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Fake-Bestellungen auf Amazon: Was hinter dem „Brushing“-Phänomen steckt

Amazon-Kund:innen bekommen Ware von Amazon zugeschickt, die sie nicht bestellt haben. Klingt erst einmal nach einer guten Nachricht. Doch dahinter steckt eine Betrugsmasche einiger Händler:innen. Was diese damit bezwecken und wie du reagieren solltest.

3 Min.
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Ein unerwartetes Amazon-Paket? Wie Händler mit gefälschten Käufen manipulieren (Foto: Hadrian / Shutterstock.com)

Es klingt wie ein kurioser Einzelfall, doch tatsächlich häufen sich Berichte über Menschen, die unerwartet Pakete von Amazon erhalten – obwohl sie selbst nie etwas bestellt haben. Der Inhalt besteht meist aus günstigem Kleinkram wie Silikonhüllen, Küchenutensilien oder billigen Elektronik-Gadgets.

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Auf den ersten Blick wirkt das Ganze wie ein harmloser Versandfehler und im eigenen Konto ist eine solche Bestellung auch gar nicht auffindbar. In Wahrheit aber steckt dahinter eine gezielte Manipulationsstrategie, die unter dem Namen „Brushing“ bekannt ist – und die weltweit Plattformen wie Amazon vor Probleme stellt.

Das bringen die Bestellungen den Händler:innen

Die Brushing-Masche funktioniert nach einem simplen, aber effektiven Prinzip: Händler – häufig aus dem Ausland – bestellen Produkte über Fake-Accounts und lassen sie an reale Adressen liefern. Diese Adressen sind keine Zufallsfunde. Oftmals stammen sie aus älteren Datenlecks, von gekauften Adressdatenbanken oder wurden über zwielichtige Drittanbieter beschafft. Die betroffenen Personen wissen davon nichts – sie haben weder bestellt noch bezahlt. Trotzdem kommt die Lieferung an.

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Dass sich dieser Aufwand lohnt, hat mit dem Bewertungssystem großer Marktplätze zu tun. Denn Produkte, die viele positive Rezensionen haben – am besten mit dem Vermerk „verifizierter Kauf“ –, erhalten mehr Sichtbarkeit, mehr Vertrauen und damit bessere Verkaufschancen, weil sie unter den zahlreichen ähnlichen Angeboten diverser Private Labels weiter vorne auftauchen. Genau das machen sich Brushing-Händler zunutze. Sie inszenieren Bestellungen und liefern tatsächlich aus, um anschließend positive Bewertungen schreiben zu können, die auf den ersten Blick echt wirken. Schließlich wurde das Produkt ja wirklich verschickt. Das betrifft übrigens sowohl die Bewertungen des Produkts als auch die der Händler:innen, sodass die Täter:innen gleich doppelt profitieren.

Die eigentlichen Empfänger:innen bekommen davon nichts mit, da sie ja nur als postalische Empfänger auftauchen und somit auch nicht die Ware rezensieren können. Für Amazon ist das ein Problem, denn die Plattform lebt vom Vertrauen in das Bewertungssystem. Wenn dieses unterwandert wird, leidet nicht nur die Glaubwürdigkeit des einzelnen Produkts, sondern die Integrität der gesamten Marktplatzstruktur.

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Amazon betont zwar, dass man gegen Brushing-Versuche vorgeht und auffällige Muster untersucht. In der Praxis ist das jedoch schwierig, denn anders als etwa beim Dreiecksbetrug kommt eine solche Sache meist nicht zur Anzeige, weil es im Handelsprozess eigentlich keinen (finanziell) direkt Geschädigten gibt. Viele dieser Händler agieren über kurzlebige Accounts, wechseln Identitäten und operieren oft außerhalb westlicher Rechtsräume. Eine konsequente Verfolgung ist dadurch nahezu unmöglich.

Rein rechtlich für Verbraucher:innen unproblematisch

Während Händler:innen von gefälschten Bewertungen profitieren und Amazon mit strukturellen Problemen kämpft, stehen betroffene Verbraucher:innen ratlos da. Wer unerwartet ein Paket erhält, fragt sich zunächst, ob ein Fehler vorliegt oder vielleicht ein Geschenk von Freunden. Dass man stattdessen Teil eines betrügerischen Schemas geworden ist, kommt wohl den wenigsten in den Sinn. Noch beunruhigender wird es, wenn man sich fragt, woher der Absender eigentlich die eigene Adresse kennt. Denn auch wenn das Päckchen legal zugestellt wurde, ist die Verwendung persönlicher Daten ohne Einwilligung rechtlich heikel.

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Rein rechtlich gesehen ist der Versand solcher Pakete meist unproblematisch – solange keine Rechnung gestellt wird. Die Empfänger:innen dürfen die Produkte in der Regel behalten, zumal eine Nachvollziehbarkeit sowohl gegenüber Amazon schwierig umsetzbar ist (aber technisch möglich wäre). Dennoch bleibt ein ungutes Gefühl zurück: Wurde meine Identität missbraucht? Wurden meine Daten gestohlen? Und wie oft ist das vielleicht schon passiert, ohne dass ich es bemerkt habe?

Plattformen müssen auf ihre Glaubwürdigkeit achten

Man sollte sich aber bewusst sein: Auch wenn man als Betroffene:r auf den ersten Blick nichts verliert, ist man dennoch nicht der oder die Profiteurin dieser Masche. Die wahren Verlierer sind zum einen die ehrlichen Händler:innen, die im fairen Wettbewerb stehen und gegen derartig manipulierte Bewertungen kaum eine Chance haben. Zum anderen leiden all jene, die sich auf die Rezensionen bei Amazon verlassen und im Vertrauen darauf ein Produkt kaufen, das seine guten Bewertungen gar nicht verdient hat.

Brushing, das natürlich gegen die Richtlinien von Amazon verstößt, ist ein Paradebeispiel dafür, wie Online-Marktplätze durch kleine Tricks auf Systemebene manipuliert werden können. Es ist mehr als ein kurzes Ärgernis oder eine kuriose Anekdote, sondern eher Ausdruck eines systemischen Problems in der Welt des E-Commerce. Denn im Onlinehandel ist das Vertrauen zur Währung geworden – und genau dieses Vertrauen steht zunehmend unter Druck. Für Plattformbetreiber bedeutet das, technische und organisatorische Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Kund:innen sollten daher vor allem aufmerksam bleiben.

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Kommentare (1)

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Jörg Langer

Brushing Trick, Betrug….

Wo ist hier ein Trick oder ein Betrug?

Es gibt nur jemand Falsche bewertungen ab, doch ein Betrug gibt es hierbei nicht.
Der „Ahnungslose“ Kunde bekommt Ware, die durch einen Anonymen „Bewerter“ bestellt und Gekauft wurden.

Das Bewertungen auf Online Portalen Unglaubwürdig sind, sollte man sowieso wissen und sich darauf nicht Verlassen.

Als „Opfer“ solch eines „Betruges“ würde ich mich eher Freuen, wenn ich Ware bekomme, die ich vielleicht gebrauchen kann, aber nichts dafür Bezahlt habe!

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