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Analyse

Ladekabel: EU bemüht sich erneut um einheitliche Standards

Die Europäische Union plant – mal wieder – eine einheitliche Lösung für Ladekabel. Warum die Hürde jetzt noch deutlich höher ist als damals und warum die Pläne jetzt dennoch Realität werden könnten.

3 Min.
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Werden wir in Zukunft europaweit einheitliche Ladekabel haben? (Foto: Bacho / Shutterstock)

Es ist mehr als zehn Jahre her, dass die Europäische Union die prinzipiell vernünftige Idee entwickelte, dass alle Handy-Modelle mit demselben Ladekabel arbeiten können sollten. Damals scheiterte das Projekt (noch unter dem Deutschen Günter Verheugen) unter anderem am Widerstand Apples und daran, dass man die betroffenen Geräte, für die die Verpflichtung gelten sollte, sehr eng definierte. Unternehmen wie Apple bemängelten damals, dass sie mit der genannten USB-Lösung (damals war Micro-USB das Mittel der Wahl) bestimmte Funktionalitäten in der Übertragung nur suboptimal und mit Adaptern umsetzen können. Kurz und gut: Die gemeinsame Ladelösung, die damals auf freiwillige Absprachen der Industrie beruhte, hat sich vor allem aufgrund von Lightning nicht realisieren lassen.

Neue EU-Initiative für deutlich mehr Gerätegattungen

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Heute haben wir daher bekanntermaßen immer noch keine einheitlichen Ladegeräte, sondern eher Hersteller, die selbige ganz weglassen oder nur als kostenpflichtiges Zubehör anbieten wollen, um nachhaltiger zu wirtschaften. Ältere Mobilgeräte – hinzugekommen sind ja über die Jahre vor allem Tablets, die die damalige EU-Lösung noch nicht berücksichtigte – setzen auf Micro-USB-Anschluss, neuere auf USB-C-Anschluss und Apple verwendet Lightning. Damit nicht genug: Auch im Bereich des kabellosen Ladens gibt es mehrere Standards, die die Vereinheitlichung nicht erleichtern.

Ein neuer Entwurf der Europäischen Union könnte jetzt zum größeren Wurf werden und alle Geräte mit ähnlichen Lade- und Stromversorgungsanforderungen einschließen, also auch Tablets, E-Book-Reader, Kopfhörer oder Lautsprecher, gegebenenfalls sogar Kameras und Fitnesstracker. Sinnvoll ist das allemal, auch wenn Apple einmal mehr angekündigt hat, man sehe keinen Bedarf für eine solche Vereinheitlichung. Bis 2028 rechnet die EU mit bis zu 13.300 Tonnen Elektroschrott pro Jahr allein durch Ladegeräte. 29.000 Tonnen Elektroschrott, so zitiert Netzpolitik.org Schätzungen der EU, wolle man im Jahr einsparen, indem man Anreize schafft, nicht mit jedem neuen Endgerät auch ein neues Ladegerät zu verkaufen. Wie diese genau aussehen, lässt der bisherige Entwurf allerdings offen.

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Klar ist schon heute, dass ein derart weitreichender Vorschlag, der eine Vielzahl an Gerätegattungen einschließt, noch schwieriger zu bewerkstelligen ist, als dies vor zehn Jahren der Fall war. Hinzu kommt: Wenn dabei noch einer der drahtlosen Ladestandards wie Qi oder Powermat integriert werden soll, stellt sich die Frage, welcher dies sein wird. Kritisiert wird zudem, dass Laden via Induktion den Akku mehr schädige und mehr Energie verbrauche als eine Kabellösung.

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EU will nachhaltigere Kreislaufwirtschaft durchsetzen

Schon 2019 war es mit Ursula von der Leyen wiederum eine Deutsche, die Regulierungsmaßnahmen für Mobiltelefone und andere Kleingeräte ankündigte, bislang aber nichts Nennenswertes präsentieren konnte. Zu den Plänen rund um eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft für Elektrogeräte gehören neben der genannten einheitlichen Stromversorgung auch die Rechte auf Reparatur und auf Software-Updates über einen bestimmten Zeitraum. Doch weder der Zeitraum noch der Umfang solcher Updates – wahrscheinlich würde es eine Unterscheidung zwischen funktionalen und sicherheitsspezifischen Aktualisierung geben – sind derzeit klar gefasst.

Interessant an dem Dokument zur einheitlichen Ladebuchse, das Netzpolitik.org als erstes Medium veröffentlicht hat, ist aber vor allem die Tatsache, dass nicht nur die genannten Kleingeräte mit einer einheitlichen Ladebuchse versehen werden sollen, sondern auch zahlreiche andere Haushaltsgeräte. Ob ein derart großer Wurf schon angesichts der unterschiedlichen elektrischen Anforderungen funktionieren kann, bleibt abzuwarten. Immerhin könnte die Bereitschaft vieler Unternehmen, ein solches Vorhaben zu unterstützen, aber mit dem gestiegenen Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz zugenommen haben. Für viele Unternehmen sind solche Themen inzwischen mindestens ein Marketingargument dem Kunden gegenüber.

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Markus

Bevor jetzt wieder alle EU-Hater auf den Plan kommen. Ich finde derartige Aktivitäten sinnvoll. Vorwärts betrachtet klingt es zwar immer etwas diktatorisch, aber rückwärts betrachtet dann doch sehr charmant. Nur leider betrachtet keiner die Dinge rückwärts und die einheitlichen Eurostecker, wo man überall ohne Adapter ran kann, waren ja schon immer da. Aber damals klang die Idee mit dem einheitlichen Stecker auch völlig surreal und ist heute bestens etabliert.

Aus meiner Sicht gibt es genau an solchen Stellen sehr viel Potential. Glasflaschen per Norm usw. davon hat jeder EU-Bürger direkt etwas und die Umwelt direkt auch.

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