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Ratgeber

Legal Tech: Die digitale Revolution der Rechtsberatung

Kaum ein Thema wird von Juristen aktuell so intensiv diskutiert wie die Digitalisierung der Rechtsbranche, auch Legal Tech genannt. Und auch für Verbraucher wird sich viel verändern.

Von Patrick Prior
4 Min.
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(Bild: Shutterstock / Leszek Kobusinski)

Als Legal Tech werden Software und Online-Dienste bezeichnet, die juristische Arbeitsprozesse unterstützen oder vollständig automatisiert durchführen. Grob gesagt lassen sich Legal-Tech-Anbieter in zwei Kategorien unterscheiden: erstens Legal-Tech-Firmen, die neuartige Software für Kanzleien anbieten, und zweitens Firmen, die Rechtsmarktplätze oder spezielle Rechtsprodukte für Verbraucher bereitstellen. In der Rechtsberatungsbranche bestehen dabei viele Zweifel an den Auswirkungen der Veränderung, die Legal Tech in den nächsten Jahren mit sich bringen wird. Von lediglich einem Hype um nur wenig verbesserte Kanzlei-Software bis hin zu Roboter-Anwälten, die Juristen komplett ersetzen, ist die Rede. Viele Anwälte sind dabei der Ansicht, dass sich die juristische Arbeit generell nicht automatisieren lasse, da sie immer eine sehr genaue Einzelfallprüfung erfordere und jeder Fall anders gelagert sei.

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Im Folgenden wird aufgezeigt, wie Legal Tech jetzt schon die Rechtsberatungsbranche verändert und welche Auswirkungen Legal Tech für Verbraucher haben wird.

Legal Tech für Rechtsanwälte

Ein bedeutender Teil von Legal-Tech-Anwendungen für Anwälte stellt Software zur Dokumentenanalyse dar. Diese Tools können unter Zuhilfenahme von Machine Learning und Big Data Kanzleien dabei helfen, große Vertragsmengen effizient zu analysieren und auf bestimmte Ergebnisse hin intelligent zu durchsuchen. Ein anderer Bereich, der die Arbeit von Rechtsanwälten ebenfalls effizienter gestalten wird, ist Legal-Tech-Software zur automatisierten Dokumentenerstellung. Mit Hilfe dieser Tools kann der Anwalt zum Beispiel AGB, Arbeitsverträge oder Testamente mit wenigen Klicks auf die angepassten Wünsche des Mandanten hin erzeugen. Auch sogenannte Law-Practice-Management-Software hat sich in den letzten Jahren stark verbessert. Diese Programme dienen zur Verwaltung von elektronischen Fall- und Kundenakten, Rechnungslegung, Terminen und Abgabefristen. Mit diesen Tools können Anwälte gezielt besser zusammenarbeiten und Mandanten jederzeit den Stand ihrer Fallbearbeitung einsehen. Am Ende kann eine detailliert nachvollziehbare Abrechnung erstellt werden.

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Auch wenn die Rechtsbranche eine eher konservative und daher fast schon technikfeindliche Umgebung darstellt, so lässt sich auch hier der Prozess der Automatisierung und Digitalisierung nicht aufhalten. Von vollständig autonom handelnden Roboter-Anwälten, die zum massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen für Juristen führen würden, sind wir allerdings weit entfernt. In der nächsten Zeit gilt es Arbeitsabläufe in Kanzleien zu digitalisieren und zu automatisieren und damit effizienter zu gestalten. Dadurch können Anwälte Zeit und Kosten sparen und Mandanten besserer und schnellerer Service geboten werden.

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Legal Tech für Verbraucher

Der zweite große Teil der Legal-Tech-Revolution besteht aus Rechtsmarktplätzen und Anbietern spezialisierter digitaler Rechtsprodukte für Verbraucher.

Auf Rechtsmarktplätzen findet man verschiedene Rechtsprodukte, die entweder zu Festpreisen oder im Rahmen einer kostenlosen Ersteinschätzung angeboten werden. Bei diesen Angeboten handelt es sich beispielsweise um die Erstellung eines Testaments oder die Überprüfung eines Arbeits- oder Mietvertrages. Im Vordergrund steht dabei zunächst nicht, einen passenden Anwalt zu finden, sondern die Lösung eines Rechtsproblems zu einem günstigen Preis zu erhalten. Für Verbraucher haben Online-Rechtsmarktplätze den Vorteil einer Kostentransparenz und einer meist komplett über die Plattform laufenden Beratung. Bisher steht die Verbreitung und der Erfolg dieser Rechtsmarktplätze in Deutschland aber noch am Anfang.

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Spezialisierte Anbieter von rechtlichen Nischenlösungen haben zurzeit die höchste Bekanntheit unter den Legal-Tech-Firmen in Deutschland. Die Bandbreite reicht von Unternehmen, die sich um Entschädigungen für Flugausfälle und Zugverspätungen, bis hin zu Bußgeldbescheiden für zu schnelles Fahren kümmern. Außerdem gibt es Spezialisten für die Rückerstattung fehlerhafter Lebensversicherungsverträge, für die kostenlose Überprüfung von Hartz-IV-Bescheiden oder Firmen, die die Rechte von Verbrauchern gegen Diesel-Fahrzeughersteller bezüglich des Abgasskandals wahrnehmen. Alle diese Legal-Tech-Unternehmen arbeiten entweder kostenlos über eine Rechtsschutzversicherung beziehungsweise über ein Prozesskosten-Finanzierungsmodell oder auf Provisionsbasis. Der Nutzer trägt daher kein eigenes Kostenrisiko. In diesen Bereichen zeigt die Digitalisierung des Rechts aktuell die größte Wirkung für Verbraucher.

Möchte man Verträge günstig und rechtssicher erstellen, muss man heute in vielen Fällen ebenfalls keine anwaltliche Hilfe mehr in Anspruch nehmen. Vertragsvorlagen zum Download sind heute vollständig personalisiert erhältlich, sodass man eigene Verträge, wie zum Beispiel ein Testament oder eine Patientenverfügung, nach der Beantwortung von diversen Fragen komplett an seine Bedürfnisse anpassen und kostengünstig erstellen kann.

Zukunftstechnologien und Entwicklung des Rechtsmarkts

Weitere zukünftige Veränderungen des Rechtsmarkts sind schon absehbar, wenn man einen Blick nach Großbritannien oder in die USA wirft. Hier werden jetzt schon sogenannte Legal Chatbots in der Erstkommunikation eingesetzt, um einfache Rechtsfragen zu beantworten oder Daten der Mandanten aufzunehmen. Auch die aus dem Bereich der ICO genutzte Smart Contracts hat das Potential, im Rechtsbereich viel zu verändern, denn ganze Vertragsabläufe lassen sich dadurch automatisiert abwickeln.

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Aktuell kommt Legal Tech allerdings bei vielen kleineren und mittelständischen Kanzleien erst langsam an, und auch die meisten Universitäten tun sich in diesem Bereich noch sehr schwer. In den nächsten Jahren wird Legal Tech immer mehr zur Unterstützung der Arbeit von Anwälten beitragen und diese teilweise auch ersetzen. Wirtschaftlich viel relevanter werden aber die stark wachsenden Rechtsmarktplätze und weitere auf den Markt kommende einzelne Rechtsprodukte sein. Diese werden viele Mandanten weg von ihrem Anwalt in der Nähe hin zu einem Legal-Tech-Unternehmen führen. Für Verbraucher verbessert Legal Tech hauptsächlich den Kostenfaktor, die Transparenz und die Effektivität der Bearbeitung ihrer Rechtsprobleme. Anwälte hingegen müssen sich auf eine deutlich höhere Konkurrenz einstellen. Und diese kommt nicht nur von Legal-Tech-Startups, sondern vor allem von wenigen Kanzleien, die jetzt schon Legal-Tech-Software einsetzen.

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Kommentare (1)

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Neeltje

Interessant, das man mit Legal Tech nun auch Rechtsberatung per App erhalten kann. Ich versuche mich gerade an der Errichtung eines Testaments. Ich nehme an, dass so etwas noch nicht möglich ist. Aber in der Zukunft ist es definitiv eine interessante Chance und ich bin gespannt zu sehen, wie sich dieser Bereich entwickelt.

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