Nach Massenentlassungen: Wer macht jetzt die Arbeit?

Gorillas, Klarna, Tier Mobility, Urban Sports Club – die Nachrichten über Entlassungswellen in Startups haben sich in diesem Jahr gehäuft. Was macht das mit den betroffenen Unternehmen, die 10 bis 20 Prozent ihrer Belegschaft verloren haben? Urban Sports Club steht für kein Statement zur Verfügung. „So kurzfristig wird das leider nichts“, heißt es von der CPMO. Das Berliner Startup, das Sportkurse im Abo-Modell anbietet, hat im September 55 Mitarbeitende entlassen – das entspricht 15 Prozent der Belegschaft. Damit reiht sich Urban Sports Club in eine Riege an Tech-Startups ein, die dieses Jahr aufgrund der wirtschaftlichen Situation Stellen streichen mussten. Dabei galt 2021 noch als „das Jahr der Einhörner“. Dieses Jahr trüben ein verändertes Investitionsklima sowie Massenentlassungen die Stimmung in der Startup-Szene. Die Hauptgründe: Inflation und Rezessionsängste, die zu einem veränderten Konsumklima beigetragen haben, sowie kriegsbedingte Lieferkettenengpässe. [crosslinks ids="1477051,1476233"] Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Bei Klarna mussten im Mai 700 Mitarbeitende gehen (10 Prozent der Belegschaft), das Kreditkarten-Fintech Moss entließ im September 70 Mitarbeiter:innen (15 Prozent der Belegschaft). Bei Tier Mobility wurden 180 Mitarbeitende entlassen (16 Prozent der Belegschaft), und bei Gorillas wurde die Belegschaft um ganze 50 Prozent gekürzt. Darüber hinaus gibt es bei vielen Unternehmen Einstellungsstopps. „Zeit, zu konsolidieren“ „Das wirtschaftliche Umfeld ist dieses Jahr auf dramatische Weise anders als im vergangenen Jahr. Wir verzeichnen zwar nach wie vor ein starkes Wachstum in allen Geschäftsbereichen, doch ist es nun an der Zeit, das starke Fundament, das wir geschaffen haben, zu konsolidieren und zu nutzen“, schreibt Klarna auf Anfrage über die Gründe der Personalkürzungen per E-Mail. „Wir haben unseren Fokus auf die zentralen Werttreiber des Unternehmens geschärft, um das Wachstum in den Schlüsselmärkten in den USA und Europa weiter zu beschleunigen, wo wir aufgrund unserer derzeitigen Marktposition erhebliche Chancen sehen. In diesem Zusammenhang haben wir unsere organisatorischen Anforderungen für die Zukunft sorgfältig geprüft, um diese Prioritäten zu erfüllen“, so Klarna weiter. Bleibt die Frage: Wer macht jetzt die Arbeit der ehemaligen Kolleg:innen? Wer macht jetzt die Arbeit? „Wie viele andere Unternehmen im aktuellen Marktumfeld auch, haben wir zuletzt besonderen Fokus darauf gelegt, die Effektivität und Effizienz unserer Organisation zu erhöhen. Parallel haben wir unternehmensweit die Priorisierung von Projekten überprüft und angepasst“, äußert sich Ante Spittler, CEO von Moss, dazu per E-Mail. Bei Tier Mobility seien von den Entlassungen Mitarbeitende aus allen Unternehmensbereichen außer den Mitarbeiter:innen im operativen Bereich betroffen, „also die Teams in unseren Warehouses“, schreibt der Pressesprecher. „Wir konzentrieren uns aktuell noch stärker auf Projekte, die positiv zu unserem Weg zur Profitabilität beitragen werden.“ [crosslinks ids="1509624,1492685"] Weder Moss noch Tier Mobility planen, verstärkt mit Personaldienstleistern oder Freelancer:innen zusammenzuarbeiten, um den Wegfall an Humankapital aufzufangen. Learnings Derzeit läuft es gut beim Fintech-Moss, das als Soonicorn gehandelt wird. „Für Finance-Direktor:innen ist es mittlerweile eine Top-Priorität, Transparenz und Kontrolle zu erhöhen und ihre Arbeit effektiver zu gestalten, indem sie das Ausgabenmanagement über Software verbunden mit modernen Finanzprodukten digitalisieren. Dementsprechend hat unsere Plattform im dritten Jahr nach der Gründung von Moss bereits über eine Milliarde Euro Transaktionsvolumen abgewickelt“, schreibt Spittler von Moss. [crosslinks ids="1496255,1508551"] Die letzten Monate hätten Moss gelehrt, parallel zum Ausbau des digitalen Produkts ebenso aktiv in die laufende Weiterentwicklung unserer Organisation zu investieren – in Strukturen, Prozesse und Kultur. „In den letzten Monaten lag besonderes Augenmerk zum Beispiel auf der Optimierung des unternehmensweiten Planungsprozess über OKRs, der cross-funktionalen Zusammenarbeit und den Moss ‚Values‘ und ihrer konsequenten Implementierung vom Recruiting über Onboarding bis hin zu Feedback und Performance Reviews“, schreibt Spittler. Aktuell stünde die Entwicklung eines Programms zum systematischen Leadership-Development für alle Führungskräfte bei Moss im Fokus.

Nach Massenentlassungen: Wer macht die Arbeit in den gestutzten Startups?