Gendergerechte Sprache: Warum Sprache in der PR für Vielfalt und Fairness stehen sollte

*, Innen, m/w/d – die Diskussion um eine geschlechtergerechte Sprache zieht weite Kreise und erhitzt nach wie vor die Gemüter. Im Fokus steht das generische Maskulinum in seiner Verwendung für gemischtgeschlechtliche Kollektive. „Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Ihren Arzt oder Apotheker“ – gehen uns im Sprachgebrauch maskulin geprägte Redewendungen leicht von den Lippen, hinterlassen sie bei näherem Betrachten einen faden Beigeschmack.
Ausbleibende Wirkung?
In vielen Unternehmen bekommt die gendergerechte Sprache innerhalb der Kommunikation nicht die Plattform, die sie angesichts des Zeitgeists haben sollte. Im Gegenteil – gegen neutrale oder inklusive Formulierungen regt sich enormer Widerwille. Von schlechter Lesbarkeit, beeinträchtigtem Lesefluss bis hin zu fehlender Wirkung reichen die Argumente. Bisheriger Höhepunkt zeigt sich in einem Petitionsvorhaben des Vereins Deutsche Sprache, der sich nach eigener Auffassung für den Erhalt und die Förderung der deutschen Sprache als eigenständiges Kulturgut einsetzt. Die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft würde nicht dadurch erreicht, wenn auf einmal von Ärztinnen und Ärzten die Rede ist; auch die Quote weiblicher Führungskräfte stiege so nicht signifikant an.
Spiegelt Sprache die Wirklichkeit?
Sprechen wir beispielsweise von Managern, Gründern und Vordenkern, sprechen wir in der Tat nur von Managern, Gründern und Vordenkern, also genau genommen von Männern. In der Wirklichkeit sind aber viele Managerinnen, Gründerinnen und Vordenkerinnen in den unterschiedlichsten Bereichen aktiv. Und gleichfalls auch Manager*innen, Gründer*innen und Vordenker*innen, die weder Frau noch Mann sind. Studien haben bereits nachgewiesen, dass gendergerechte Sprache einen spürbaren Unterschied macht. Natürlich kann in der Sprache nicht allein die Verantwortung liegen, die Gleichstellung aller Geschlechter zu erreichen. Aber sie ist eine wichtige Stütze in dieser Bewegung. Solange nicht alle Geschlechter in jedem Satz sichtbar werden, wird an erster Stelle weiterhin an einen Mann gedacht, wenn irgendwo ein Manager einen Rekordumsatz erwirtschaftet hat. Denn Sprache festigt unser Denken.
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Gendern tut nicht weh!
Bis auf wenige einschlägige Magazine tun sich noch viele Medienschaffende schwer, geschlechtergerechte Artikel zu publizieren. Jahrzehntelange Routine macht die Gewohnheit, und strenge Formatvorgaben für Headlines oder Sendebeiträge fordern den Rest – die Verwendung des Maskulinums ist nicht nur für viele Journalist*innen und Kommunikationsberater*innen ein zweckmäßiges, erfolgserprobtes Instrument.
Ein Spagat, den vor allem auch die PR schaffen muss: Ob Print, Online, TV oder Radio – jeder Kanal benötigt auch unterschiedliche Formate. Gendersternchen oder Binnen-I werden gerade von eher jungen Zielgruppen erwartet; klassische Medien beziehungsweise ältere Generationen tun sich eher schwer damit, sich dem zu öffnen. Aber auch hier lassen sich Möglichkeiten einer „sanften Rebellion“ raus aus der Komfortzone finden:
- Neutrale Beschreibungen wie „Fachkraft‟ oder „Publikum‟ schaffen Gleichheit.
- Verben wie „teilnehmen“ können Substantive wie „Teilnehmer“ gezielt und vor allem stilistisch gut ersetzen.
- Profilbeschreibungen wie „Fachleitung‟ neutralisieren den „Fachleiter‟.
- Weibliche Stimmen und Meinungen setzen Akzente.
- Direkte Anrede mit dem Vor- und Nachnamen schafft Klarheit.
Sprache ist lebendig und lebt vom Geist ihrer Zeit. Mit ihr lässt sich Verantwortung übernehmen, die nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich und sozial entscheidende Impulse setzt. „Aus Gründen der Verständlichkeit und Lesbarkeit“ kann also kein akzeptables Argument sein, Texte und Botschaften weiterhin im generischen Maskulinum zu formulieren.
Allerdings ist geschlechtergerecht und gleichzeitig ästhetisch zu texten mitunter sehr anspruchsvoll und aller Anfang schwer. Hilfreiche Tipps gibt es unter anderem hier:
- Genderleicht.de
- Geschickt gendern
- „Diskriminierungsfreie und gendergerechte Sprache“ vom Deutschen Journalisten-Verband
- „Richtig gendern“ vom Duden Verlag
- Neue deutsche Medienmacher*innen