Solarwinds-Hack: Microsoft bestätigt Zugriff auf Source-Code eigener Produkte – wiegelt aber ab

Microsoft räumt Quellcode-Zugriff durch Hacker ein. (Foto: Jonathan Weiss / Shutterstock)
Source-Code ist das wichtigste Geschäfts-Asset eines Software-Unternehmens und daher sein größtes Geschäftsgeheimnis. Das hat auch Microsoft in der Vergangenheit stets so gesehen und dem Schutz dieses Inventars entsprechenden Aufwand gewidmet.
Also doch: Angreifer erreichen Microsofts Produktionssysteme
Dennoch ist es Angreifern nun offenbar gelungen, in Microsofts Produktionssysteme einzudringen. Das hatte der Hersteller vor Kurzem noch ausgeschlossen. Bislang hieß es offiziell, der Solarwinds-Hack hätte Microsoft zwar betroffen, dabei seien aber nur einzelne Systeme kompromittiert worden, die nicht mit Produktionsumgebungen verbunden gewesen seien.
Wie Reuters erfahren hat, arbeitet das Redmonder Software-Unternehmen schon länger an der Aufklärung des Verdachts, Hacker könnten Zugriff auf den Quelltext verschiedener Produkte genommen haben.
Experten halten Zugriff auf „architektonische Blaupause“ für problematisch
Nach außen kommuniziert Microsoft, der Quelltext-Zugriff sei kein größeres Problem. Zwar hätten die Hacker den Code einsehen, aber nicht verändern können. Zudem werde bei Microsoft das Thema Open Source ohnehin immer offener gelebt, sodass Software nicht mehr unbedingt eine Verschlusssache sei. Generell wäre die Kenntnis von Programm-Code nicht gleichbedeutend mit einem gesteigerten Risiko.
Experten sehen das anders. Für sie zeigt sich darin exemplarisch, welche Ambitionen die Angreifer verfolgt haben könnten. Schon die reine Kenntnis des Quellcodes der ubiquitären Microsoft-Produkte könnte Hacker Werkzeuge entwickeln lassen, die die Kompromittierung des Solarwinds-Clients wie eine Fingerübung wirken lassen würden.
So sieht es auch Andrew Fife, Sicherheitsexperte bei Cycode, einem Unternehmen, das sich ganz dem Schutz von Source-Code verschrieben hat. Er sagt: „Der Quellcode ist die architektonische Blaupause für Aufbau und Funktion eines Software-Projekts. Wer diese Blaupause hat, kann viel einfacher Angriffe auf die darauf basierende Software realisieren.“
Damit ist die Affäre um einen der größten Hacker-Angriffe aller Zeiten um eine Facette reicher. Da die Attacke nach bisherigem Kenntnisstand ihren Ausgang in einem gehackten Netzwerkmanagement-Client nahm, kann die Information, dass die Angreifer auch Zugriff auf Microsoft-Produkt-Code hatten, nicht einfach als unbeachtlich beiseitegeschoben werden. Microsoft will übrigens nicht sagen, welche Produkte betroffen waren. Auch das ist nicht beruhigend.