Pollenflug: Das ist der Einfluss von Heuschnupfen auf die Leistungsfähigkeit – laut Forschung

Kaum ist die Erkältungszeit vorbei, beginnt schon die Pollensaison mit ganz ähnlichen Symptomen wie Niesattacken, tränenden Augen und verstopfter Nase. Mehr als 12,5 Millionen Deutsche leiden unter Heuschnupfen, so das Robert-Koch-Institut – und die Zahl nimmt stetig zu. Für besonders Hartgetroffene beginnt die Zeit im Februar, wenn Erle und Hasel blühen und geht bis in den September, wenn Beifuß und Wegerich ihre Pollen abstoßen.
Produktivitätskiller Pollenflug? Das sagen Forscher
Pollenallergiker wissen, wie schwer sich ein Arbeitstag dann anfühlen kann. Wenn der Fokus abgelenkt und die Konzentration nur schwer zu halten ist. Und doch, so fassen es Wissenschaftler der Universität Basel und des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts in einer aktuellen Studie zusammen, lässt sich bis dato nur schwer ein kausaler Effekt zwischen etwaigen Allergiesymptomen und einem Leistungsabfall nachweisen.
Die Studie, die im April 2025 im „Environmental Epidemiology“-Journal veröffentlicht wurde, kommt zu dem durchaus überraschendem Schluss, dass „keine statistisch signifikanten Beziehungen zwischen der Pollenexposition oder dem Schweregrad der allergischen Symptome und der Gesamtpunktzahl oder der Reaktionszeit bei Tests zur Reaktionshemmung, Aufmerksamkeit und dem visuell-räumlichen Gedächtnis“ gefunden wurde.
Anhand eines Haut-Pricktest vor der Studie eruierten die Wissenschaftler die persönliche Allergiesaison der 392 Probandinnen und Probanden. Zum jeweiligen Start begannen die Untersuchungen: Während zehn Tagen absolvierten sie täglich vier Online-Tests ihrer kognitiven Leistung. Geprüft wurde unter anderem Aufmerksamkeit, Konzentrationsfähigkeit, Reaktionszeit sowie verbales und visuell-räumliches Gedächtnis.
„Solche Tests werden oft verwendet, um Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen zu testen. Sie sind jedoch möglicherweise nicht empfindlich genug, um kleine kognitive Veränderungen bei ansonsten gesunden Personen zu erfassen“, interpretiert Erstautorin Baylee Corpening das Ergebnis. Lediglich beim grammatikalischen Denken zeigt sich bei einer hohen Pollenkonzentration eine etwas längere Reaktionszeit.
Viele Probandinnen und Probanden nahmen ihre eigenen Leistungen jedoch als schlechter wahr, als es die erhobenen Daten zeigen. „Die Stimmung beeinflusst diese Selbsteinschätzung stark. Ein aktiver Lebensstil, der Konsum von Kaffee, Alkohol oder Medikamenten können ebenfalls die Wahrnehmung der eigenen Leistungsfähigkeit verändern“, so Corpening. Allergiemedikamente selbst machen oft müde, abgeschlagen und kraftlos.

Pollenflug-Kalender zeigt, wann was blüht. (Grafik: WetterOnline)
Arbeiten mit Pollenallergie: Was tun?
Die Auswirkungen von Pollen auf die Leistungsfähigkeit sind bislang nur wenig erforscht. Das Thema gewinnt laut den Forschern jedoch zunehmend an Bedeutung, weil immer mehr Menschen schwere Allergien entwickeln. Grund dafür ist der Klimawandel. Einer Studie der Universität Wisconsin zufolge hat der Pollenflug in den letzten 30 Jahren um 20 Prozent zugenommen, die Allergiesaison sich auf 20 Tage pro Jahr verlängert.
Wer unter einer Pollenallergie leidet, kann die tägliche Belastung anhand von Pollenallergie-Apps wie denen von Ratiopharm oder der Techniker Krankenkasse überwachen. Die liefern standortgenaue Flugprognosen für bis zu sieben Tage und bis zu 40 Pollenarten. Auf Basis dieser Informationen können Betroffene beispielsweise entscheiden, im Homeoffice zu arbeiten, um sich dem Pollenflug auf dem Arbeitsweg nicht auszusetzen.
Pollenallergiker können sich aber auch krankmelden. Laut einem Urteil (5 AZR 37/91) des Bundesarbeitsgerichts sind Mitarbeiter – egal, ob wegen einer Allergie oder anderen Erkrankungen – arbeitsunfähig, sofern ihr Zustand sie außerstande setzt, die im Arbeitsvertrag festgehaltene Arbeit zu erledigen. Betroffene sollten sich aber eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung holen, da nur der eine hohe Beweiskraft zukommt.