Gute Karriereseiten: 12 Beispiele und Gestaltungstipps, die Bock aufs Bewerben machen
Sich auf der Jobsuche durch Karriereseiten klicken? Oft ziemlich langweilig – irgendwie gleicht eine Seite der anderen. Bei vielen Unternehmen gibt es noch ordentlich Luft nach oben, wenn es darum geht, Bewerber:innen auf der eigenen Website zu rekrutieren. Das zeigt eine Studie der Beratungsfirma Ned Federation, für die die Karriere-Websites von 50 großen deutschen Unternehmen mit Konzernstrukturen unter die Lupe genommen wurden. Das Ergebnis: Trotz globalem Digitalisierungsschub durch die Corona-Pandemie gibt es weiterhin Mängel im digitalen Bewerbungsprozess. Außerdem sind viele Karriereseiten vom Gesamtkonzept der Unternehmen entkoppelt.
Eine gute Karriereseite: Was gehört drauf?
Dabei ist es gar nicht so schwer, Karriereseiten attraktiv zu gestalten. Hier ein paar Tipps was auf eine gute Karriereseite gehört:
Der Look der Karriereseite spielt eine wichtige Rolle. Die Seite sollte gut strukturiert und ansprechend gestaltet sein, damit potenzielle Bewerber:innen länger bleiben, sich durchklicken und sich so intensiver mit dem Unternehmen beschäftigen.
Drei Dinge sollten auf einer guten Karriereseite besonders prominent sein: Zum einen die Stellenanzeigen, damit Bewerber:innen direkt wissen, welche Jobangebote auf sie warten. Zum anderen der Weg zur Bewerbung: Wo kann ich meine Bewerbung einreichen? Hier ist zum Beispiel ein Sticky-Button, der mitscrollt, eine gute Möglichkeit, den Weg zur Bewerbung einfach darzustellen. So bleibt der Schritt zur Bewerbung für die Besucher:innen der Seite konstant präsent. Außerdem ist es wichtig, Ansprechpartner:innen und die entsprechenden Kontakte gut sichtbar darzustellen und nicht in der hintersten Ecke der Website zu verstecken.
Für Bewerber:innen muss der Weg von der Bewerbung bis zur Einstellung klar sein. Das schafft Vertrauen. Der Weg ab der Bewerbung kann hier beispielsweise mit einer Grafik oder einem Zeitstrahl visualisiert werden.
Was erwarten Bewerber:innen von einer guten Karriereseite?
Bewerber:innen suchen echte Informationen – kein Floskelgewitter. Wie sieht das Bewerber:innenprofil aus? Welche Benefits warten auf mich? Alles wichtige Informationen, um potenzielle Kandidat:innen zu überzeugen.
Außerdem erwarten Bewerber:innen, mehr von der Arbeit im Unternehmen zu erfahren. Beispielsweise ob Remote-Work möglich ist oder was das Office auszeichnet. Die Unternehmenswerte gehören genauso auf eine gute Karriereseite wie die Unternehmenskultur. So sehen Bewerber:innen auf einen Blick, ob sie sich mit dem Unternehmen identifizieren. Sinnvoll kann hier auch ein Statement des Unternehmens selbst sein, in dem die Vision geschildert wird.
Um den Kandidat:innen einen Einblick in die Arbeitsatmosphäre zu geben, kann es sinnvoll sein, Mitarbeiter:innen zu Wort kommen zu lassen. Zum Beispiel in Form von Zitaten oder – etwas kreativer – Audioelementen. Das hilft wiederum, das Vertrauen der potenziellen Bewerber:innen zu gewinnen.
Zum Glück gibt es ein paar Unternehmen, die schon verstanden haben, wie eine gute Karriereseite aussehen muss. Hier die besten Beispiele:
Palantir
Schon länger gehört die Softwareschmiede Palantir zu den beliebtesten Arbeitgebern in den USA. Das spiegelt sich auch auf der Karriereseite des Unternehmens wider. Die Seite überzeugt mit einem recht unkonventionellen Konzept: Anstelle der Firma steht der Bewerbungsprozess im Fokus. Bewerber:innen bekommen einen guten Einblick, was sie nach einem erfolgreichen Bewerbungsschreiben erwartet. Das US-Unternehmen gibt sogar Tipps für die Vorbereitung auf das Jobinterview. Das nimmt die Angst vor dem Bewerbungsgespräch. Auch am Einblick in den Arbeitsalltag und die Unternehmenskultur mangelt es nicht. Neben Informationen finden Bewerber:innen Videos, in denen Mitarbeiter:innen zu Wort kommen.
Gini
Der erste Eindruck zählt ja bekanntermaßen, daher werden potenzielle Bewerber:innen von Gini mit einem sympathischen „Servus, wir sind Gini“ begrüßt. Der Softwareentwickler setzt bei seiner Karriereseite auf ein freundliches Design und Teamspirit. Nach dem ersten Eindruck wartet dann eine Audioeinführung ins Unternehmen und die Kultur auf die User:innen sowie zehn Gründe für das Unternehmen. Dahinter verbergen sich die Benefits. Ein ausführliches Handbook mit weiteren Informationen und den Arbeitsweisen – inklusive einer Beschreibung des Ablaufs der ersten Tage im Unternehmen – gibt es zum Herunterladen. Weiter unten auf der Seite geht es dann direkt zu den offenen Stellen.
Accenture
Auf der Karriereseite des Unternehmens- und Strategieberaters Accenture dreht sich alles um die Kernthemen des Unternehmens: Zukunft und Technologie. Die Themen sind der rote Faden der Seite. Die Beratungsfirma versteht es, die eigene Marke sinnvoll auf der Karriereseite zu präsentieren: Die Marke durchdringt alles. Neben der Bildsprache auch die Texte. User:innen werden an die Hand genommen und durch unternehmensrelevante Themen wie Cloud und Security geführt. Anschließend können Bewerber:innen ein Unternehmensvideo bestaunen und einige Mitarbeiter:innen in ausführlichen Steckbriefen kennenlernen.
Esri
„Scroll to Explore“ – das passt zu Esri, der Firma hinter der Kartografie-Software Arcgis. Die Karriereseite von Esri überzeugt mit einem ansprechenden und kreativen Look und zeigt, wie auch gewöhnlich eher biedere Branchen in Szene gesetzt werden können. Das Unternehmen stellt sich, seine Vision und die Kultur kurz aber prägnant vor. Mit gut sichtbaren Call-to-Action-Elementen wird das Interesse der Bewerber:innen geweckt. Unten angekommen visualisiert eine Karte die verschiedenen Standorte mit offenen Stellenangeboten. Bleiben trotzdem noch Fragen offen, hilft ein Klick auf die FAQ.
Huge
„Quit your day job!“, die eindeutige Message macht klar: Die Kreativagentur Huge will sich auf ihrer Karriereseite nicht als Arbeitgeber von der Stange verstanden wissen. Die Agentur setzt auf Teamspirit und Eigenmotivation. Kurz aber prägnant werden die Benefits vorgestellt. Ein gut sichtbarer Call-to-Action führt Besucher:innen dann zu einer Auflistung der offenen Stellen und in die Details des Bewerbungsprozesses, der ausschließlich online abgeschlossen werden kann.
Asana
Als Gegenentwurf zur grauen Standard-Karriereseite kommt der Auftritt von Asana daher: Die Firma hinter der Projektmanagement-Software setzt auf multimediale Elemente und Mitarbeiter:innen-Testimonials. Asana präsentiert sich als Arbeitgeber, der sich um seine Mitarbeiter:innen kümmert. O-Töne erlauben einen Einblick in die einzelnen Teams. Jedes Team verfügt auch über einen eigenen Twitter-Account.
Bookmyshow
Beim indischen Ticketdienst Bookmyshow liebt man es bunt! Die farbenfrohe Karriereseite stellt nicht nur die wichtigsten Perks als Teil der Kultur des Unternehmens vor, sondern informiert Bewerber:innen mithilfe einer Timeline auch über die Firmengeschichte. Ergänzt wird die Karriereseite um Einblicke in Mitarbeiterevents. Sieht gut aus und informiert!
Hermès
Für ein Modeunternehmen in Familienbesitz zu arbeiten, kann sich vielleicht nicht jeder auf den ersten Blick vorstellen. Die Hermès-Gruppe aus Frankreich setzt auf ihrer Karriereseite daher auf farbenfrohe Multimedia Elemente und führt Jobsuchende mit kurzen aber hochwertig produzierten Videos visuell durch die Prozesse, Hierarchie und Firmenkultur des Unternehmens. In kurzen Interviewsequenzen kommen auch Mitarbeiter:innen zu Wort. Bewerber:innen erhaschen so einen ersten Einblick hinter die Kulissen des Modeunternehmens. Chapeau!
Chipotle
Eher wie ein Soziales Netzwerk als eine Karriereseite – so präsentiert sich die US-Schnellrestaurantkette Chipotle. Viele Videos und Multimediaelemente laden zum Durchklicken an. Eingebettete Twitter-Postings zeigen das Feedback von Gästen. Auf der Karriereseite können sich Bewerber:innen zunächst zwischen einer Laufbahn im Restaurant oder der Zentrale entscheiden und erhalten genaue Informationen zum Arbeitsumfeld und den jeweiligen Benefits. Eine Extraseite veranschaulicht zudem die Verdienstmöglichkeiten anhand eines Säulendiagramms. In kurzen Videos werden Erfolgsgeschichten von Mitarbeiter:innen aufgezeigt, die bei Chipotle Karriere gemacht haben. Wer sich durch die Website scrollt, wird von einem Button begleitet, der zum Feedback einlädt.
Pluralsight
Was treibt das Unternehmen an? Für welche Werte steht es? Und vor allem: Welches Problem treibt die Mitarbeiter:innen eigentlich jeden Tag um? Diese Fragen beantwortet das E-Learning-Portal Pluralsight direkt im Aufmacher seiner Karriereseite und überzeugt zudem mit einem coolen Look. Auf einen Blick finden potenzielle Bewerber:innen dann alles, was sie wissen müssen, inklusive ausführlicher Auflistung aller Benefits, Unternehmensvideos und Einblicken in die Teams. Mit ein paar Klicks finden User:innen auch Videos, in denen Teammitglieder sich über ihre Arbeit im Unternehmen austauschen. Ist die Neugierde entfacht, können Bewerber:innen anhand einer Timeline genau nachvollziehen, wie der Bewerbungsprozess aussieht.
Taxfix
Recht simple aber mit allem, was potenzielle Bewerber:innen sich von einer Karriereseite wünschen, kommt Taxfix daher. Die Karriereseite des Unternehmens hinter dem Tool für die Online-Steuererklärung zeigt, dass Steuern auch Spaß machen können. Ohne viel Schnickschnack präsentiert das Unternehmen sein Team, die Firmengeschichte und Werte. Außerdem werden die Benefits kurz aber prägnant aufgelistet. Unten auf der Seite finden Jobsuchende dann sortiert nach Standorten die offenen Stellenangebote.
Personio
„Ready, Set, Grow!“ – das deutsche Softwareunternehmen Personio steigt auf seiner Karriereseite direkt mit der Zielsetzung ein. Darunter präsentiert sich die Firma in Zahlen. Anschließend können sich Bewerber:innen durch die verschiedenen Teams klicken. Dort warten Beschreibungen der Aufgaben und Testimonials von Mitarbeiter:innen. Wer multimediale Inhalte bevorzugt, wird auf der Karriereseite von Personio ebenfalls fündig: In einem Video werden 36 Fragen zum Unternehmen beantwortet.
Die hier vorgestellten Unternehmen informieren alle sehr gut über sich selbst – legen dann aber genaue Anforderungen an ihre Bewerber vor. Hierzu haben wir von mehreren (sehr guten) Entwicklern gehört, dass sie vor allem abgeschreckt werden, wenn in den Voraussetzungen Erwartungen stehen, die sie (noch) nicht erfüllen. Was wir bisher von unseren Freunden in etablierteren Firmen so mitbekommen haben, scheint es relativ schwierig zu sein, über „normale Anzeigen“ passende Entwickler zu finden.
Bei unserem Startup sind wir nicht auf der Suche nach Spezialisten, sondern nach Leuten, die vor allem zu uns passen und motiviert sind, sich stetig zu verbessern. Wir müssen einerseits auffallen und andererseits sehr gut auswählen, da in dieser Phase die Leistung von wirklich jedem Angestellten zählt (wir haben keinen Investor).
Daher haben wir unsere Seite für Bewerber etwas anders gestaltet und keine festen Vorgaben gestellt. Leute bewerben sich bei uns nicht mit Ansprachetext oder ihrem Lebenslauf, sondern nur mit ihrer E-Mailadresse und über einfache Checkboxen, die uns ansatzweise ihre Interessen vermitteln sollen.
Wir stellen dann den Kontakt her und können direkt damit anfangen, Ängste abzubauen: Wir duzen, zeigen Interesse am Menschen (wir schauen uns die gelieferten Hinweise an) und denken darüber nach, an welcher Stelle wir diese Person einsetzen können. Am besten wird dann miteinander via Skype oder Telefon gesprochen und dann zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Bin mir nicht sicher, ob sie unter „geil“ fällt, wie im Artikel beschrieben – aber unsere Seite ist in jedem Fall nicht Standard: http://campudus.com/recruit
PS: Wir zählen die Vorteile, die wir Mitarbeitern bieten können, nicht noch auf der Seite auf. Wer etwas bestimmtes möchte oder braucht, kann gerne mit uns darüber sprechen – ein Startup ist schließlich flexibel :)
@Joern: Gute Idee und schön umgesetzt! Noch ein Freifeld im Formular fänd ich trotzdem gut. z.B. falls jemand, wie ich, sich gerne bewerben würde, dazu aber einen Satz schreiben muss, wie: „Ich kann nicht programmieren, würde Euer Team aber gerne mit Design (Front-End, Icons, Illustration etc.) unterstützen.“
Hi Nadine,
Du kannst uns natürlich auch jederzeit per E-Mail erreichen, die Du auf der Webseite finden kannst :)
Allerdings werden wir vermutlich (noch) keine Vollzeitstelle für reine Konzeption und Design besetzen können. Kontakte sind aber immer gut, von demher freue ich mich auf Deine Mail – entweder direkt an unsere info@ Adresse oder einfach als Frontend-Ninja ;)
Viele Grüße
Joern
@Joern: Ich finde die Seite richtig gut. Wäre ich Coder, hätte ich das Formular ausgefüllt :-)
@Joern, gefällt mir richtig gut! Sehr viel Liebe zum Detail!
Danke für die Blumen :)
Wenn sie Euch gefällt, könnt Ihr sie gerne weiter verteilen – vielleicht kennt ja jemand jemanden der jemand kennt usw ;)
Kreative Karrierewebsites von deutschen IT-Unternehmen hat itjobboard.de zusammengestellt: http://blog.itjobboard.de/so-sexy-koennen-karriereseiten-sein/
@Joern:
Warum nennst du deine typsiche Werbebutze ein Startup? Welche innovative Lösung habt ihr denn anzubieten? Warum postest du einen Link zu einer 404-Seite? Warum hat die von dir beworbene Seite 4 HTML- und 109 CSS-Fehler? Wirk sehr professionell…. Ich würde mich bei so einem Laden nicht bewerben. Man sieht hier deutlich, dass Qualität nicht Eure Stärken sind.
mimimi… !