Dieser KI-Chatbot kandidiert in Großbritannien für das Parlament – so stehen seine Chancen
Wenn die Wähler:innen am 4. Juli 2024 in der Region Brighton Pavilion an die Wahlurnen treten, um eine:n neue:n Vertreter:in im Parlament zu wählen, könnte eine KI ihr Kreuz bekommen. Denn erstmals steht auf dem Wahlzettel AI Steve.
Wer oder was ist AI Steve?
Hinter der KI steckt Namensgeber Steve Endacott, der normalerweise für die Partei Smarter UK antritt. Im Interview mit The Independent verrät er: „Ich werde im Parlament die Wahlen physisch vornehmen, aber ich werde vollends von meiner Wählerschaft über AI Steve geleitet. […] Das ist die Idee von Demokratie. Man muss seine eigene Politik und sein Ego beiseitelegen und tun, was die Wählerschaft will. Das ist ein radikaler Ansatz in der Politik.“
Laut Endacott wurde AI Steve von einem Team talentierter Menschen in seiner Firma Neural Voice trainiert. Auf der Website können Wähler:innen der KI Fragen stellen und ihre Sorgen und Nöte äußern. Alle Vorschläge für Änderungen werden gesammelt und an ausgewählte Bewohner:innen der Region geschickt. Sie dürfen wöchentlich über die Vorschläge abstimmen. Bekommt ein Vorschlag mehr als 50 Prozent Zuspruch, wird dieser im Parlament angebracht.
AI Steve wurde von Endacott als eine Art Trotzreaktion auf bisherige Politikkampagnen ins Leben gerufen. Als er als Stadtrat in Rochdale kandidierte, sollte er nur ältere Menschen treffen, die auch wirklich an lokalen Wahlen teilnehmen. Junge Menschen wurden von seiner Partei außer Acht gelassen, da sie sich für lokale Wahlen nicht interessieren würden. AI Steve soll das ändern und auch über Social Media eine neue, junge Zielgruppe erschließen.
Die KI hat sich bereits jetzt hohe Ziele gesteckt. Bis 2030 soll die Vier-Tage-Woche umgesetzt werden. Zudem sollen die Kapazitäten von Gefängnissen erhöht werden. Im lokalen Bereich will AI Steve Transmitter an Müllfahrzeugen anbringen, um deren Routen genau nachvollziehen zu können. Denn viele Anwohner:innen haben sich beschwert, dass die öffentlichen Mülltonnen nicht mehr regelmäßig geleert werden.
Wie stehen die Chancen für AI Steve?
Seit 2010 wurde die Region Brighton Pavilion von Caroline Lucas im Parlament vertreten. Sie war Parteivorsitzende in der Green Party of England and Wales. Die Wähler:innen setzen also schon lange ihr Vertrauen in die Politikerin. Allerdings tritt Lucas 2024 nicht mehr für die Wahl an und gibt ihren Vorsitz ebenfalls ab. 2024 schickt die grüne Partei Siân Berry in den Ring, die zusammen mit Jonathan Bartley auch mittlerweile den Parteivorsitz teilt.
Aufgrund eines Fehlers konnte Endacotts Partei Smarter UK nicht rechtzeitig zur Wahl zugelassen werden. Jetzt tritt er – oder besser gesagt seine KI – als unabhängiger Kandidat an. Die unabhängigen Parteien hatten in den vergangenen Jahren in der Region einen recht schlechten Stand bei den Wähler:innen und konnten nicht mehr als ein Prozent der Stimmen einfangen. Ob die Wähler:innen plötzlich ihre bisherigen Wahlgewohnheiten liegen lassen, nur weil AI Steve eine Neuheit ist, muss sich im Juli zeigen.