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Sprengung, Skimming, Jackpotting: 20 Millionen Euro aus Geldautomaten ergaunert

Das Bundeskriminalamt schlägt Alarm. Knapp 20 Millionen Euro wurden im vergangenen Jahr bei Angriffen auf Geldautomaten erbeutet. Neben brachialen Sprengungen mit Festsprengstoff spielen hierbei auch Skimming und Jackpotting eine Rolle, wenn auch eine untergeordnete.

3 Min. Lesezeit
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Die Bankenaufsicht will die Kosten fürs Girokonto transparenter machen. (Foto: Hadrian/Shutterstock)

Wie das Bundeskriminalamt (BKA) in einem Bundeslagebild zu Angriffen auf Geldautomaten mitteilt, gab es insgesamt 392 versuchte und vollendete Geldautomatensprengungen in Deutschland. Dass es nur geringfügig weniger Fälle als in den Vorjahren waren, dürfte mit der Pandemie zu tun haben. Dabei stieg die Zahl an Geldautomatensprengungen, bei denen die Täter:innen Bargeld erbeuteten, deutlich von 158 im Jahr 2020 auf 189 im Jahr 2021 an (plus 19,6 Prozent). Die Beutesumme erhöhrte sich um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 19,5 Millionen Euro (2020: 17,1 Millionen).

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„Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass ein großer Teil der Tatverdächtigen aus den Niederlanden stammt und zu den Taten nach Deutschland einreist, ist der Rückgang der Gesamtfallzahl mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zurückzuführen“, heißt es in dem Bericht mit Verweis auf die Ausgangssperren in den Niederlanden von Januar bis April. Insgesamt besaß die Mehrheit der ermittelten Tatverdächtigen (50,8 Prozent) die niederländische Staatsangehörigkeit.

Quote der erfolgreichen Angriffe auf Geldautomaten steigt

Und die Angreifer werden immer professioneller, die Quote der erfolgreichen Angriffe steigt, wobei die 2021 durch Sprengungen von Geldautomaten insgesamt erlangte Beutesumme um 14 Prozent anstieg. Vermehrt kommen dabei feste Explosivstoffe zum Einsatz, die erhebliche Kollateralschäden in der Umgebung verursachen und Anwohner:innen stark gefährden. „Daneben ist weiterhin die Sprengung durch Einleitung eines Gases beziehungsweise Gasgemischs und dessen anschließender Zündung gängiger Modus Operandi“, erklärt das BKA in dem Bericht. Die meisten Sprengungen fanden erwartungsgemäß in NRW und den umliegenden Bundesländern mit Nähe zur niederländischen Grenze statt, erklärt die Polizei, die dem Vernehmen nach inzwischen enger mit den niederländischen Ermittlungsbehörden zusammenarbeitet. Abgesehen von den Sprengungen hat das BKA auch Öffnungen mit Winkelschleifern und Spreizern protokolliert und auch das gleich komplette Entwenden des Geldautomaten durch Demontage oder Herausreißen.

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Technische Manipulationen per Skimming und durch logische Angriffe

Deutlich filigraner gehen die Täter:innen bei Skimming-Angriffen vor, also beim Manipulieren der Geldautomaten, sodass diese die Kartendaten aufzeichnen oder gleich die Karten einbehalten. Immerhin werden hierbei für gewöhnlich die Opfer entschädigt, wodurch ein Großteil der Taten gar nicht zur Anzeige kommt.

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Beim Skimming greifen die Täter:innen über technisch manipulierte Lesegeräte die Magnetstreifendaten von Zahlungskarten ab, weshalb das Skimming-Problem auch laut BKA inzwischen nur noch auf eine einzige Bankengruppe beschränkt sei. Über Minikameras oder unmittelbar auf der Originaltastatur (PIN-Pad) angebrachte Tastaturattrappen wird die eingegebene PIN ausgespäht. Mithilfe einer Kopie der Zahlungskarte und mit den ausgespähten PIN-Daten werden dann unberechtigte Bargeldabhebungen an anderen Geldautomaten vorgenommen. Es gibt eine Häufung der Fälle in Bayern und Baden-Württemberg. Skimming ist ausschließlich mit einem bestimmten Geldinstitut in Zusammenhang zu bringen, das noch ein Zahlungskartenprodukt ohne EMV-Chip anbietet. Welches Institut das ist, sagt das BKA nicht, wohl aber, dass im Deliktsbereich Skimming „seit Jahren vorrangig rumänische und bulgarische Tatverdächtige polizeilich bekannt“ werden.

Geringfügig angestiegen sind dagegen die Fallzahlen im Bereich der logischen Systemangriffe auf Geldautomaten und Geldautomatennetzwerke. Hier kommt es in seltenen Fällen (insgesamt nur 21 polizeilich registrierte Taten) zu Jackpotting, also Leerräumen des Automaten, mithilfe von Malware oder durch das Dazwischenschalten eines eigenen Rechners am Auszahlungsmodul. Hier kämpfen auch Geldautomatenhersteller gegen die Angriffe – denn deren Ruf steht vor allem auf dem Spiel.

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Unterm Strich hat all das dazu geführt, dass die in der Vergangenheit genannten Kosten von 20.000 und 25.000 Euro pro Automat und Jahr gestiegen sind. Letzten Endes müssen solche Schäden auch in die Geldversorgungskosten eingepreist werden, sodass bargeldlose Verfahren hier zumindest aus Sicht der Banken punkten können. Andererseits ist gerade das eigene Geldautomatennetz ein Asset, mit dem die Banken immer noch und sogar vermehrt um Kund:innen kämpfen. Wenn selbst das Geldversorgungsthema nicht mehr in der gewohnten Form durch die Bank vor Ort erledigt wird, fallen für viele Kund:innen Argumente weg, warum man dort ein Konto haben sollte.

Den kompletten Bericht des BKA findest du hier.

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