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Metallverbrauch in Deutschland: Wie wir 89 Millionen Tonnen bis 2050 einsparen können

Bei 16 Tonnen pro Kopf liegt der Rohstoffkonsum in Deutschland. Etwa 11 Prozent davon gehen auf das Konto des Metallverbrauchs. Wo die größten Einsparpotenziale bei Metallen liegen, berichtet eine Ifeu-Studie.

Von Andrea Hoferichter
3 Min.
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Die Autoren der Studie empfehlen, beispielsweise Smartphones länger zu nutzen, um den Verbrauch frischer Metalle zu senken. (Foto: Karen Poghosyan 1/Shutterstock)

Geht es um den Verbrauch kritischer Metalle, ist schnell von Lithium, Kobalt und den seltenen Erden die Rede. Doch auch Massenmetalle wie Eisen, Aluminium, Kupfer und Nickel werden in Mengen verbraucht, die nicht nachhaltig sind. Es bestehe eine hohe Dringlichkeit, den Verbrauch von Metallen zu senken, heißt es in einer aktuellen Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (Ifeu). Wie das gelingen könnte, zeigen die Autoren anhand verschiedener Szenarien.

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„Allein im Verkehrssektor könnten bis 2050 fast 37 Millionen Tonnen Eisen, Aluminium, Kupfer und Nickel eingespart werden. In der Baubranche liegen die Einsparpotenziale im selben Zeitraum sogar bei bis zu 52 Millionen Tonnen“, sagt Maja Wilke von der Berliner NGO Powershift, die die Studie beim Ifeu beauftragt hat.

Jährlicher Metallverbrauch pro Kopf

Die Wissenschaftler haben zunächst den Istzustand erhoben. Danach macht der Metallverbrauch in Deutschland etwa 11 Prozent des Rohstoffkonsums aus, der seit 14 Jahren nahezu unverändert bei jährlich 16 Tonnen Rohstoffe pro Kopf liegt. Das sei mehr als der globale Durchschnitt – und mehr als das Doppelte der international als nachhaltig eingestuften Menge von sieben Millionen Tonnen, heißt es in der Studie. Wie bei den seltenen Erden sei bezeichnend, „dass Umweltschäden wie etwa bei der Extraktion der Erze nicht bei uns in Deutschland anfallen, sondern fernab unseres täglichen Konsums, weitestgehend in Ländern des globalen Südens“, schreiben die Autoren. „Vor allem der Kupfer- und Nickelabbau besitzt ein hohes Gefährdungspotenzial in nahezu allen Umwelt­gefährdungs­bereichen.“

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Hinzu kommen weitere Umweltrisiken entlang der Lieferkette, bei den Endverbrauchern und sogar noch nach der Entsorgung, die noch immer größtenteils im Ausland und oft ohne Maßnahmen zum Umwelt- und Gesundheitsschutz stattfindet. Für die Industrieländer sind außerdem die wirtschaftlichen Abhängigkeiten von wenigen anderen Ländern ein Nachteil. Nicht umsonst gelten auch Aluminium, Kupfer und Nickel in der EU als kritische Metalle. Zusammen mit Eisen machen sie in Deutschland etwa 94 Prozent des Metallkonsums aus. Dass der Konsum ohne Gegenmaßnahmen sinken wird, ist nicht zu erwarten – eher das Gegenteil, denn für die Energiewende, für Solar- und Windkraftanlagen werden noch zusätzliche Mengen gebraucht.

Quoten und Strafsteuern

Um den Einsatz frischer Metalle zu senken, empfehlen die Autoren, die Recyclingquoten zu steigern. Dabei könnten Produktpässe helfen, die den Recyclingunternehmen verraten, was genau wo in einem Gerät oder einer Anlage steckt. Auch über Quoten für den Einsatz von Sekundärmaterialien ließe sich das Recycling fördern oder über das Vorrangprinzip, heißt es in der Studie. Danach dürfen Primärrohstoffe nur eingesetzt werden, wenn tatsächlich keine Sekundärrohstoffe auf dem Markt oder innerhalb des Sektors verfügbar sind. Die Autoren werben zudem für eine längere Nutzungsdauer von Anlagen und Geräten wie etwa Smartphones. Dafür sei ein reparaturfreundliches Design gefragt und – im Falle von Handys – Software-Updates auch für ältere Geräte, schreiben sie.

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„Die deutsche Politik könnte sich Frankreich als Vorbild nehmen“, heißt es in der Studie. Denn Frankreich habe ein sogenanntes Umwelt-Malus-System implementiert, mit einer Art Gewichtsstrafsteuer für Kraftfahrzeuge. Dass zugleich regional für einen besseren Nahverkehr und Carsharing-Angebote gesorgt werden müsse, gehöre ebenfalls zu den nötigen Maßnahmen.

Im Wohnungsbau – Metalle stecken hier vor allem in Rohren, Leitungen und Fensterrahmen – ließen sich beachtliche Mengen Rohstoffe einsparen, wenn mehr Mehrfamilien- statt Einfamilienhäuser gebaut würden, bestehende Gebäude saniert und umgebaut statt abgerissen würden und wenn pro Person weniger Wohnfläche verbraucht würde. Leerstände gilt es zu vermeiden. Doch auch um dieses Potenzial zu nutzen, fehlen aktuell schlagkräftige Regulierungen und Anreize.

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„Wichtig ist jetzt ein rasches und koordiniertes Handeln vonseiten der Bundesregierung“, betont Wilke, „zum Beispiel im Rahmen der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie – aber auch das Verkehrs- und Bauministerium sind aufgefordert, in ihren Sektoren die notwendigen Weichen zu stellen.

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