Der eine Vorteil: Wie die Gen Z mit KI den Arbeitsmarkt aufmischt

Ist das die Generation KI? Der Linkedin-Gründer sagt ja. (Foto: PeopleImages.com - Yuri A/Shutterstock)
Für Reid Hoffman, den Mitgründer des Karrierenetzwerks Linkedin aus dem kalifornischen Sunnyvale, ist die Sache klar. Junge Absolvent:innen und Berufseinsteiger:innen der Generation Z bringen eine Eigenschaft mit, die sie für Arbeitgeber:innen „enorm attraktiv“ machen soll. Es sei nicht allein ihre generelle digitale Aufgeschlossenheit, sondern eine ganz spezifische Kompetenz.
Wie das Magazin Business Insider berichtet, bezeichnet Hoffman die jungen Talente als „Generation AI“. Ihre quasi angeborene Vertrautheit mit Werkzeugen der Künstlichen Intelligenz sei ihr entscheidender Hebel. Hoffman rät dieser Generation, ihre KI-Fähigkeiten im Bewerbungsprozess selbstbewusst als Stärke zu präsentieren.
Der Vorteil liegt im Transfer
Der Wert dieser Kompetenz zeige sich laut Hoffman vor allem im Unternehmensalltag. Dort könnten die „AI Natives“ ihr Wissen an ältere Kolleg:innen weitergeben und so die digitale Transformation des gesamten Unternehmens beschleunigen. Sie werden von Talenten zu internen Multiplikator:innen.
Diese Einschätzung deckt sich mit aktuellen Erhebungen. Laut einem Beitrag der internationalen Personalberatung Michael Page aus Addlestone im Vereinigten Königreich nutzen bereits 40 Prozent der Gen Z KI-Tools bei ihrer täglichen Arbeit – mehr als in jeder anderen Altersgruppe.
KI: Zwischen Jobmotor und Jobkiller
Die Debatte um KI am Arbeitsplatz ist jedoch nicht frei von Sorgen. Die beschleunigte Einführung von KI-Systemen schürt die Befürchtung, dass insbesondere Einstiegsjobs wegfallen könnten. Dario Amodei, Chef des KI-Unternehmens Anthropic aus San Francisco, prognostizierte unlängst, dass KI die Hälfte aller Büro-Jobs auf Einsteigerlevel auslöschen könnte.
Dieser pessimistischen Sichtweise stehen andere Branchengrößen gegenüber. Jensen Huang, CEO des Chip-Giganten Nvidia aus Santa Clara in Kalifornien, widersprach dieser Prognose deutlich. Zwar würden sich Jobs verändern, doch unterm Strich schaffe KI neue Möglichkeiten und Berufsfelder. Ähnlich argumentiert der Investor Mark Cuban, der Parallelen zu früheren technologischen Umwälzungen zieht, die ebenfalls alte Berufe verdrängt und gleichzeitig völlig neue geschaffen haben.
Die Gen Z befindet sich inmitten dieser Entwicklung in einer aussichtsreichen Position. Ihr Vorteil liegt darin, die neuen Werkzeuge nicht als Bedrohung, sondern als selbstverständlichen Teil ihres Repertoires zu begreifen.
Mehr als nur ein Tech-Thema
Die Fokussierung auf KI-Fähigkeiten allein greift jedoch zu kurz, um die Gen Z zu verstehen. Der aktuelle „Workplace Learning Report 2024“ (PDF) von Linkedin Learning belegt eine überdurchschnittlich hohe Lernbereitschaft. Für 76 Prozent dieser Generation ist kontinuierliches Lernen der Schlüssel für den beruflichen Aufstieg.
Gleichzeitig haben sie klare Vorstellungen von der Arbeitskultur. Wie ein Eintrag im HR-Lexikon des Münchner Unternehmens Personio zeigt, sind ihnen neben einem sicheren Job vor allem Flexibilität, eine klare Trennung von Beruf und Privatleben und eine diverse Unternehmenskultur wichtig.
Das oft gezeichnete Bild einer vermeintlich arbeitsunwilligen Generation wird durch harte Zahlen widerlegt. Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus Nürnberg zeigen, dass die Erwerbsbeteiligung der 20- bis 24-Jährigen in Deutschland auf einem Höchststand liegt. Auch dieses Klischee hält also einer Überprüfung nicht stand.