Metas Oversight Board kritisiert Facebooks automatisierte Moderationstools

Das Oversight Board von Meta hat auf Missstände mit Facebooks automatisiertem Moderationstool hingewiesen. Meta-Chef Mark Zuckerberg hatte das Gremium 2019 ins Leben gerufen. Es soll „Fälle mit wegweisendem Charakter auswerten, überprüfen und ermittelt, ob die Entscheidungen von Facebook mit den Werten des Unternehmens übereinstimmen“.
Kolumbianische Karikatur wurde fälschlich zensiert
Anlass für das Statement des halbunabhängigen Gremiums aus Menschenrechtlern, Juristen und Ex-Politikern war der Fall einer kolumbianischen Karikatur. Darauf waren Polizisten zu sehen, die einen Mann niederknüppeln. Ein Facebook-User aus Kolumbien hatte das Bild im September 2020 gepostet.
Das automatisierte Moderationstool entfernte das Bild im Januar 2022, da ein Mitarbeiter es markiert hatte. Es soll einen Verstoß gegen die Richtlinien hinsichtlich Gewaltdarstellungen darstellen.
Daraufhin wurde das Bild in einer Datenbank markiert. Durch den internen Media Matching Service erkannte das System das Bild, sobald ein Nutzer es hochladen wollte. Und blockierte den Upload.
215 User legten Einspruch gegen die Sperrung ein – und bekamen in 98 Prozent aller Fälle recht. Doch trotz der zahlreichen stattgegebenen Einsprüche blieb die Karikatur in der Datenbank markiert, als Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen.
Präzedenzfall zeigt Fehler im System auf
Das Oversight-Board hat nun die Löschung des Datenbankeintrags aufgehoben. Das Gremium nutze den Präzedenzfall auch, um auf grundlegende Fehler im System hinzuweisen. „Dieser Fall zeigt, dass Datenbanken des Media Matching Service durch den Einsatz automatischer Systeme zum Entfernen von Inhalten die Auswirkungen von Fehlentscheidungen beim Review durch Mitarbeiter verstärken können“, heißt es in der Begründung der Entscheidung.
Nun fordert das Oversight-Board, das fälschlich als Verstoß markierte Bilder schneller aus der Giftschrank-Datenbank entfernt werden. Eine mögliche Lösung: Bei gehäuften Einsprüchen von Nutzer gegen den ein- und denselben Inhalt solle das System automatisch Alarm schlagen.
Einen Rüffel gab es für die angeblich mangelhafte Bereitschaft des Konzerns „Messungen der Genauigkeit der Media Matching Service-Datenbanken für bestimmte Content-Richtlinien vorzunehmen“.