Shpock-Gründer Armin Strbac: „Wir waren einfach viel zu fürsorglich“
Den großen Exit haben Katharina Klausberger und Armin Strbac bereits im September 2015 hingelegt. Für eine nicht näher kommunizierte Summe verkauften die beiden Gründer die Mehrheit an ihrer Flohmarkt-App Shpock an Schibsted Classifieds Media. Vor einer Woche gaben die Geschäftsführer bekannt, auch ihre Chef-Rolle abzugeben und die Leitung des Wiener Unternehmens ihrem Geschäftspartner Bernhard Baumann zu überlassen.
„Auch wenn es arrogant klingen mag, bin ich davon überzeugt, dass Katharina und ich gute Gründer sind“, schrieb Strbac nach der Bekanntmachung in einem Facebook-Beitrag. Ohne Rücksicht auf Verluste habe man diese Firma gestartet und habe „zwar immer viel gefordert, aber auch selber immer alles gegeben und riskiert“. Jetzt sei es an der Zeit, das „Baby“ in neue Hände zu geben und die eigenen Stärken dort einzusetzen, „wo sie am meisten Sinn machen, ohne alle Beteiligten in den Wahnsinn zu treiben“. Die genauen Hintergründe erklärt Strbac im Gespräch mit t3n.de.
„Wir fragten uns, ob wir die beste Wahl als Chefs von Shpock sind“
t3n.de: Armin, vor einer Woche haben du und deine Mitgründerin Katharina Klausberger bekannt gegeben, den Geschäftsführerposten bei Shpock aufzugeben. Wie kam es dazu?
Armin Strbac: Eine solche Entscheidung trifft man nicht von heute auf morgen. Wir haben schon länger über eine Rollenänderung nachgedacht. Seit der Gründung von Shpock 2010 sind sieben Jahre vergangen. Irgendwann haben wir uns gefragt, ob wir selbst noch die beste Wahl als Geschäftsführer sind.
t3n.de: Und die Antwort lautete „Nein“?
Armin Strbac: Nein, so einfach ist es nicht. Man muss in der Historie von Shpock zurückgehen, um den Prozess zu verstehen. 2012 war ein sehr schweres Jahr für uns. Damals launchten wir die App und jedes kleine Problem bedeutete eine Gefährdung der Existenz. In dieser Zeit haben Katharina und ich uns gewisse Eigenschaften angeeignet. Die waren damals gut, aber heute sind sie es vielleicht nicht mehr.
t3n.de: Welche Eigenschaften waren das?
Armin Strbac: Ben Horowitz beschreibt in seinem Buch „The Hard Thing About Hard Things“ zwei Arten von Chefs: den War-Time-CEO und den Peace-Time-CEO. Katharina und ich waren klassische War-Time-CEOs.
„Nur weil man ein guter Gründer ist, ist man nicht ein guter Manager.“
t3n.de: Was genau macht einen solchen Geschäftsführer aus?
Armin Strbac: Da gibt es mehrere Punkte. Ein Beispiel: Wie er mit Problemen umgeht. In unserem Modus musste jedes Problem sofort gelöst werden, weil früher jedes Problem unternehmensbedrohend war. Aber heute ist das nicht mehr so. Selbst wenn zehn Probleme aufkommen, gefährden sie nicht mehr die Existenz der Firma. Wir waren einfach viel zu fürsorglich. Dadurch haben wir unsere Team-Mitglieder teils in ihrer Entwicklung eingeschränkt, weil wir jede Entscheidung mittreffen wollten. Das ist heute nicht mehr der richtige Modus. Nur weil man ein guter Gründer ist, heißt das nicht, dass man ein guter Manager ist.
t3n.de: Das war sicher keine einfache Erkenntnis.
Armin Strbac: Nein, das war ein langer Prozess. Als Bernhard (jetziger Geschäftsführer, Anm. d. Red.) zu unserem Team hinzugestoßen ist, haben wir dann festgestellt, dass er Situationen ganz anders einschätzt als wir. Er war viel gelassener, ging Probleme anders an, ein klassischer Peace-Time-CEO. Auch weil er frei vom Ballast der Vergangenheit ist.
t3n.de: Ihr habt 2015 die Mehrheit an Shpock verkauft. Hatte auch der Exit mit eurer Entscheidung zu tun? Also gab es Klauseln, nach denen ihr die Geschäftsführung abgeben müsstet, wenn bestimmte Ziele nicht erreicht werden?
Armin Strbac: Nein. Wir stehen zu dem, was wir machen. Es gab keine Earn-Out-Phase. Schibsted Classifieds Media hätte uns seit dem Verkauf jederzeit kündigen können. Die Entscheidung, den Geschäftsführerposten abzugeben, haben Katharina und ich am Ende unabhängig davon getroffen.
t3n.de: Hat sich denn durch den Exit etwas verändert?
Armin Strbac: Ja, wir konnten unsere Expansion vorantreiben. Das war ja damals auch der Hauptgrund für den Verkauf. Wir haben unsere Download-Zahlen seit dem Exit 2015 verdreifachen können, von zehn auf 30 Millionen, und Shpock ist heute auch in Italien, Schweden und Norwegen aktiv. Und das Team hat sich noch mal vergrößert. Beim Launch 2012 gab es vier Vollzeitkräfte und drei Studenten, heute sitzen 120 Teammitglieder in unserem Büro.
t3n.de: Wie machen du und Katharina jetzt weiter?
Armin Strbac: Wir gehen aus der Elternrolle in die Großelternrolle. Wir unterstützen Bernhard natürlich weiter und sind bei allen Entscheidungen Sparringspartner, vor allen in den Bereichen Strategie und Produkt. Auch beim Coaching und bei der Teamführung werden wir bei Fragen jederzeit helfen. Aber aus dem Tagesgeschäft halten wir uns größtenteils heraus.
t3n.de: Ihr macht keine Pause?
Armin Strbac: Naja, vielleicht machen wir etwas mehr Sport und tätigen ein paar mehr Investments. Aber ansonsten gehen wir weiter ins Büro, wie immer.
t3n.de: Armin, vielen Dank für das Gespräch.