Warum ein grüner ETF Anleger enttäuscht

Sparen, Investieren UND die Welt retten. Das war das Versprechen eines beliebten grünen ETF. Doch die Rechnung geht nicht auf – weshalb die Anleger:innen heute so frustriert sind. Das eigene Geld so zu investieren, dass es auch einem guten Zweck dient – diese Idee spricht vor allem junge Anleger:innen an. Wenn mehr Geld in erneuerbare Energien fließt, dann hilft das auch gegen den Klimawandel, so das Kalkül beim sogenannten Impact-Investing. Doch die eigenen Finanzen nachhaltig auszurichten, kann auch Nachteile haben, wie ein prominentes Beispiel zeigt: Der ETF Global Clean Energy, herausgegeben von der Blackrock-Tochter iShares, war zwar jahrelang sehr beliebt unter den Anleger:innen. Doch mittlerweile häufen sich etwa in Chatgruppen auf Reddit die Beschwerden über die schlechte Performance des grünen ETF. Der passt auf den ersten Blick perfekt in den Trend des ethischen Investierens und auch die Anlagethese scheint zu stimmen: Wenn Regierungen und Firmen immer mehr Geld in den Klimawandel stecken, muss sich das für Unternehmen auszahlen, die beispielsweise die Energiewende vorantreiben. Anfang 2020 stieg der Global-Clean-Energy-ETF dann auch rasant – doch das ist im Rückblick nur ein Ausreißer nach oben. Die aktuelle Entwicklung des ETF ist enttäuschend: Seit Jahresanfang 2023 ist sein Wert um mehr als 30 Prozent gefallen. „Ich dachte vor etwas über zwei Jahren, dass der ETF eine sehr kluge Sektorwette wäre – dem war bisher leider nicht so“, schreibt ein Nutzer auf Reddit. Was ist passiert? Das sind die Gründe für den Auf- und Abstieg des Global Clean Energy. 1. Gehypter ETF Der Global Clean Energy ist ein Themen-Fonds und setzt auf Unternehmen der erneuerbaren Energien. Im S&P Global Clean Energy Index, dem der ETF folgt, sind beispielsweise das dänische Unternehmen Vestas, ein Hersteller von Windkraftanlagen, oder die US-Solarenergieunternehmen Enphase und Firstsolar abgebildet. Aktuell verwaltet der börsengehandelte Fonds 3,8 Milliarden Euro. Noch in der Coronakrise, als Aktien von Ölmultis abstürzten, lief der S&P Global Clean Energy Index sehr gut: Bis Ende Januar 2021 verdreifachte er sich fast. Das lag wahrscheinlich auch daran, dass auf Youtube und Instagram viele Influencer den grünen ETF empfohlen, denn nachhaltiges Investieren liegt im Trend. Die Social-Media-Resonanz verstärkte die Bekanntheit des iShares-ETF noch weiter. In Europa gehörte der Global Clean Energy damals zu den ETF mit den höchsten Mittelzuflüssen. Bis heute ist er bei Neobrokern wie Trade Republic einer der beliebtesten börsengehandelten Fonds. 2. Stimmungswandel im Energiesektor Weil ihn so viele Menschen kauften, stiegen die Kurse der jeweiligen Energieunternehmen deutlich – und waren im Rückblick wahrscheinlich überbewertet. Das rächte sich mit dem Beginn des Ukraine-Krieges, denn damals setzte auch eine Trendwende im Energiesektor ein – zumindest an den Aktienmärkten. Viele Unternehmen der erneuerbaren Energien haben mit Problemen in der Lieferkette und steigenden Kosten zu kämpfen. Zudem setzt die Zinswende der Notenbanken der investitionsbedürftigen Branche zu, die Unternehmen stehen unter Druck – während die Aktien von fossilen Energieunternehmen wieder steigen. Auch der Wert des S&P Global Clean Energy Index sinkt: Er büßte von Januar 2021 bis September 2023 mehr als 40 Prozent ein. Ein weiteres Problem eines Themen-ETF wie dem Global Clean Energy: Anders als ein Weltmarktindex ist er weniger breit aufgestellt. Fallen die Kurse von Unternehmen, die dort mit einem hohen Anteil abgebildet sind, sind die negativen Auswirkungen auf den gesamten ETF daher schneller spürbar. Der Global Clean Energy investierte anfangs nur in 30, mittlerweile aber weltweit in 100 Unternehmen. Mit dem aktuellen Kursverlust ist der Index allerdings nicht allein: Viele nachhaltige ETF und Aktien performen gerade schlecht – beispielsweise ist die Aktie des dänischen Branchenführers Ørsted seit Anfang des Jahres um fast 40 Prozent gefallen. 3. Weniger Impact als gedacht Viele Anleger:innen dürften mit dem Global Clean Energy bislang Verluste gemacht haben. „‚Clean Energy Rules The World‘ und ‚Clean Energy Makes A Profit‘ sind ja leider zwei verschiedene Paar Schuhe“, kommentiert ein Reddit-Nutzer die Entwicklung des ETF. Mindestens genauso ärgerlich: Der Global Clean Energy ist noch nicht mal so gut fürs Klima, wie er klingt. Denn obwohl er „Clean Energy“ verspricht, werden knapp ein Drittel der Umsätze der Unternehmen aus dem Index mit fossilen Energien gemacht. Denn für die Geschäfte mit fossiler Energie gelten für die Unternehmen lediglich Umsatzschwellen, bei Kohlestrom etwa großzügige 25 Prozent. Für Atomkraft gibt es gar keine Beschränkungen, bei Öl- und Gasförderung sind lediglich Bohrungen in der Arktis und Fracking eingeschränkt.