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Fynn Kliemanns NFT-Auktion: Feindliche Übernahme durch Universal und Gebote bis 1.500 Dollar

NFT sind der neue Blockchain-Hype, von dem auch Fynn Kliemann profitieren will. Wir sprachen mit dem Künstler über das neue Investment, Ethereum, was NFT sind und wie ihr an seine Jingles kommt, auf die sogar schon Universal Music geboten hat.

Von Sébastien Bonset
7 Min. Lesezeit
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Fynn Kliemann verkauft Jingles über die Blockchain. (Foto: © Jan-Helge Petri)

Der Künstler und Musiker Fynn Kliemann hat gemeinsam mit dem Produzenten Philipp Schwär mehrere Wochen zusammengearbeitet. Dieses Mal produzierten sie aber kein neues Album, stattdessen ging es deutlich nerdiger zu: Die beiden haben insgesamt 100 streng limitierte Jingles als NFT auf der Ethereum-Blockchain kreiert, die als JingleBes versteigert werden. Seit Freitag, 5. März, könnt ihr bei Rarible für die Jingles bieten.

Universal bietet auf gesamte Kollektion

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Die NFT-Auktion sorgte aber schon vor dem Start für Aufsehen. Das Major Label Universal Music hatte bereits am Mittwoch auf alle 100 Jingles geboten – mit einer Gesamthöhe von rund 15.000 Dollar. Das hat durchaus einen Beigeschmack. NFT sind als Prozess und Technologie unter anderem dazu gedacht, dezentrale Blockchain-Strukturen und Smart-Contracts zu nutzen. Das könnte Künstlern ermöglichen, ohne große Labels und Verlage auszukommen. Falls Universal Music nun die Auktion gewinnt, könnte sich das für den die Urheber, Künstler und Ideengeber wie eine feindliche Übernahme eines Major-Labels anfühlen.

Fynn Kliemann experimentiert aktuell mit dem neuen Blockchain-Trend NFT. Auf der Ethereum-Chain bringt er mit JingleBe 100 einzigartige digitale Kunstwerke. (Bild: Fynn Kliemann)

Was sind eigentlich NFT?

NFT steht für Non Fungible Token. Im Fall von Kryptowährungen sind Token normalerweise immer fungibel, sprich austauschbar. Bei NFT ist das nicht so, denn jeder Token ist einzigartig. Non Fungible Token kommen aktuell als digitale Kunst, Sammelkarten, aber auch deutlich praktischer, zum Beispiel als wichtige auf der Blockchain gespeicherte Dokumente wie etwa Impfpässe, zum Einsatz.

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Besonders interessant sind aber Kunstwerke, die in Form von NFT mittlerweile Preise erzielen, die sich hinter Kunstwerken in der realen Welt nicht verstecken müssen. Interessenten haben schon jetzt über eine Million Euro für einzelne NFT berappt. Kein Wunder, dass beispielsweise auch das traditionsreiche britische Auktionshaus Christie’s auf den NFT-Zug aufgesprungen ist. Hier gibt es eine ausführlichere Beschreibung, was NFT sind.

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Was sind Fynn Kliemanns JingleBe NFT?

Jeder JingleBe ist einer Emotion gewidmet, und Investoren, Fans sowie Kunstliebhaber erhalten nicht nur die zum jeweiligen Gefühl passende Melodie, sondern auch ein exklusives, animiertes Artwork als Cover. Die thematischen Artworks beinhalten außerdem ein von einer künstlichen Intelligenz erschaffenes Gesicht. Nähere Informationen gibt es auf der Website zu JingleBe NFT, die dezentral auf IPFS gehostet wird. Einer der bekanntesten Marktplätze für NFT Opensea.io listet Fynns NFT ebenfalls.

Die JingleBe NFT von Fynn Kliemann werden online versteigert. (Bild: Fynn Kliemann)

t3n: Fynn, du bringst 100 Jingles auf der Ethereum-Blockchain in Form von NFT auf den Markt. Worum genau geht es?

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Fynn Kliemann: Es geht darum, jedes Gefühl in 30-60 Sekunden einzufangen und eine Emotion in Musikform plus individuellem Artwork als Token zu besitzen. Ein JingleBe ist genau das. Alle mit Hand und Herz von Philip und mir gemacht. Jetzt suchen sie ihre rechtmäßigen Besitzer, die damit machen können, was sie wollen. Gehört dann ja im echtesten digitalen Sinne ihnen.

t3n: Was macht NFT deiner Meinung nach so besonders?

Fynn Kliemann: Bei einem Bild gibt es ein Zertifikat und irgendeine gekritzelte Handschrift als Beweis, dass das Ding wirklich echt ist. Bei einen JPG oder einer MP3 eben nicht. Dafür und für viele, viele andere Güter ist ein Token eine super Möglichkeit, sicher und eindeutig zu beweisen, dass das meins ist. NFTs wurden viel für digitale Güter (land, skins), dann für Kunst und jetzt eben auch für Musik genutzt. Das ist der Anfang und in ein paar Jahren will ich ohne Notar – nur mit Smart-Contract – in ETH ein Haus damit kaufen. Oder noch besser mit der Kryptowährung Cardano.

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t3n: Warum hast du dich überhaupt dazu entschieden, dich mit NFT zu beschäftigen?

Fynn Kliemann: t3n und euer Andy haben mich da wuschig gemacht. Ich habs mal hier und da gelesen, aber Andy war so hyped, dass ich mich tiefer in das Thema Web3 eingelesen habe. Und verdammt nochmal, ist das spannend! Ich bin ja Webentwickler und so eine Backend-Revolution, die uns da bevorsteht, ist erstens überfällig und zweitens technisch einfach mega spannend.

t3n: Wie kam es zu deiner konkreten Idee und welche Überlegungen stecken dahinter?

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Fynn Kliemann: Ich schreibe meiner Freundin ständig eigene kleine Jingles für die jeweilige Situation und vertone den Moment. Wie in ’nem Film eben. Ich fand es witzig, dass man seinen eigenen kleinen Song haben kann, der einen perfekt beschreibt. Den muss man dann natürlich auch wirklich besitzen und damit machen können, was man will. Und dann gab es auf einmal NFTs. Die Lösung.

t3n: Wie genau sind die NFT entstanden? Du kannst gern auch detaillierter über die technischen Aspekte berichten.

Fynn Kliemann: Na erst hab ich mal die Jingles (MP3s) und die Artworks (Gif) gemacht. Dann mache ich den Drop exklusive mit Rarible. Da kann man die NFTs direkt minten (also einen neuen Block erstellen). Dazu muss man sich entscheiden, ob man single (einzigartig, also eine Menge von eins) oder multiple (eine Sache in höherer Auflage) verkaufen möchte. Ich wollte 100 JingleBe verkaufen – also 100 mal einen einzigen Jingle. Hier kann man nun ein Medium (Film, Musik, Bild usw.) hochladen. In meinem Fall ein MP3 und ein Gif als Cover-Art. Dazu Titel und Beschreibung. Zusätzlich schaltet man bei mir nach dem Kauf einen Hash frei. Ich habe die Songs nochmal in hoher Qualität als WAV bei IPFS abgelegt (das kannst du saubequem bei Pinata machen). Das ist fast wie FTP, nur eben in dezentral. Hierfür musst du dich jetzt entscheiden, ob du einen Verkaufspreis festlegst, oder, wie bei mir, eine Auktion ermöglichst. Jetzt zahlst du extrem viel Gas-Gebühren und zack, ist dein NFT ready to sell.

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t3n: Hast du die Lernkurve als steil empfunden und gab es bei der technischen Umsetzung Probleme?

Fynn Kliemann: Das ist alles noch sehr rough und geht in etwa so: „Ich häng mit dem CTO in einem Telegram Chat und wir gehen Fehler durch, die die Konsole ausspuckt.“ Also mal ehrlich: Der Einstieg ist schon ein bisschen tricky. Erstmal muss man ja begreifen, was das überhaupt ist, dann ETH besorgen, die Metamask-Wallet einrichten und dann minten bis der Arzt kommt. Man muss schon ein gewisses Grundinteresse mitbringen. Meine Mutter könnte das noch nicht. Daran gilt es zu arbeiten. Die Marktplätze werden mit Makersplace und Nifty ja schon deutlich nutzerfreundlicher. Sogar mit Fiat-Kaufmöglichkeiten ist das mittlerweile möglich.

t3n: Warum hast du dich für Ethereum mit den vergleichsweise hohen Gebühren als Blockchain entschieden und nicht zum Beispiel die Binance Smart Chain?

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Fynn Kliemann: Das hängt ja direkt mit dem Marktplatz zusammen, wo du verkaufen willst. Die geben die Technik vor. Ich setze nach dem Hardfork von Cardano oder nach dem Ethereum Upgrade auf jeden Fall viel Hoffnungen in solche Zweige. Jetzt ist es gerade heftig überlastet und man muss Höchstsätze zahlen, damit man irgendwann an der Reihe ist, aber ich wollte das bei Rarible machen und die bieten gerade nur diese Blockchain.

t3n: Was hat dich der Spaß denn gekostet?

Fynn Kliemann: Viel zu viel. Hängt ja total an dem Gas-Preis, zu dem ich gerade erstelle. Das Erstellen einer eigenen Collection kostet alleine schon 2.000 Euro, wenn der Gas-Preis gerade hoch ist. Würde ich aber empfehlen. Die werden netterweise auch direkt von OpenSea (sowas wie das Crypto-Ebay) importiert und da hat man dann automatisch ein Profil. Außerdem sieht das professioneller aus. Das Minten eines einzelnen NFTs kostet bei Rarible mit meinen Settings zwischen 50 und 150 Euro. Mit ein paar Fehl-Mintings (weil das System noch so buggy war), die ich anschließend burnen (löschen) musste – was übrigens wieder Gebühren kostet –, hab ich wohl so 15.000 Euro für die Erstellung bezahlt. Teurer Test, aber wenn ich was will, dann muss das jetzt sofort passieren.

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t3n: Und hast du Erwartungen, für wieviel deine NFT den Besitzer wechseln sollten?

Fynn Kliemann: Puh, schwierig. Das Ding ist, dass das alles vollwertige Werbejingles sein könnten. Alleine damit ist so ein Ding zwischen 1-50k wert. Dazu das Minting und Hunderte Stunden Arbeit. Aber ey, hier geht’s viel mehr um reale Anwendung von Technologie in den Kinderschuhen; erster sein, Veränderung mitprägen und eine Idee haben und dann die Nächte durchballern. So wie früher eben.

t3n: Was hältst du generell vom Konzept NFT? Cooles Konzept für Kreative in der Pandemie, oder sogar ein Modell für die Zukunft, das sich in den kommenden Monaten und Jahren fest etablieren wird?

Fynn Kliemann: Ich glaube, dass die wahre Anwendung in der Finanzbrache noch aussteht. Da gibt es so viele Prozesse für deren Durchführung Menschen deutlich schlechter geeignet sind als klar definierte Contracts. Wir brauchen lightweight Währungen ohne Gebühren, die eine bestechliche und zentral verwaltete Währungspolitik ablösen. Das ist cool für Kunst und bringt wichtige Tools wie True-Ownership von digitalen Erzeugnissen mit sich. Die echte Übernahme und Veränderung passiert aber in einem anderen Sektor.

t3n: Wann geht die Versteigerung los, und wo und wie kommt man an JingleBe?

Fynn Kliemann: Am Freitagabend geht es exklusiv auf Rarible los. Man kann sich vorher auch schon etwas bequemer alle Jingles und die Story dahinter auf der JingbleBe-NFT-Website anhören und anschauen. Dann kann bis Sonntagabend geboten werden und dann bekommt der jeweils Höchstbietende seinen JingleBe plus Hash für WAV-Download. Woop Woop!

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Dein t3n-Team

werner

selbstvermarktung hat er drauf, das nötige kleingeld mittlerweile auch. ein step by step tutorial wäre hier toll gewesen.

Antworten
paul

Scheiß Universal..
Aber das bekommt man eigentlich gut hin, wenn du schon ein ETH Wallet hast, dann mit der Metamask (Chrome Plugin) verknüpfen, auf Rarible bieten.

Universal wird wahrscheinlich genug Geld auf alle bieten. Haben jetzt schon nach Veröffentlichung 150$ auf jeden JingleBe geboten.

Antworten
nathan

Universal Music… schau dir mal die aktivitäten an: https://app.rarible.com/umg?tab=activity

Schon gebote von Universal Music drauf, bevor es öffentlich verfügbar war. Wem folgt Univeral Music? Genau nur Kliemann.

Abgekartetes Spiel :-)

Nathan

Ohne diese groß angelegte Marketingkampagne würde die Resonanz auf diese Kunstwerke wohl auch geringer ausfallen. DIe werden sich gut verkaufen, das wird dann wieder groß überall erwähnt -> Fame steigt, Preise auch.

Außerdem: Wer eine Werbeagentur sitzt sollte doch alle Kniffe kennen? ;)

Antworten
Furaido

Super spannendes Thema und tolle Möglichkeit für Künstler ihre digitalen Werke zu verkaufen. Gönne es den Künstlern auch wirklich.
Das Problem an der ganzen NFT Geschichte ist leider nur der enorme Energieverbrauch durch minting und Transaktionen. Das wird von den NFT Anbieterseiten leider nicht wirklich transparent kommuniziert und unter den Tisch gekehrt. Denn die Nutzung der Blockchain fürs minting hat etwa den selben Energieverbrauch wie ein EU Bürger in mehreren Wochen. Für jedes einzelne NFT wohl gemerkt! Hier gibts ne nette Seite die den Verbrauch aufzeigt: http://cryptoart.wtf

Würde mir wünschen, dass sich die Künstler darüber informieren bevor sie auf den Hype mit aufspringen, nur weil man viel Geld verdienen kann.
Das Problem bezieht sich hauptsächlich auf die ETH Blockchain, hoffe dass sich in Zukunft sparsamere Möglichkeiten ergeben, die Technologie zu nutzen, sonst ist es das nicht wert.

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