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KI im Film: Morgan Neville sagt „Nein danke“ zu Stimmen der Verstorbenen – warum das eine mutige Entscheidung ist

Für eine Dokumentation nutzte Regisseur Morgan Neville KI, um die Stimme des verstorbenen TV-Stars Anthony Bourdain nachzubilden. Auch für seinen neuen Film hätte Neville mithilfe von KI gerne bereits verstorbene Menschen zu Wort kommen lassen – entschied sich aber bewusst dagegen.

Von Sabine Vaas
3 Min.
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Filmemacher nutzen gerne neue Werkzeuge, um interessante Geschichten zu erzählen. Der Einsatz von KI im Bereich der Nachbildung von Stimmen wird allerdings kontrovers diskutiert. (Bild: Luckystep/Shutterstock)

„Piece by Piece“ ist ein Animationsfilm im Lego-Stil, mit dokumentarischen und musikalischen Elementen, der das Leben und die Karriere des Musikers Pharrell Williams nachzeichnet. Für den Film, der Anfang 2025 in die Kinos kommen soll, hat Regisseur Morgan Neville zahlreiche Audio-Interviews mit Williams‘ Kolleg:innen aus der Musikbranche wie Kendrick Lamar oder Missy Elliott geführt – viele davon während des Covid-19-Lockdowns aus der Ferne.

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Doch mit manchen Menschen, die das Leben von Williams geprägt haben, konnte Neville, bekannt als Regisseur für Dokumentationen, nicht mehr sprechen, denn Musikgrößen wie Michael Jackson oder der Astrophysiker Carl Sagan, die Pharrell Williams sehr bewundert, sind schon verstorben – und können deshalb auch in „Piece by Piece“ nicht zitiert werden.

Mit dieser Problematik war Morgan Neville bereits des Öfteren konfrontiert und inzwischen bilden Filmstudios immer wieder die Stimmen verstorbener Menschen nach. Auch Regisseur Neville tat dies bereits für eine seiner Dokus – und erntete dafür einen Shitstorm, der dazu führte, dass er von dieser Technik Abstand nahm. Im Interview mit Wired stellte er klar: „Ich habe seitdem bei keinem meiner Projekte KI eingesetzt.“

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In „Piece by Piece“ kommt der verstorbene Carl Sagan dennoch zu Wort, aber: „Er sagt ‚Pharrell‘, und ich habe klargestellt, dass wir ihn, mit der Erlaubnis seiner Witwe, ‚Pharrell‘ sagen lassen – ohne KI zu verwenden. Wir haben lange experimentiert, um das Wort aus Silben [die er tatsächlich gesagt hat] zu konstruieren.“

KI-generierte Stimmen im Film ethisch nicht vertretbar?

Die radikale Anti-Haltung Nevilles kommt nicht von ungefähr: Im Jahr 2021 hatte er für seine Dokumentation „Roadrunner“ über den verstorbenen Koch und Autor Anthony Bourdain mithilfe von KI dessen Stimme rekonstruiert, dies aber nicht kommuniziert. An einer Stelle des Films sagt Bourdain: „Du bist erfolgreich. Ich bin erfolgreich. Und ich frage mich: Bist du glücklich?“

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Doch es ist nicht der TV-Star selbst, der zu hören ist, sondern die KI-Nachbildung, generiert mithilfe einer Software, die mittels Stimmmaterial des Verstorbenen trainiert wurde. Neville fütterte das Sprachprogramm mit Teilen aus Bourdains Sendungen „No Reservations“ und „Parts Unkown“, bei denen der Koch selbst die Erzählerstimme aus dem Off ist.

Hätte Neville nicht in Interviews verraten, dass Bourdains Stimme an dieser Stelle von einer KI stammt, es wäre wohl niemandem aufgefallen. Und obwohl der Regisseur sich sogar die Erlaubnis von Bourdains Witwe eingeholt hatte, trat er damit eine Ethik-Debatte über die Nutzung von KI in Filmen los.

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Kritisiert wurde vor allem das Fehlen eines Hinweises darauf, dass in der Dokumentation KI zum Einsatz kam. Auch sein laxer Umgang mit der Kritik kam in der Öffentlichkeit nicht gut an. In einem Gespräch mit GQ stellte Neville klar: „Ich habe ihm keine Worte in den Mund gelegt. Ich wollte sie lediglich lebendig werden lassen.“

Deepfakes – nicht nur in Filmen ein Problem

Die Diskussion um Nevilles Film „Roadrunner“ sowie seine Nutzung von KI hätten seiner Aussage nach dazu geführt, dass „es andere Dokumentarfilmprojekte gab, die dasselbe gemacht haben und alle darauf folgendermaßen reagiert haben: Sie haben wahlweise geändert, was sie taten, oder riesige Disclaimer über alles gesetzt.“

Im Nachhinein hat der Regisseur Verständnis für die Sorgen, die die Nutzung von KI mit sich bringen. „Ich habe es seitdem bewusst vermieden, und ich verstehe die Ängste.“ Denn, so sagt Neville weiter, man habe bereits jetzt schon [in dieser Präsidentschaftswahl] gesehen, wie diese Werkzeuge missbraucht werden können.

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Das Ironische an dieser ganzen Diskussion sei, dass er ein totaler Technikmuffel sei. „Ich bin kein Technikfreak. Ich bin bei den meisten Dingen eigentlich ziemlich altmodisch“, so Neville.

Um auf Nummer sicher zu gehen, hat der Regisseur bei „Piece by Piece“ tatsächlich einen Haftungsausschluss am Ende des Films eingebaut, der sinngemäß – und mit einem Augenzwinkern – lautet: Nicht alles in diesem Film ist zu 100 Prozent genau. Zum Beispiel war Pharrell nie im Weltraum.

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