SEO-Manager:innen – vom Antagonisten zur Google-PR

SEO-Expert:innen und Google: Es ging meistens nur darum, dass die einen die anderen austricksen. Doch das Verhältnis verschiebt sich. Die größtenteils ausgebliebenen Auswirkungen des Helpful Content Updates haben für Verwirrung gesorgt. Immerhin wurde es groß angekündigt, SEO haben sich den Kopf zerbrochen und gebetsmühlenartig wiederholt, wie wichtig nutzer:innenzentrierter Content ist – und dann passierte nichts, außer dem Absturz einiger Spam-ähnlicher Seiten. Im ersten Moment weiß niemand so recht, warum der Hype so groß und das Update selbst so mau war. [twitter 1569362141911580673] Eigentlich, so SEO Glenn Gabe, hätte Google es ein Spam-Update nennen und als solches behandeln können. SEO Brodie Clark sagt, dass die SEO-Expert:innen selbst nicht unschuldig sind – haben sie doch als verlängertes PR-Team für Google gearbeitet und das ganze Update aufgebauscht. Er vermutet, dass sich das in Zukunft noch verstärken wird. [twitter 1567285323138473984] Früheres Antagonistenverhältnis und Black-Hat-SEO Früher bestand SEO aus Hacks, wie Google-Richtlinien umgangen werden konnten, um Rankings zu erzielen. Dafür mussten die Google-Richtlinien genauestens unter die Lupe genommen und hinterfragt werden. Das hieß beispielsweise aneinandergereihte Keywords im Fließtext, die am Ende mit weißer Schrift auf weißem Grund getarnt wurden, damit die Seitenbesucher:innen sie nicht sehen. Oder aber das massenhafte Verwenden von Keywords im Meta-Keyword-Tag. Das sind Praktiken, die wir heute Black-Hat-SEO nennen – und sie sind schädlich, weil sie meistens Spam sind. Die sollen ja auch gar nicht verherrlicht werden. Aber damit geht eine ganz andere Ausgangslage zwischen SEO und Google einher: Eine, die deutlich skeptischer ist und eher der von zwei Gegenspielern ähnelt als der zweier Kolleg:innen. [crosslinks ids="1442149,1452355,1480108"] Heute: Verlängertes PR-Team Letzteres ist heute eher der Fall. Agenturen arbeiten in engerem Kontakt mit Google-Mitarbeitenden und bearbeiten teilweise gemeinsam Kundenprobleme in Google-Accounts, beispielsweise Google Ads. Das ist nicht nur Freundlichkeit seitens des Werbeunternehmens, sondern auch eine Strategie, um dafür zu sorgen, dass möglichst viele Anzeigen geschaltet werden – und das in einer Art, die auch den meisten Umsatz für Google bedeutet. Auch über die SEO Office Hours oder über Twitter geht Google, was SEO angeht, viel mehr in den Austausch mit SEO-Expert:innen. Damit sieht es eher weniger aus wie der große Tech-Riese, der SEO das Leben schwer macht, sondern wie gleichgestellte Mitarbeitende zweier Unternehmen, die miteinander arbeiten. Das bedeutet im Gegenzug, dass manchmal der kritische Blick verloren geht – auch, weil Google sehr gern in seiner PR betont, wie sehr sie SEO-Expert:innen, Agenturen und KMU unterstützen. Dann können Ankündigungen wie im Falle des Helpful Content Updates seitens der SEO-Community gebetsmühlenartig verbreitet werden, bis das Update relevanter erscheint, als es am Ende ist. Olaf Kopp schreibt bei Sistrix, dass für die SEO-Branche die Erkenntnis bleibt, dass sie wichtige Stakeholder in der Verbreitung von Googles Unternehmens-Nachrichten sind. Er beobachtet auch, dass Google sich insbesondere Personen annähert, die fast als SEO-Influencer:innen zu betiteln sind – beispielsweise Barry Schwartz. Es gibt eine Mitte Ein Austausch zwischen der Werbeplattform und denjenigen, die sie bedienen müssen, ist grundsätzlich etwas sehr Gutes – für beide Seiten. Das Feedback der SEO- und SEA-Manager:innen hilft bei der Produktentwicklung, die Operativen lernen, welche Ziele Google verfolgt – und sie erhalten eben Hilfe bei Problemen. Dabei gilt es aber, immer im Hinterkopf zu behalten: Das, was Google sagt, ist erst einmal nur eine Aussage. Wie alle Unternehmen beschönigt auch Google, um die Produkte im besten Licht dastehen zu lassen. Kopp weist darauf hin, dass allein der Update-Name, Helpful Content Update, quasi eine Werbemaßnahme ist, verglichen mit beispielsweise Penguin oder Bert. Primär ist Googles Ziel nicht die Qualität der SERP, sondern der Erhalt der Marktmacht und damit das Wachstum des Umsatzes. An der Stelle können sich SEO-Blogs ein bisschen mehr Zeit nehmen, um ein, zwei kritischen Gedanken zu Googles Äußerungen Raum zu geben und nicht in die PR-Falle zu tappen. [crosslinks ids="1435885,1495731,1482624"]