In Microsofts Presseankündigung Anfang November klang es noch ganz harmlos: Der Productivity-Score, eine Neuerung in Office 365, biete Unternehmen die Möglichkeit, „sichtbar [zu] machen, wie intern gearbeitet wird, und Erkenntnisse [zu] nutzen, um Verbesserungen vorzunehmen.“
Microsoft rudert zurück
Tatsächlich zeigte Microsofts Produktverantwortlicher vergangene Woche in einem Video dann, wie das Tool jene identifizieren kann, die besonders aktiv auftreten. Etwa in der Nutzung von Teams, Outlook und der allgemeinen Online-Zusammenarbeit. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass auch die Mitarbeitenden, die digitale Tools nur spärlich nutzen, identifiziert werden können. Rückschlüsse auf die Produktivität liegen dann nahe. Der britische Guardian schrieb von „Überwachung am Arbeitsplatz“ und auch Datenschützer und Arbeitnehmervertretungen zeigten sich entsetzt. Jetzt rudert Microsoft zurück.
Wie das Unternehmen in einem Blogeintrag erklärt hat, nehme man umfangreiche Anpassungen an dem Office-Tool vor. So sollen vor allem Privatsphäre und Datenschutz dahingehend korrigiert werden, dass keine User-Namen mehr erfasst werden. Auch Daten zum Nutzungsverhalten von Meeting-Tools und sonstigem Kollaborationsverhalten sollen nur noch auf Unternehmensebene und nicht mehr individuell aufgeschlüsselt werden.
Auch das User-Interface soll in Zukunft besser reflektieren, dass der Productivity-Score angibt, wie gut ein Unternehmen Technologien ein- und umsetzt. Das Verhalten einzelner Individuen spiele dabei keine Rolle. Der Produktivitätswert sei nie dafür gedacht gewesen, Mitarbeitende individuell zu bewerten.
Nutzendenanalyse bleibt spannendes Feld
Wie Spiegel Online schreibt, scheint der Gedanke, das Verhalten einzelner Nutzerinnen und Nutzer zu analysieren, bei Microsoft jedoch nicht ganz vom Tisch zu sein. So sei kürzlich von dem Unternehmen eingereichten Patentanträgen zu entnehmen, dass man an Möglichkeiten arbeite, die Qualität von Meetings zu bewerten. Dabei kämen auch „Körpersprache, Gesichtsausdrücke, Raumtemperatur, Tageszeit und die Zahl der Teilnehmenden“ als Kriterien infrage. Freilich – das zeigt auch die allgemeine Erfahrung – führt bei Weitem nicht jeder Patentantrag auch zu einem marktreifen Produkt. Oftmals geht es mehr darum, Forschungsstände sowohl rückwirkend als auch zukünftig abzusichern.
Es ist einfach die rasante Naivität der Entwickler, gepaart mit dem ultimativen Versuch, DIE eine Killeranwendung den Nutzern unter die Nase zu halten, das die Entwickler zu solchen Idiotien treibt.