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Googles Atom-Pakt: Neue Kernkraftwerke sollen KI-Rechenzentren befeuern

Der Technologiekonzern Google aus dem kalifornischen Mountain View plant einen großen Wurf in der Energieversorgung – zumindest nach eigener Wahrnehmung. Ein neuer Deal soll den Weg dafür ebnen. Das steckt dahinter.

Von Hannah Klaiber
4 Min.
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Google setzt für KI auf Kernkraft. (Bild: MIdjourney / t3n)

Wie Heise berichtet, hat Google eine Vereinbarung mit Elementl Power geschlossen, einem Unternehmen für Nuklearprojekte mit Sitz im US-Bundesstaat North Carolina. Gemeinsam wollen sie „drei fortschrittliche Kernkraftwerke“ für Standorte in den USA entwickeln. Jedes dieser Kraftwerke soll eine Leistung von mindestens 600 Megawatt (MW) liefern.

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Google will das nötige Kapital in einer ersten Phase bereitstellen, um die Projekte voranzutreiben. Diese Finanzierung soll die Standortgenehmigung, die Netzanschlussrechte sowie erste Vertragsarbeiten abdecken. Ziel sei es, zuverlässige, grundlastfähige und saubere Energie für den steigenden Bedarf der KI-Rechenzentren von Google zu liefern. Google-Managerin Amanda Peterson Corio, zuständig für die Energieversorgung der hauseigenen Rechenzentren, wird mit den Worten zitiert, die Kraftwerke sollten die „Stromnetze an unseren Standorten stärken“. Konkrete Standorte wurden indes nicht genannt.

Das Erste der geplanten Kernkraftwerke soll bereits 2030 ans Netz gehen. Brisant dabei: Elementl Power wurde erst 2022 gegründet und hat laut Heise bisher noch kein solches Projekt umgesetzt oder überhaupt einen Atomreaktor gebaut.

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Warum das Ganze? Der immense Energiehunger der KI

Der Hintergrund dieser Entwicklung ist der als „riesig“ beschriebene Energiebedarf für Anwendungen der künstlichen Intelligenz. Allein in den USA könnten bis 2027 womöglich 50 GW an neuer Energie zusätzlich benötigt werden, so Heise weiter.

Google ist mit diesen Überlegungen nicht allein. Auch andere große Technologieunternehmen wie Amazon aus Seattle im US-Bundesstaat Washington, Meta aus Menlo Park in Kalifornien und Microsoft aus Redmond, Washington, suchen demnach nach Wegen, diesen Energiebedarf zu decken. Bei ihnen gibt es ebenfalls Planungen zum Bau eigener Atomkraftwerke, um emissionsfreien Strom erzeugen zu können und das öffentliche Stromnetz nicht übermäßig zu belasten.

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Googles umfassendere Nuklearstrategie: Mehr als nur Elementl

Die Vereinbarung mit Elementl Power ist Teil einer breiteren Strategie von Google, den eigenen Energiebedarf zu dekarbonisieren. Das Unternehmen hat das ambitionierte Ziel, bis 2030 seine Operationen weltweit rund um die Uhr mit CO₂-freier Energie zu betreiben („24/7 carbon-free energy“), wie World Nuclear News berichtet.

Bereits im Oktober 2024 hatte Google eine Partnerschaft mit dem kalifornischen Startup Kairos Power angekündigt, wie unter anderem das ZDF berichtete. Diese Kooperation zielt auf die Entwicklung und Nutzung von kleinen modularen Reaktoren (Small Modular Reactors, SMRs) ab. Bis 2035 soll hier eine Leistung von bis zu 500 MW erreicht werden, wobei Kairos Power auf sogenannte Fluoridsalz-gekühlte Hochtemperaturreaktoren (KP-FHR) setzt. Lucia Tian, Leiterin für saubere Energie und Dekarbonisierungstechnologien bei Google, erklärte, diese Strategie sei kosteneffektiver und verlässlicher, als sich ausschließlich auf variable erneuerbare Energien zu verlassen. Google-Manager Michael Terrell sprach laut Berichten der Financial Times im Zusammenhang mit Kairos Power von sechs oder sieben Kraftwerken.

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Die Technologie im Fokus: „Advanced Nuclear“ und SMRs

Der Begriff „Advanced Nuclear“, den Google und Elementl Power verwenden, ist ein Sammelbegriff für Kernreaktordesigns der nächsten Generation, die über traditionelle Leichtwasserreaktoren hinausgehen. Elementl Power selbst agiert dabei nach eigenen Angaben „technologieagnostisch“, bindet sich also nicht an einen bestimmten Reaktortyp.

SMRs, wie sie Kairos Power entwickelt, sind typischerweise kleiner als konventionelle AKWs und sollen durch modulare Bauweise und Serienfertigung potenziell schneller und kostengünstiger errichtet werden können. Die KP-FHR-Technologie von Kairos Power verwendet beispielsweise geschmolzene Fluoridsalze als Kühlmittel anstelle von Wasser, was die Sicherheit erhöhen soll.

Nicht nur Google: Technologieunternehmen im Wettlauf

Der Vorstoß von Google ist symptomatisch für einen breiteren Trend in der Branche. Microsoft hat Pläne, einen Reaktor im stillgelegten US-Atomkraftwerk Three Mile Island wieder in Betrieb zu nehmen und die dort produzierte Energie über 20 Jahre abzunehmen.

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Wie NucNet meldet, erwarb Amazon Web Services (AWS) einen Rechenzentrumscampus am Gelände des Susquehanna-Kernkraftwerks im US-Bundesstaat Pennsylvania und hat ebenfalls Investitionen in SMRs angekündigt. Auch Meta hat Vereinbarungen unterzeichnet, die auf eine Nutzung von Nukleartechnologie hindeuten.

Herausforderungen und kritische Stimmen: Ein Realitätscheck

Trotz der ambitionierten Pläne gibt es erhebliche Zweifel und Kritik. Die Zeitpläne, insbesondere die Inbetriebnahme eines Reaktors durch das unerfahrene Unternehmen Elementl Power bis 2030, werden in Fachkreisen skeptisch gesehen. Auch Caroline Golin, Energieexpertin bei Googles Mutterkonzern Alphabet, räumt ein, dass Kernenergie kurzfristig, also in den nächsten fünf Jahren, keine signifikante Rolle spielen werde.

Allison Macfarlane, Professorin an der George Washington University im US-amerikanischen Washington D.C. und ehemalige Vorsitzende der US-Atomaufsichtsbehörde NRC, bezeichnet es als „unverantwortlich, neue Reaktoren zu bauen, wenn man das Abfallproblem nicht gelöst hat“. Ironischerweise könnten SMRs laut einer Studie sogar mehr radioaktiven Abfall pro Energieeinheit produzieren als traditionelle Großreaktoren.

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Widerstand von Umweltorganisationen und Emissionsbilanz

Zahlreiche Umweltorganisationen wie Greenpeace und Friends of the Earth lehnen Kernenergie und SMRs vehement ab. Sie bezeichnen die Technologie als teuer, gefährlich und als Ablenkung von echten Klimalösungen.

Kritiker:innen weisen zudem auf Googles eigene Emissionsbilanz hin. Trotz der Nachhaltigkeitsziele stiegen die CO₂-Emissionen des Konzerns zuletzt an, was teilweise auf KI-Investitionen zurückgeführt wird. Fieke Jansen, Forscherin an der Universität von Amsterdam in den Niederlanden, wird vom Technology Magazine mit der Aussage zitiert: „Googles KI-Ambitionen sind mit seinen Klimazielen unvereinbar“.

Ausblick: Kann Atomkraft die KI-Energiewende schaffen?

Googles Hinwendung zur Kernenergie ist Teil einer breiteren Strategie, die auch Investitionen in verbesserte Geothermie und den Einsatz von KI zur Optimierung von Stromnetzen umfasst. Der Konzern setzt also nicht allein auf Kernkraft.

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Offen bleibt, ob die ambitionierten Zeitpläne und Kostenziele für die neuen Nuklearprojekte eingehalten werden können und wie das ungelöste Atommüllproblem adressiert wird. Trotzdem wird Google auch die Energieeffizienz seiner KI-Modelle und Rechenzentren weiter steigern müssen, wie der eigene Umweltbericht 2024 (PDF) andeutet.

Ob die Kernkraft für Google und andere Tech-Unternehmen tatsächlich zu einer Schlüsseltechnologie für eine CO₂-neutrale KI-Zukunft wird, bleibt jedenfalls eine der umstrittensten Fragen der kommenden Jahre.

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