Steam, seines Zeichens Online-Vertriebsplattform für Computerspiele, soll seine Monopol-Stellung in der Branche verlieren. Das ist zumindest das Vorhaben von Epic-Boss Tim Sweeney. Der Dienst der US-Firma Valve bietet Games online zum Verkauf an und liefert regelmäßig Patches für Bugs. Alles zentral auf einer Plattform. Dieses System findet in der Gamer-Community großen Zuspruch. Steam verzeichnet insgesamt Nutzerzahlen im dreistelligen Millionenbereich und bringt auch selbst immer wieder exklusive Titel wie beispielsweise die Half-Life-Serie heraus.
Gewinn macht Steam vor allem damit, dass 30 Prozent der Einnahmen von Spielen von Drittanbietern einbehalten werden. Ein System, bei dem Epic nicht länger mitspielen wollte, und deshalb 2019 damit begann, die eigenen Spiele exklusiv in einem eigenen Shop zu vertreiben. Epic selbst behält dabei nur zwölf Prozent des Umsatzes ein und will Marktführer Steam so nach und nach die exklusiven Deals vor der Nase wegschnappen.
Große Pläne bedeuten große Verluste
In den kommenden zwei Jahren plant Epic bereits mit mehr als Hundert weiteren exklusiven Titeln. Darunter große Namen wie der sechste Teil der Action-Adventure-Reihe Far Cry. Wie Mein MMO berichtet, haben diese Exclusives für Epic allerdings auch einen großen Preis. Epic verspricht den Entwicklern einen gewissen Betrag, der durch die Einnahmen gedeckt werden soll. Verkauft sich das Spiel allerdings schlechter als erwartet, kommt Epic für die fehlende Differenz auf. Allein im Jahr 2020 soll sich diese Garantie-Summe auf 444 Millionen US-Dollar belaufen haben. Epic nahm jedoch lediglich 265 Millionen Dollar mit den Games ein. Ein Verlust von 179 Millionen Dollar. Zieht man die 2019er-Zahlen noch hinzu, steigt diese Zahl auf mindestens 330 Millionen Dollar an.
Aus einem Dokument, das Tech-Konzern Apple im Rechtsstreit mit Epic angefertigt hat, geht hervor, dass die Verluste noch deutlich größer ausfallen. Mit dem eigenen Store habe Epic im Jahr 2019 nach eigenen Angaben 181 Millionen Dollar verloren. Noch einmal 273 Millionen Dollar Verlust kamen 2020 hinzu. Für das Jahr 2021 wird mit einem Minus von 139 Millionen Dollar gerechnet. Das macht insgesamt einen Verlust von knapp 600 Millionen Dollar seit Einführung des eigenen Stores. Das Unternehmen rechnet damit, dass der Store frühestens ab 2027 rentabel sein wird. Bis dahin sind weitere Verluste einkalkuliert.
Der ebenfalls kostspielige Rechtsstreit mit Apple, bei dem es ebenfalls um eine dreißigprozentige Beteiligung an In-App-Käufen seitens Apple geht, wird bei den genannten Summen noch nicht einmal berücksichtigt.
Mir als Linux-User unterstütze lieber Steam da sie mit Proton viele Windows-Only-Games auch unter Linux lauffähig machen. Proton basiert auf Wine und profitiert damit ebenfalls von dem Engagement. Außerdem beschäftigt Valve auch einige Linux-Entwickler um z.B. die Grafiktreiber unter Linux weiter zu verbessern.
Ein paar der Millionen könnte Epic Games auch ähnlich investieren um sich einen besseren Ruf aufzubauen, aber leider sehen sie wahrscheinlich keinen wirtschaftlichen Nutzen daran. Dabei wollen das Monopol von Steam aufbrechen nur um dann im Monopol von Windows zu bleiben?