Hoffnung in Zeiten der Inflation

Das Statistische Bundesamt hat diese Woche den stärksten Umsatzrückgang im Einzelhandel seit 1994 gemeldet. Schuld daran sind die inflationsbedingt höheren Preise. Wann ist ein Ende des Preisanstiegs in Sicht? 8,8 Prozent - so groß ist die Differenz im Einzelhandel bei den Umsätzen im Juni 2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamts. Im Vergleich zum Mai 2022 wurden real (preisbereinigt) 1,6 Prozent weniger umgesetzt als im Mai 2021 – der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit 1994. Ökonomen erwarten derweil, dass der Tiefpunkt der Konsumnachfrage noch bevorsteht. Der Rückgang sei vor allem den durch die Inflation gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet (+1,0 Prozent zum Vormonat, +11,9 Prozent zum Vorjahresmonat), wodurch die Verbraucher:innen ihre Ausgaben für nicht lebensnotwendige Güter reduziert haben. Auch der Umsatzanstieg in der Gastronomie könnte den Einzelhandel negativ beeinflusst haben (real +8,6 Prozent im Mai zum Vormonat). Droht eine Stagflation? Ein Konsumrückgang bedeutet keine guten Neuigkeiten für die deutsche Wirtschaft. Expert:innen zufolge droht eine Stagflation, in der Inflation und Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau sind, während die wirtschaftliche Entwicklung stagniert. In England warnen britische Analyst:innen derzeit genau davor. [crosslinks ids="1479968,1425599,1430699"] Es bestehe „die wachsende Möglichkeit einer tieferen Rezession“, schrieb das unabhängige Wirtschaftsforschungsinstitut NIESR (National Institute of Economic and Social Research) in einem aktuellen Bericht. Zum ersten Mal seit 1970 drohe eine Stagflation. Inflationsrate steigt und steigt Die Inflationsrate in Deutschland betrug im Juni 2022 7,6 Prozent. Im Mai lag sie bei 7,9 Prozent – so hoch wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Inflation, auch Preissteigerungsrate oder Teuerung, bezeichnet den Anstieg des Preisniveaus einer Volkswirtschaft über einen bestimmten Zeitraum. Steigt das allgemeine Preisniveau, kann man für jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Auslöser für die steigenden Verbraucherpreise ist der Krieg in der Ukraine mit den wachsenden Unsicherheiten und einer steigenden Preisentwicklung im Energiesektor. Im Juli 2022 fiel die Inflationsrate leicht, bleibt mit 7,5 Prozent allerdings auf einem hohen Niveau. [caption id="attachment_1489471" align="aligncenter" width="620"] Inflationsrate in Deutschland von Juli 2021 bis Juli 2022 (Steigerung des Verbraucherpreisindex gegenüber Vorjahresmonat). (Grafik: Statista 2022)[/caption] Auf ein Tief folgt ein Hoch – irgendwann Klingt alles düster. Hoffnung macht lediglich das Wissen aus der Vergangenheit, dass sowohl Inflationsphasen als auch Rezessionen wieder vorübergehen und sich die Wirtschaft in Konjunkturzyklen immer entweder auf- oder abwärts bewegt. Nun befinden wir uns eben gerade in einem Abwärtstrend. Laut Zahlen des Wirtschaftsdienstes, der die Rezessionsphasen zwischen den Jahren 1966 und 2013 analysiert hat, hielt eine Rezession maximal acht Quartale an, also zwei Jahre. Betrachtet man die jährliche Inflationsrate seit 1950, so sieht man auch: Auf ein Tief folgt ein Hoch. Und zwar meistens früher als später. [caption id="attachment_1489472" align="aligncenter" width="620"] Inflationsrate in Deutschland von 1950 bis 2023* in Prozent. (* Werte für 2022 und 2023 basieren auf Schätzungen.) (Grafik: Statista / t3n)[/caption] Prognose der Inflationsrate in Deutschland bis 2023 Laut der Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsinstitute in Deutschland wird die Inflationsrate im Jahr 2022 zwar circa 6,1 Prozent betragen. Für das Jahr 2023 wird aber nur noch eine Inflationsrate von 2,8 Prozent prognostiziert.