Rentahitman.com: Frau will über Scherz-Website Mord an ihrem Mann beauftragen – erfolglos
Mein Großvater pflegte zu sagen: „Jeden Morgen stehen wieder ein paar Dumme auf.“ Das traf auf jeden Fall auf den Morgen zu, an dem sich die US-Amerikanerin Wendy Wein entschloss, einen Auftragskiller für ihren Ex-Mann anzuheuern. Wo sucht man heutzutage zuerst nach Dienstleistungen? Klar, im Web.
Warum sollte es auch keinen offiziellen Killervermieter im WWW geben?
Dort stieß Wein auf die Website Rentahitman (Miete einen Killer). Obwohl jedem klar sein muss, dass es sich bei dem vermeintlichen Killervermieter, der den Service „seit 1920 betreibt“ und bereits viele private und öffentliche Auftraggebende zufriedengestellt hat, nicht um einen echten Anbieter sehr körpernaher Dienstleistungen handeln kann, stellte Wein eine recht detaillierte Anfrage über das Web-Formular.
Weil Bob Innes, der Betreiber der Scherz-Website, aus den Infos den Verdacht entwickelt hatte, Wein könne es wirklich ernst meinen, hatte er die Polizei eingeschaltet und Wein gefragt, ob sie bereit sei, sich mit einem „Außendienstmitarbeiter“ zu treffen, um über den möglichen Auftrag zu sprechen. Wein willigte ein. Der vermeintliche Außendienstmitarbeiter war natürlich ein verdeckter Ermittler der Polizei.
Wie die Monroe News berichtet, erzählte Wein dem Polizeibeamten, dass ihr Ex-Mann ein Pädophiler sei. Sie beschrieb ihn detailliert, gab dem „Hitman” seine Wohnadresse und informierte ihn über die Zeiten, zu denen ihr Ex-Mann zur Arbeit ging und wieder nach Hause kam. Sie gab dem Polizeibeamten eine „Anzahlung“ von 200 US-Dollar für den Mord und erklärte sich bereit, ihm weitere 5.000 Dollar zu geben, wenn ihr Mann erledigt sei.
Schuldbekenntnis reduziert Strafmaß
Kurz nach der Begegnung wurde Wein verhaftet. Inzwischen hat sie sich der Anstiftung zum Mord und der Verwendung eines Computers zur Begehung einer Straftat für schuldig erklärt. Auf das erste Verbrechen steht eine lebenslange Höchststrafe, auf das zweite eine Höchststrafe von 20 Jahren. Wie in den USA nicht unüblich schloss Wein im Nachgang mit der Staatsanwaltschaft einen Handel. Der soll ihr nun eine Strafe in der Größenordnung von neun Jahren sichern. Im Januar 2022 wird die Verurteilung erfolgen.
Der spektakuläre Fall der „wild entschlossenen Rächerin“ ist indes nur einer von Hunderten, die Hitman-Vermieter Bob Innes in den letzten 15 Jahren – ja, solange existiert die Website bereits – der Polizei gemeldet hat. „Ich verstehe es nicht“, hatte er kürzlich in einem Interview mit der Washington Post bekannt und vermutet: „Die Leute sind einfach dumm.“
Ein gutes Dutzend Haftstrafen hat Innes bereits „vermittelt“
Innes begann mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten, als er eine E-Mail von einer in Kanada lebenden Frau aus dem Vereinigten Königreich erhielt, die drei ihrer Familienmitglieder umbringen lassen wollte. Die hätten sie aus ihren Testamenten gestrichen, was die Frau gerächt sehen wollte. Sie lieferte beunruhigend viele Details zu den Familienmitgliedern, die sie umbringen lassen wollte, sodass Innes sich genötigt fühlte, die Polizei einzuschalten. Die wiederum stellte fest, dass gegen die Frau ein Haftbefehl wegen einer schweren Straftat vorlag. Sie wurde in Kanada verhaftet und an das Vereinigte Königreich ausgeliefert.
In einem anderen Fall wollte eine Frau aus Kansas Menschen tot sehen, die sie angeblich in ihrer Kleinstadt verunglimpften. Sie forderte Innes auf, „Gewehre, Bomben oder irgendetwas anderes zu benutzen, um sie zu beseitigen“. Die Frau wurde der Anstiftung zum Mord für schuldig befunden.
Auch einen 20-Jährigen aus dem US-Bundesstaat Kansas brachte Innes hinter Gitter. Der wollte seine Ex-Freundin, deren Mutter und ihren Stiefvater ermorden lassen. Außerdem bat er Innes, ihr Baby zu entführen und es zu ihm zu bringen, damit er mit einer anderen Frau eine Familie gründen könne. Der Fall mündete in eine Haftstrafe, wie insgesamt ein gutes Dutzend anderer Fälle von Personen, die von Rentahitman tatsächlich erwartet hatten, einen Killer mieten zu können.
„Es ist eine verrückte Welt“, sagte Innes der Post. „Das Internet ist offensichtlich ein gefährlicher Ort.“