Robinhood kommt nach Europa – mit einer Ansage an die Konkurrenz

Robinhood ist als Neobroker im Aktienhandel groß geworden. Nun startet der US-Anbieter sein Kryptoangebot in Europa. Was du über den Start wissen musst. Der Neobroker Robinhood ist nach Europa gekommen– wenn auch in einer anderen Form als erwartet. Die App, die in den USA als Trading-App für den Aktienhandel groß geworden ist, startete hier in der vergangenen Woche „nur“ als Krypto-App. Gegründet wurde der Neobroker im April 2013 von Baiju Bhatt und Vlad Tenev und er hat den Aktienhandel zum Nulltarif etabliert. Damit hat Robinhood in den USA auch eine junge Generation von Anleger:innen zum Investieren animiert. Das US-Unternehmen wirbt damit, den Finanzmarkt „für alle zu demokratisieren“. Der Sprung nach Europa war lange erwartet worden. Erste Expansionspläne hatte Robinhood aber im Jahr 2020 zugunsten des Börsengangs fallen lassen. Kund:innen in Europa können nun zum Start mehr als 25 Kryptowährungen kaufen, verkaufen und halten – darunter Bitcoin, Ether, Ripple, Cardano, Solana und Polkadot. Das Angebot soll noch im Jahr 2024 um weitere Krypto-Assets erweitert werden. Der Schritt auf den europäischen Kryptomarkt folgt nur eine Woche nachdem das Unternehmen seine App Ende November in Großbritannien an den Start gebracht hatte. Kein Kryptohandel in den USA Im Heimatmarkt hat das US-Unternehmen hingegen im Juni seine Kryptoplattform eingestellt. Das liegt an dem hohen regulatorischen Druck, den Politik und Aufsichtsbehörden nach der spektakulären Pleite der Kryptobörse FTX derzeit auf die Branche ausüben. So geht etwa die Börsenaufsicht SEC gegen die beiden Kryptobörsen Binance und Coinbase vor. Der Binance-Chef Changpeng Zhao räumte auf Druck der US-Behörden kürzlich sogar seinen CEO-Posten. Robinhood selbst zahlte in einem Streit mit der SEC eine Strafe von über 65 Millionen Dollar. [crosslinks ids="1548166,1465840,1509270"] Die Europäische Union ist aus Sicht von Robinhood hingegen die Region, die weltweit eine erste umfassende Reihe von Gesetzen entwickelt hat, die speziell auf die Kryptoindustrie zugeschnitten sind, so Johann Kerbrat, Geschäftsführer von Robinhood Crypto, in einer Mitteilung. Deshalb habe sich das Unternehmen entschieden, seine Expansionspläne hier zu verankern. Die EU hat mit der Markets in Crypto Assets Regulation (MiCAR) einen gesetzlichen Rahmen für den Handel und die Emission von Kryptowährungen geschaffen. Robinhood operiert in Europa mit einer Lizenz aus Litauen, wo das Unternehmen als Börse für digitale Währungen registriert ist. Das bedeutet aber auch, dass Robinhood aktuell in Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern nicht offensiv für seine App werben darf – dafür fehlt es an einer entsprechenden Lizenz. Langfristig wird sich der Neobroker aber sicher als Anbieter im Sinne der MiCAR registrieren lassen, womit der US-Anbieter dann auch europaweit offensiver werben könnte. Invite Friends Robinhood bedient sich zum Start in Europa einer aggressiven Marketingmasche, die schon beim Start in den USA gut funktioniert hat – und auf Mundpropaganda setzt. Damals lockte der Neobroker Kund:innen mit geschenkten Aktien. In Europa bekommt jetzt jeder, der die Krypto-App weiterempfiehlt, einen Reward, also eine Belohnung in Form von „bis zu einem BTC“. Das ist eine saftige Prämie, denn immerhin steht der Bitcoin aktuell bei rund 40.000 Euro. Allerdings sind die Aussichten auf eine solche hohe Summe tatsächlich wohl sehr gering. Im Kleingedruckten stellt Robinhood klar, dass 98 Prozent der Nutzer:innen für die Weiterempfehlung nur einen Bitcoin-Anteil im Wert von 10 bis 20 Euro erhalten werden. Das 0-Gebühren-Versprechen Mit dem Null-Gebühren-Versprechen ist Robinhood im Aktienhandel groß geworden – nun soll auch Robinhood Crypto davon profitieren. Der US-Anbieter wirbt damit, die „im Durchschnitt günstigste Kryptohandelsplattform in der EU“ zu sein. In der App wird zudem der Spread angezeigt, also die Spanne zwischen dem Kauf- und Verkaufspreis, inklusive dem Rabatt, den Robinhood von Verkaufs- und Handelsaufträgen erhält. Mit dieser Form der Transparenz will sich Robinhood von Wettbewerbern abheben und verspricht den Kund:innen, dass es keine versteckten Gebühren gibt und „dass sie die meisten Kryptowährungen für ihre Euros erhalten“. Eine Vergleichsseite, auf der die Kosten anderer Anbieter wie Trade Republic, Bitpanda oder Binance angezeigt werden, soll das beweisen. Allerdings ist nicht ganz klar, wer diesen angeblich unabhängigen Vergleich erstellt hat, wie der Finanz-Blog FinanceFWD berichtet. Kunden:innen werden zudem mit eine Art Kickback gelockt: Sie bekommen jeden Monat einen Prozentsatz jedes Handels zurück, der in Bitcoin ausgezahlt und direkt auf die Kund:innenkonten eingezahlt wird.