Apple verzichtet auf Werbeblocker und setzt auf KI: Was Marketer von der WWDC wissen müssen

Für iOS 18 kündigt Apple bei der WWDC 2024 einige Neuerungen an: Der Sprachassistent Siri soll etwa eine KI-Unterstützung bekommen. (Foto: picture alliance / Sipa USA | SOPA Images)
Diese Präsentation hat die Aktie in Fahrt gebracht und Nutzer:innen neugierig gemacht: Apple hat bei seiner Worldwide Developer Conference (WWDC) 2024 Apple Intelligence, passenderweise AI abgekürzt, vorgestellt. Das neue generative KI-System soll den Sprachassistenten Siri zeitgemäß machen.
Siri als persönlicher KI-Assistent
Siri soll künftig Aufgaben der Nutzer:innen unter Zuhilfenahme persönlicher Daten lösen. Zugegriffen wird dabei etwa auf Fotos, Mails und Messenger-Nachrichten – allerdings werden nur Apple-eigene Apps genutzt.
In Zukunft könnten Nutzer:innen nicht mehr die App aufrufen, sondern über Siri mit ihr interagieren. Perspektivisch könnte ein Ausbau mit Drittanbieter-Apps folgen: Siri kennt durch die lokalen Daten des:der Nutzer:in die Präferenzen und kann mit diesem Wissen die Abfragen an die App eines Drittanbieters optimieren.
Datenschutz verhindert App-übergreifende Siri-Nutzung
Generell ist fraglich, ob es in Zukunft möglich sein wird, über Siri zu bestellen. Apple legt aus eigener Sicht großen Wert auf den Datenschutz. Um anwendungsübergreifende Bestellungen zu ermöglichen, muss es zwischen den Apps Schnittstellen geben: Lokale Nutzer:innen-Daten, auf die Siri Zugriff hat, würden an die Drittanbieter gehen; Drittanbieter-Apps müssten sich ebenfalls öffnen. Das soll eigentlich nicht passieren: Die privaten Informationen aus Nachrichten und Fotos sollen nur auf dem Gerät bleiben.
Generell dauert es noch, bis der Apple-Sprachassistent seine neuen Funktionen zeigt – sie werden erst im Laufe des Jahres ausgerollt. Die AI-Siri wird zum Start nur in englischer Sprache verfügbar sein. Zudem bleibt der Kreis der potenziellen Nutzer:innen beschränkt: Verfügbar sind die neuen KI-Angebote nur für Macs und iPads mit M-Chips, beim iPhone wird sogar der leistungsstarke A17-Pro-Chip benötigt, der bislang nur im iPhone 15 Pro steckt.
Wird Siri zur Blackbox?
Würde die neue Siri-Funktion mit der Möglichkeit der Bestellung über Apps kommen, könnte sich das Suchverhalten der Nutzer:innen grundlegend ändern: Statt in einer App nach Angeboten zu suchen, fragen sie Siri. Der Sprachassistent sammelt dadurch Daten zum Suchverhalten, die den Drittanbietern verborgen bleiben, wie das Marketing-Fachmagazin Ad Age schreibt.
Somit könnte Siri perspektivisch zu einer Blackbox werden, von der Drittanbieter abhängig sind – es könnte ein ähnliches Verhältnis wie zu Google entstehen. Dem Suchmaschinenkonzern wird von Marketer:innen auch vorgeworfen, mit seinen KI-Angeboten nicht transparent zu sein. So eine Entwicklung ist bei Siri noch nicht zu sehen.
Gefürchteter Web-Eraser kommt nicht mit iOS 18
Neben den Siri-Neuerungen hat Apple noch mehr Relevantes für Werbetreibende präsentiert: Der Web-Eraser, der das Blockieren von Abschnitten einer Website ermöglichen sollte, kommt nicht. Im April 2024 hatte die Ankündigung dieser iOS-18-Funktion für Unruhe unter Werbetreibenden gesorgt. Nutzer:innen sollten durch sie Website-Abschnitte löschen können. Diese Löschungen hätten auch bei einem erneuten Aufrufen über den Safari-Browser Bestand gehabt. Interessenverbände aus der Marketing-Branche beschwerten sich bei Apple.
Im neue Betriebssystem iOS 18 gibt es den Web-Eraser nicht, er wurde bei der WWDC nicht vorgestellt. Eine alternative Funktion, um Anzeigen zu blockieren, könnte allerdings noch eingeführt werden.
Apple Vision Pro für neue Shopping-Möglichkeiten
Es gab noch eine weitere beachtenswerte Ankündigung für Marketer:innen und Händler:innen: Das Virtual-Reality-Headset Apple Vision Pro kommt ab Ende Juni 2024 auf den deutschen Markt. Der Retailer Otto hat darauf schon reagiert: Er startet ein Live-Shopping-Angebot auf dem Gadget. Nutzer:innen sollen mit der Augmented-Reality-Anwendung Produkte in einer 3D-Ansicht sehen.
Otto will das digitale Einkaufserlebnis damit realistischer machen – ob es in der Realität von Nutzer:innen angenommen wird, ist offen. Die Apple Vision Pro soll in Deutschland für 3.999 Euro auf den Markt kommen, der Kreis der Verwender:innen wird voraussichtlich klein bleiben. Insgesamt sollten Marketer:innen die Ankündigungen von Apple zwar zur Kenntnis nehmen, dringende App-Optimierungen ergeben sich daraus jedoch derzeit nicht.