Food-Tech-Sektor: „Investoren treffen keine Fomo-Entscheidungen mehr“

Laut eines neuen Dealroom-Reports hat der Food-Tech-Sektor 2022 Widerstandsfähigkeit bewiesen. Zu den Verlierern gehörte der Bereich der Lebensmittellieferungen. Ein anderer Bereich wuchs um ganze 375 Prozent verglichen mit 2021. Wir verraten euch, welcher. Dealroom hat Anfang Februar gemeinsam mit Five Seasons Ventures einen Report über „The State of European Foodtech“ herausgebracht. Darin zeigt sich, dass sich der Food-Tech-Bereich trotz des schwierigen Investitionsklimas im letzten Jahr robust entwickelt hat. „Vom Investitionsstandpunkt aus betrachtet und wenn wir die Lebensmittellieferung ausschließen, ist Foodtech neben Immobilien der einzige vertikale Sektor neben dem Immobiliensektor der einzige vertikale Sektor, der im Jahr 2022 mehr Kapital angezogen hat als im Jahr 2021“, sagt Eléonore Lafonta, Senior Associate des französischen Wagniskapitalgebers Five Seasons Ventures, der den Report mit herausgegeben hat. „[…] Das Foodtech-Ökosystem hat einmal mehr seine Widerstandsfähigkeit bewiesen.“ [caption id="attachment_1534541" align="aligncenter" width="620"] Der Wert der öffentlichen Food-Tech-Unternehmen ging bis 2022 um 35 Prozent zurück, während der Gesamtwert der privaten Food-Tech-Unternehmen im gleichen Zeitraum um 34 Prozent zunahm. (Grafik: Dealroom)[/caption] Während die Bewertungen der börsennotierten Food-Tech-Unternehmen seit ihrem Höchststand im Jahr 2021 um 35 Prozent gesunken sind, sind die Bewertungen privater Food-Tech-Unternehmen fast um die gleiche Größenordnung gestiegen. Food-Tech ist nicht gleich Food-Tech Auch ein tieferer Blick in die Zahlen lohnt sich, denn Food-Tech ist nicht gleich Food-Tech. Der Report zeigt eine Verlagerung weg von der Finanzierung schneller Liefermodelle hin zu Unternehmen mit einer stärkeren Wirtschaftlichkeit. Laut Lafonta ist das eine Veränderung, die sich auch 2023 fortsetzen wird. [caption id="attachment_1534542" align="aligncenter" width="620"] In puncto Investitionen ist Food-Tech der zweitwiderstandsfähigste Sektor direkt hinter Immobilien – wenn man den Bereich der Lebensmittellieferungen ausklammert. (Grafik: Dealroom)[/caption] In puncto Investitionen ist Food-Tech in Europa der zweitwiderstandsfähigste Sektor direkt hinter Immobilien. Keine „Fomo“-Entscheidungen mehr Wenn es zu neuen Investitionen kommt, sind Investor:innen laut Lafonta nach den schwierigen letzten Monaten nun disziplinierter geworden, insbesondere wenn es um Unternehmensbewertungen und Vertragsbedingungen geht. [crosslinks ids="1485695"] „Einerseits sind die Due-Diligence-Prozesse gründlicher und dauern länger, andererseits gibt es so gut wie keine beschleunigten ‚Fomo‘-Entscheidungen mehr“, so Lafonta. Fomo steht für „Fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen. Funktionale Getränke gewinnen Innerhalb des Food-Tech-Bereichs gewannen in 2022 insbesondere die Bereiche der funktionalen Getränke (375 Prozent mehr Investitionen im Vergleich zum Vorjahr) und der alternativen Proteine (75 Prozent mehr Investitionen). [caption id="attachment_1534543" align="aligncenter" width="620"] Innerhalb des Food-Tech-Bereichs gewannen in 2022 insbesondere die Bereiche der funktionalen Getränke und der alternativen Proteine. (Grafik: Dealroom)[/caption] Zu den größten Verliererinnen gehörten die Bereiche Tiernahrung (83 Prozent weniger Investitionen im Vergleich zum Vorjahr) und Lieferkettentechnologien (ebenfalls 83 Prozent weniger Investitionen verglichen mit dem Vorjahr). [crosslinks ids="1530103"] 3 neue Einhörner Der Food-Tech-Bereich konnte sich auch über drei neue „Einhörner“ freuen, Unternehmen also, die mit einer Milliarde Euro beziehungsweise US-Dollar oder mehr bewertet werden. Die neuen Einhörner sind die Gastro-Bestell-Plattform Choco aus Berlin, Deliverect aus Belgien und Flipdish aus Irland. [crosslinks ids="1490106"] Mit insgesamt 23 Food-Tech-Einhörnern ist Europa nun kurz davor, China einzuholen (26 Food-Tech-Einhörner). Die USA liegen mit 54 Food-Tech-Einhörnern weit vorne auf dem ersten Platz.