Es gibt jene, die resignieren. „Ich habe noch nie einen Lieferdienst oder einen Außerhausverkauf gehabt. Da werde ich jetzt nicht damit anfangen“, erzählte mir letzte Woche allen Ernstes ein schwer gebeutelter Gastwirt aus meinem Bekanntenkreis. Stattdessen lässt er den Laden zu und wartet ab, wie lange er das überleben kann.
Corona ist schlimm genug: Mutmacher braucht das Land
Im Hause Jimdo, einem Website-Baukasten aus deutscher Fabrikation, stellt man hingegen bei den eigenen Kunden eine massive Nachfrage nach zusätzlichen Onlineshop-Modulen fest. Hier erkennen Soloselbständige und Kleinunternehmer offenbar vermehrt Chancen darin, zumindest Teile ihres Geschäftes ins Digitale zu verlagern. In der Tat ist Jimdos Onlineshop sehr einfach und schnell aufzusetzen, was teilweise natürlich auch damit zu tun hat, dass er für einen Katalog von bis zu 100 Produkten ausgelegt ist.
Gerade kleinere Unternehmen kommen mit dieser Produktzahl indes problemlos aus. Außerdem geht es in der Krise vor allem darum, nicht aus den Köpfen und Herzen der Kunden zu verschwinden, nicht darum, den normalen Geschäftsbetrieb eins zu eins in die Virtualität zu verlagern.
Schauen wir deshalb einmal, wie kreative Kleinunternehmen die Krise bekämpfen.
Wohlfühlraum-Kosmetik
Nicole Hantzsch ist die Inhaberin des Dresdner Kosmetikstudios Wohlfühlraum. Sie übernahm innerhalb kürzester Zeit Verantwortung für ihr Team und ihre Kunden und schloss ihr Geschäft. Dass ihr diese Entscheidung unheimlich schwergefallen ist, dürfte jedem klar sein, der selbst ein Geschäft mit einem kleinen Team betreibt. Man ist nicht mehr nur für sich selbst verantwortlich, sondern trägt Verantwortung für Mitarbeiter und deren Familien.
Nicht zuletzt deshalb hat Nicole sich sofort überlegt, wie sie das Geschäft weiterhin am Laufen halten kann. Wenigstens die laufenden Kosten wollte sie decken.
Dafür hat sie in nur zwei Tagen einen Onlineshop eröffnet, der es den Kunden ermöglicht, Gutscheine für Massagen, Friseur-/Kosmetikanwendungen oder den beliebten Salzraum des Studios zu erwerben. So reißt die Liquidität nicht vollends ab. Und dass die Krise irgendwann überstanden sein wird, ist auch klar. Warum sollten Kunden sich oder anderen nicht schon eine sichere Vorfreude bereiten? Gutscheine lassen sich zudem auch in diesen Zeiten gut verschenken.
Nachhaltige Mode bei Deargoods
Nicole Noli betreibt mit ihrem Team in München, Berlin, Mühldorf und Augsburg Ladengeschäfte für den Vertrieb fair produzierter und nachhaltiger Mode. Mit der Notwendigkeit der Schließung der Standorte war klar, dass der Vertrieb online weitergehen sollte.
Innerhalb kürzester Zeit stand der Onlineshop. In dem können Kunden nun Gutscheine für die Zeit nach der Wiedereröffnung kaufen. Das vorrangige Ziel besteht also nicht darin, das bisherige Geschäftsmodell mit digitalen Mitteln fortzuführen. Vielmehr geht es darum, einen Beitrag zum Erhalt der Arbeitsplätze zu leisten.
Bäckerei Metzler
Nachdem sich die Bäckerfamilie Metzler vom Bodensee entschlossen hatte, ihre Filialen geschlossen zu halten, sollte das aber nicht das Ende jeglicher Umsatzerwartung sein. Über einen Onlineshop haben sie kurzerhand einen temporären Lieferservice für einen Teil des Bodensees eingerichtet.
Darin können Kunden bis 22 Uhr eine Bestellung aufgeben, die ihnen am nächsten Morgen bis 8:30 Uhr ausgeliefert wird. Bezahlt wird bei der Bestellung mit Paypal oder Kreditkarte. Für den Service nehmen die Metzlers eine kleine Lieferpauschale. Um die neue Dienstleistung zu bewerben, haben sie eigens ein wirklich schönes Video gedreht:
Eis von Dolci
Auch die traditionelle Eisdiele der Familie Drössler hat kurzfristig einen Onlineshop eröffnet, um Mensch und Tier weiterhin mit leckerem Speiseeis zu verpflegen. Nanu, Tier? Ja, auch Hunde kommen zu ihrem Glück. Denn bei Dolci gibt es sogar Leberwursteis.
Das Liefern von Eis geht natürlich nur sehr regional und kann daher nur im Umkreis von Berlin-Teltow erfolgen. Vom erwähnten Leberwursteis über diverse Speiseeissorten bis hin zu nachhaltigen Glasstrohhalmen können Kunden online bestellen, was das Eisliebhaberherz begehrt.
Neben der Lieferung bietet Dolci auch eine Abholung an. Bestellungen sind bis 12 Uhr des Tages möglich. Die Bezahlung erfolgt bargeldlos via Paypal. Die Auslieferung oder Abholung erfolgt am Nachmittag des Bestelltages.
Krug Weinstubezi
Das Weinstubezi-Team um Terry Krug liefert am Freitag, Samstag und Sonntag Menüs und Weine in einigen Stadtteilen von Hamburg aus. Die Bestellung erfolgt dabei über den innerhalb eines Tages aufgesetzten Onlineshop.
Neben ausgewählten Produkten des Hauses können sogenannte Helfergutscheine und Trinkgelder gekauft werden, die zum Erhalt des Geschäfts beitragen sollen.
Gärtnerei & Floristik Hans Lösslin
Auch die Gärtnerei Lösslin aus Weisweil in Baden-Württemberg bleibt für ihre Kunden mithilfe eines Onlineshops leistungsbereit. Bestellungen können zur Abholung oder Lieferung aufgegeben werden. Für die Abholung hat der Betrieb eine „Open-Air Abholstation“ eingerichtet.
Alternativ liefern die Lösslins und ihre Mitarbeiter Floristik, Pflanzen, Gutscheine, Geschenkkarten und Gartenzubehör ab einem Mindestbestellwert von 40 Euro auch nach Hause. Das Liefergebiet ist eingeschränkt, kann aber auf der Shopseite nachgeschaut werden.
Jimdo startet Hilfspaket für kleine Unternehmen
Der deutsche Website-Baukasten Jimdo bietet seinen Kunden in der Coronakrise den eigenen Onlineshop zu einem symbolischen Preis von einem Euro pro Monat für die Dauer eines Jahres an. Der Preis gilt für die Tarife Basic und Business, die außerhalb dieses Angebots 15 und 19 Euro pro Monat kosten würden.
Im Angebot inkludiert ist auch der Rechtstexte-Manager mit Abmahnschutz von Trusted Shops. Wie wir bereits gesehen haben, nutzen Abmahnanwälte sogar die Coronakrise für ihre Zwecke. Da kann ein bisschen Vorsicht nicht schaden.