Nova Premier: Wie gut schlägt sich das neue KI-Modell von Amazon?

Amazon hat mit Nova Premier das bisher leistungsstärkste multimodale Modell seiner KI-Reihe vorgestellt. Wie Techcrunch berichtet, soll es besonders bei komplexen Aufgaben punkten – etwa bei solchen, die ein tiefes Kontextverständnis, mehrstufige Planung und präzise Ausführung über mehrere Tools hinweg erfordern. Nova Premier ist ab sofort über Amazon Bedrock, die KI-Modell-Entwicklungsplattform des Unternehmens, verfügbar.
Was kann das neue KI-Modell von Amazon?
Nova Premier kann Texte, Bilder und Videos verarbeiten – allerdings keine Audiodaten. Mit einer Kontextlänge von einer Million Tokens, was etwa 750.000 Wörtern entspricht, gehört es zu den Modellen mit einem besonders großem „Gedächtnis“. Die Nutzung in Bedrock kostet aktuell 2,50 US-Dollar pro eine Million Eingabetokens und 12,50 US-Dollar pro eine Million Ausgabetokens. Preislich liegt es damit auf dem Niveau von Googles Gemini 2.5 Pro.
Laut Amazon habe Nova Premier vor allem bei Aufgaben zur Wissensabfrage und visuellen Analyse gute Ergebnisse erzielt. In anderen Bereichen zeigt es allerdings noch Schwächen: Bei mathematischen und naturwissenschaftlichen Benchmarks sowie beim Coding liegt Nova Premier hinter Gemini 2.5 Pro von Google.
Interessant ist, dass es sich bei Nova Premier im Gegensatz zu Konkurrenzmodellen wie GPT-4o von OpenAI oder R1 von Deepseek nicht um ein Reasoning-Modell handelt. Das bedeutet, dass es keine zusätzlichen Denk- oder Verifikationsschritte durchführt, um seine Antworten zu generieren. Stattdessen positioniert Amazon das Modell vor allem als Grundlage für die Destillation kleinerer Modelle – also für den gezielten Wissenstransfer in effizientere Systeme, die speziell für einzelne Anwendungsfälle optimiert sind.
KI bleibt für Amazon ein zentrales Wachstumsfeld
Obwohl Amazon kürzlich einige geplante Rechenzentrumsprojekte auf Eis gelegt hat, scheint generative KI ein zentraler Wachstumstreiber zu bleiben. Laut CEO Andy Jassy arbeitet Amazon derzeit an mehr als 1.000 KI-Anwendungen, der KI-Umsatz wächst jährlich im dreistelligen Bereich und soll sich mittlerweile im Milliardenbereich bewegen.
Die Entscheidung, bei Teilen der physischen Infrastruktur auf die Bremse zu treten, dürfte daher eher strategischer Natur sein – etwa um vorhandene Kapazitäten effizienter zu nutzen oder Investitionen regional neu zu gewichten. Mehr Klarheit könnte der heutige Tag bringen: Amazon will nämlich nach Börsenschluss seine aktuellen Quartalszahlen vorlegen. Analyst:innen erhoffen sich daraus Hinweise, wie sich die tatsächliche Nachfrage nach KI-Diensten entwickelt.