck. Nimm die hier:

Wenn wir den Druck loben, dann meinen wir eigentlich die Konzentration und die Produktivität. Und die kriegen wir auch anders.

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1. Klare Abläufe

Die Deadline markiert nicht den Zeitpunkt, an dem der Job gemacht werden muss, sondern den, an dem deine Partner:innen spätestens Ergebnisse sehen möchten. Das bedeutet: Wenn Aufgaben und Aufgabenschritte ihre Zeitpunkte in deinem Kalender haben, dann ist es nicht nötig, sie bis zum letzten möglichen Moment aufzuschieben. Mach sie dann, wenn es dir gut reinpasst. Gleichermaßen ist es nicht nötig, anderen enge Deadlines zu setzen. Sie steigern nur die Fehler- und Ausfallwahrscheinlichkeit.

2. Energiemanagement

Im Idealfall erledigst du deine Aufgaben dann, wenn sie dir am leichtesten fallen. Du kannst abends vier Stunden an deinem Newsletter sitzen oder morgens eine. Unterm Strich stehen drei Stunden Freizeit, die du mit Arbeit verbringst, oder eben nicht.

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3. Durchdachte Pläne

Wenn Menschen sich strukturieren, dann machen sie einen grundsätzlichen Fehler: Sie trennen Arbeit und Privates. Das führt dazu, dass die Arbeit die Freizeit zusammenstauchen darf, wann immer es nötig scheint. Wer sein Leben etwas integrierter betrachtet, kann dies vermeiden.

Deshalb arbeiten Selbstständige zunehmend mit maximaler Reduktion: Fokussierte Arbeitszeit sind dann wenige Stunden, die genau dann liegen, wenn sie am produktivsten sind. Der Rest des Tages ist für Termine, dringende Anfragen oder Sport und Kaffeedates reserviert. Das ist produktiv, weil nicht mehr externe Faktoren über die Arbeitszeit entscheiden, sondern eigene Fähigkeiten. So entsteht nicht Druck, sondern Leistung.

Angestellte können diese Flexibilität einführen, wenn Zeiten der Leistungshochs nicht mehr in Meetings oder Terminen abgesessen werden.

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Leistungsdruck ist ein Kunstprodukt

Der Druck war mal eine schöne Idee. In der modernen Arbeitswelt können viele ihn sich gar nicht mehr leisten. Sie brauchen keinen künstlichen Druck aus der Firma, die Gesamtsituation aus Arbeit, Familie, Ansprüchen und Mietpreisen macht ihnen Druck genug.

Druck bei der Arbeit ist ein Kunstprodukt. Er konnte sich so lange halten, weil sein Versprechen verführerisch klingt: Die Leute arbeiten unter Druck am besten. Aber dieses Versprechen wird nicht eingelöst. Die Menschen machen Fehler und sie werden krank. Und die Menschen werden gehen, denn heutzutage haben immer mehr von ihnen die Wahl. Oder wie der goldsuchende Autor des Scientific American es ausdrückte: Es gibt keine Nuggets mehr. Wer jetzt noch nach Gold sucht, muss wissenschaftlich arbeiten. Oder mit leeren Taschen zurückkehren.

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