Peking: Humanoide Roboter treten in Halbmarathon gegen Menschen an

Das Rennen um die Vorherrschaft in der Entwicklung humanoider Roboter geht in die nächste Runde – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Wie Heise berichtet, traten jetzt in Pekings Hightech-Viertel Yizhuang 21 Roboter gegen mehr als 10.000 Läufer:innen über die 21,1 Kilometer lange Strecke an. Das Ergebnis: Die menschlichen Teilnehmer:innen waren den Maschinen deutlich überlegen. Aus PR-Sicht war die sportliche Veranstaltung für die Entwickler:innen aber trotzdem ein voller Erfolg.
China demonstriert seine Innovationskraft
Der schnellste Roboter mit dem Namen „Tiangong Ultra“ schaffte die Strecke in zwei Stunden und 40 Minuten – und war damit rund eine Stunde langsamer als der beste menschliche Läufer. Um das Ziel zu erreichen, mussten die Akkus des Roboters allerdings dreimal ausgetauscht werden. Außerdem folgte er einem Menschen, der Signamodule auf dem Rücken trug, um dem Roboter den Weg zu weisen. Andere humanoide Konkurrenten hatten noch deutlich größere Probleme: Einige von ihnen fielen schon beim Start um, andere kamen kaum vom Fleck – ein weiterer zeigte sogar Rauchentwicklung. Am Ende schafften es nur vier Roboter innerhalb des offiziellen Zeitlimits von vier Stunden ins Ziel. Das Institut X-Humanoid, das „Tiangong Ultra“ entwicklt hat, verbucht das Event trotz der technischen Hürden als Sieg.
Auch von den chinesischen Staatsmedien wurde der Halbmarathon als Meilenstein inszeniert. Neben dem sportlichen Aspekt diente das Event nämlich auch als Testfeld für die Fähigkeiten humanoider Roboter – und als Werbefläche für die staatlich entwickelte Open-Source-Plattform „Tiangong“, auf der auch der Siegerroboter basiert. Die Plattform steht chinesischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen offen und zielt darauf ab, die humanoide Entwicklung im Land zu beschleunigen. Expert:innen sehen in dem sportlichen Wettkampf allerdings auch ein klares PR-Signal an die USA. Amerikanische Unternehmen wie Boston Dynamics, Tesla, Figure AI und Agility Robotics arbeiten nämlich ebenfalls mit Hochdruck an der Entwicklung humanoider Roboter.
Ein Marathon mit technologischer Signalwirkung
In Peking steht die Robotik schon fest auf der politischen Agenda – bis 2025 will die Regierung eindeutige Fortschritte vorweisen können. Und tatsächlich gilt der Markt als höchst lukrativ: Analyst:innen rechnen damit, dass bis 2050 bis zu 50 Millionen Roboter pro Jahr verkauft werden könnten. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: So lassen sich die humanoiden Maschinen zum Beispiel in Fabriken einsetzen, könnten aber genauso auch im Haushalt oder in der Versorgung von Patient:innen und alten Menschen einen wichtigen Teil übernehmen.
Die staatlich gelenkte Innovationspolitik Pekings setzt klar auf Sichtbarkeit – und darauf, mit technischen Vorzeigeprojekten wie dem Halbmarathon auch international Akzente zu setzen. In China kommen Roboter bereits regelmäßig medienwirksam zum Einsatz: Bei der Gala zum Frühlingsfest tanzten sie vor einem Millionenpublikum und in einem Park am Rande der Hauptstadt patrouilliert die Polizei inzwischen mit vierbeinigen, hundeartigen Robotern. Die sehen nicht nur putzig aus, sondern sind auch mit Multispektralkameras und hochpräzisen Sensoren ausgestattet. Wie so oft liegt der Vorteil Chinas aber nicht nur in der Innovationskraft allein – das Land ist nämlich auch in der Lage, die humanoiden Roboter zu kostengünstigen Preisen zu bauen.