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Finnische Gefangene trainieren KI – für 1,54 Euro pro Stunde

Die Aufbereitung großer Datenmengen für KI-Modelle wird oft von schlechtbezahlten Arbeitskräften übernommen. Weil die in Europa schwer aufzutreiben sind, setzt ein finnisches Startup dafür Gefängnisinsassen ein.

2 Min.
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Ein Startup setzt beim KI-Training auf Strafgefangene. (Foto: OFFFSTOCK / Shutterstock.com)

Mit Arbeit in der KI-Branche dürften die meisten von uns vor allem hochbezahlte Expert:innen assoziieren. Neben denen beschäftigt die Branche aber auch eine Vielzahl an Niedriglohn-Arbeiter:innen, deren Aufgabe es ist, die riesigen für das KI-Training notwendigen Datenmengen vorzubereiten.

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OpenAI beispielsweise hat in der Vergangenheit Arbeitskräfte aus Kenia eingesetzt. Die mussten täglich Hunderte von Textpassagen auswerten und erhielten dafür teilweise weniger als zwei US-Dollar pro Stunde. In Europa lassen sich für solche Summen schwerlich Angestellte finden, daher setzt ein finnisches Startup dafür jetzt Gefängnisinsassen ein.

Warum in Finnland Strafgefangene für ein KI-Startup arbeiten

Das 2019 gegründete Startup Metroc entwickelt KI-gestützte Lösungen für die Bauindustrie. Dafür benötigte das Startup Menschen, die für das Training ihrer KI-Modelle gezielt Daten aus Baugenehmigungen, Projektbeschreibungen und anderen Texten extrahieren sollten.

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Diese Aufgabe setzte voraus, dass die Arbeitskräfte der finnischen Sprache mächtig sind. Das Outsourcing in ein Schwellenland war daher nicht möglich. Stattdessen kooperierte Metroc mit der für den Strafvollzug zuständigen finnischen Behörde.

Laut Unternehmensangaben wurden in Gefängnissen in Helsinki, Hämeenlinna, Sukeva und Turku insgesamt zwölf Arbeitsplätze eingerichtet. „Nach einer Orientierung übernehmen die Gefangenen Aufgaben, bei denen es darum geht, die KI zu trainieren, indem sie Informationen aus baubezogenen Texten extrahieren“, heißt es in einem Bericht von Silicon Canals.

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Die US-Publikation Wired hat sich im Rahmen einer Recherche mit einer Gefangenen unterhalten, die Metroc beim KI-Training unterstützt. Konkret soll die Aufgabe wie folgt aussehen: Die Gefangene bekommt im Rahmen einer jeweils dreistündigen Schicht kurze Textfragmente aus Baudokumenten vorgesetzt. Anschließend muss die Gefangene Ja/Nein-Fragen zu dem Text beantworten, damit die KI die Daten entsprechend einordnen kann.

Als Bezahlung erhalten die Gefangenen für ihre Arbeit laut Wired 1,54 Euro pro Stunde. Effektiv erhalten sie also sogar weniger, als die von OpenAI über einen Outsourcing-Dienstleister beschäftigten kenianischen Arbeitskräfte.

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Daten-Labeling als willkommene Alternative zu herkömmlichen Gefängnisjobs?

Laut Wired sieht Pia Puolakka von der zuständigen finnischen Vollzugsbehörde Daten-Labeling zwar nicht als etwas, dass klassische Gefängnisjobs vollständig ersetzen soll, aber immerhin als Alternative für alle Gefangenen, denen die bisherigen Angebote nicht zusagen.

Kritiker:innen stören sich indes grundsätzlich daran, dass ausgerechnet die aufstrebende KI-Branche, die Millionen von Investoren erhält, und durch Automatisierung zukünftig ganzen Industriezweigen Milliarden an Kosten einsparen kann, auf schlechtbezahlte Arbeitskräfte setzt.

Für Metroc scheint das Ganze jedoch aufzugehen. Laut Wired denkt die Unternehmensführung bereits darüber nach, bei einer zukünftigen Expansion in andere europäische Länder auch dort entsprechende Abkommen mit Gefängnissen zu treffen. Geld für eine solche Expansion hat Metroc. Das Startup konnte im August 2023 eine Finanzierungsrunde in Höhe von zwei Millionen Euro abschließen.

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Kommentare (1)

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Dennis

Start-ups sind auch nichs anderes als Unternehmen, die auf den Schultern ärmerer Menschen ihren Erfolg aufbauen. Das ist so lächerlich, wie alle immer Start-ups hochhalten und meinen, dass die Jungunternehmer anders seien, als große Unternehmen. Lasst euch doch nicht so blenden. Das Beispiel mit der KI Schulung ist so klar. Es werden noch die jenigen ausgebeutet, den es offensichtlich nicht so gut geht. Und in diesem Fall sich dem auch schwerlich entziehen können. Asozial, nenne ich es, denn das ist es per Definition von dem Wort „asozial“, Start-Ups eben.

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