Recall in Windows 11: Verfolgt mein Computer jetzt alles, was ich tue?

Schon im Frühjahr 2024 präsentierte Microsoft die neue Such-Funktion Recall für Windows 11. Damit soll es möglich sein, Dateien, Bilder, Browser-Tabs oder sämtliche andere Inhalte leichter zu finden. Exakte Dateinamen müssen sich Nutzer:innen bei aktiver Recall-Funktion nicht merken. Stattdessen genügt eine Umschreibung. Alternativ haben sie Zugriff auf eine Zeitleiste all ihrer Aktionen. Voraussetzung ist lediglich, dass ihr das, wonach ihr sucht, schon einmal auf dem Schirm hattet. Denn Recall fertigt fast im Sekundentakt sogenannte “Momentaufnahmen”, also Screenshots, von eurem Bildschirm an und wertet diese bei Sucheingaben mithilfe von Künstlicher Intelligenz aus.
Das sorgte in der Vergangenheit schon für Sicherheitsbedenken. Dass einem Sicherheitsexperten aufgefallen ist, dass Recall die Aufnahmen unverschlüsselt speichert, war dabei sicherlich genauso wenig hilfreich wie die Tatsache, dass Microsoft die Funktion wohl standardmäßig aktivieren wollte. Mittlerweile hat das Unternehmen nachgebessert und den Startschuss für Recall gegeben. Aber muss man sich nun Sorgen machen, dass der eigene Computer jeden Schritt nachvollzieht und abspeichert?
Wo ist Recall verfügbar?
Diesen Eindruck könnte man schließlich bekommen, wenn man sich im Internet über das Feature informiert. Dabei sind Nutzer:innen in der Europäischen Union gleich mehrfach abgesichert. Zum einen, weil Microsoft die Funktion hierzulande noch gar nicht live geschaltet hat. Der Start in Europa soll erst später im Jahr 2025 erfolgen.
Zum anderen, weil die Funktion gar nicht standardmäßig aktiviert ist. “Recall ist ein Opt-in-Erlebnis mit einer Vielzahl von Datenschutzkontrollen, mit denen Sie Inhalte filtern und anpassen können, was für Sie gespeichert wird, um es später wiederzufinden”, schreibt Microsoft in einem Blogeingtrag. Heißt also: Wer Recall tatsächlich benutzen will, muss den Dienst zunächst eigenständig aktivieren.
Dazu kommt: Recall funktioniert gar nicht auf jedem Computer. Derzeit gibt es die Funktion nur für die sogenannten Copilot-Plus-PCs. Dabei handelt es sich um Notebooks, die mit speziellen Prozessoren mit integrierter Neural Processing Unit (NPU) für KI-Funktionen ausgestattet sind. Die Geräte sind relativ neu und kaum unter 1.000 Euro erhältlich.
Zusätzlich brauchen Nutzer:innen viel freien Speicher auf dem Rechner. 50 Gigabyte müssen es laut Microsoft sein. Sind weniger als 25 Gigabyte verfügbar, wird die Erstellung der Momentaufnahmen automatisch gestoppt.
Wie sichert Microsoft die Daten?
Immerhin bedeutet das, dass die Daten lokal auf dem SSD-Speicher verbleiben und zur Verarbeitung nicht in die Cloud geladen werden. Auch Microsoft hat keinen Zugriff auf die Screenshots. Das Unternehmen schreibt: “Recall gibt keine Momentaufnahmen oder zugeordneten Daten für Microsoft oder Drittanbieter weiter und wird auch nicht zwischen verschiedenen Windows-Benutzern auf demselben Gerät freigegeben.” Die Aufnahmen werden laut Microsoft außerdem verschlüsselt gespeichert und von Windows Hello geschützt. Dabei handelt es sich je nach Computer um Gesichtserkennung oder einen Fingerabdrucksensor. Nur angemeldete Nutzer:innen sollen Zugriff auf die Daten haben.
Zudem können Nutzer:innen festlegen, welche Apps und Websites Recall berücksichtigen soll. Bei Bedarf lassen sich die Dateien auch löschen. Das wird wahrscheinlich schon aufgrund des Platzbedarfs nötig sein. Außerdem lässt sich die Funktion auch nachträglich wieder deaktivieren oder für bestimmte Zeiträume pausieren. Dazu klicken Nutzer:innen auf das Recall-Symbol in der Taskleiste und dann auf die Schaltfläche “Bis morgen anhalten.”
Kann man Recall löschen?
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann Recall auch aus dem System entfernen. Laut Microsoft gebt ihr dazu “Windows-Features aktivieren” in das Suchfeld der Taskleiste ein. Im nächsten Menü deaktiviert ihr Recall und startet den PC neu. Dabei werden gleichzeitig auch alle Aufnahmen gelöscht.
Im Zweifel einfach nicht deaktivieren
Ob die Schutzmaßnahmen so greifen, wie Microsoft es beschreibt, lässt sich aus der Ferne natürlich schwer sagen. Sollte das Unternehmen die Funktion in den kommenden Monaten in der EU freischalten, müssen Nutzer:innen mit einem kompatiblen Gerät im Zweifel aber nichts weiter tun, als Recall einfach nicht zu aktivieren.
Dritte können das Feature übrigens nicht nachträglich einschalten. Das wäre etwa dann der Fall, wenn der Computer bei der Arbeit von einem Admin verwaltet wird. Recall ist ans Nutzerkonto gebunden. Laut Microsoft ist es Admins nicht möglich, die Funktion im Unwissen von Arbeitnehmer:innen zu aktivieren oder gar die Daten einzusehen.
Software-Nostalgie: Kennt ihr diese Programme noch?
Das wäre nicht das erstemal, dass Microsoft „ungefragt“ dinge Aktiviert, die umstritten sind.
Sich darauf zu Verlassen, dass der Dienst nicht Aktiviert ist, ist Blauäugig.
Auch die sache mit dem Datenschutz, und das die Daten dadurch geschützt sind ist nicht wirklich sicher.
Es gab und gibt immer wieder Fehler, Hacks oder sonstige Fälle, bei denen Millionenfach Bilder, EMails oder sonstige Daten im Internet aufgetaucht sind.
Ich würde nicht wollen, dass ungefragt Screenshots mit meinem Desktop im Internet auftauchen.
Pauschal zu sagen, das kann nicht passieren ist einfach Naiv!