Starinvestor Christian Angermayer: „Altern ist heilbar“

Der Gründer der Apeiron Investment Group ist überzeugt, dass Altern heilbar ist. Für 2023 und darüber hinaus setzt er auf ein Schweizer Biotech-Startup, das die ewige Jugend verspricht. „Es ist schwer, genau eins auszuwählen“, äußert sich Christian Angermayer, Gründer der Apeiron Investment Group, in einem exklusiven schriftlichen Statement auf die Frage, welches Startup er im Jahr 2023 und darüber hinaus besonders spannend findet. In seinem Apeiron-Fonds befänden sich schließlich über 100 Portfoliofirmen. Dann entscheidet er sich aber doch für eins: Rejuveron Life Sciences. Rejuveron fokussiert sich auf die Entwicklung von Medikamenten, die das Altern verlangsamen oder sogar umkehren können, mit dem ultimativen Ziel, die menschliche Lebenserwartung auf deutlich über 100 Jahre zu steigern. Angermayer hat die in Zürich beheimatete Biotechfirma selbst mitgegründet. Die Gesundheitsbranche ist seine Leidenschaft. Neben Rejuveron hat Angermayer unter anderem auch Atai Life Sciences gegründet – ein Healthtech-Unternehmen, das sich auf die Bekämpfung von Depressionen mittels Psychedelika konzentriert. „Altern ist einfach furchtbar“ „Altern ist einfach furchtbar“, schreibt Angermayer. „Wir haben uns so daran gewöhnt, dass wir es still ertragen oder sogar schönreden – à la ‚Altern ist gut, weil man dann weiser wird‘. Aber ich will gerne die positiven Effekte haben, ohne die negativen.“ [crosslinks ids="1522581,1438284,1429244"] Angermayer zufolge seien sich „alle Wissenschaftler:innen“ einig, dass „Altern definitiv eine Krankheit ist“. Von allen Wissenschaftler:innen kann jedoch nicht die Rede sein. Wie so oft gilt: Alle Pauschalisierungen sind falsch. Während es durchaus Vertreter:innen dieser These gibt, so hat beispielsweise die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erklärt, dass sie Altern nicht als Krankheit betrachtet. Laut Daniel Belsky, Assistenzprofessor an der Columbia Mailman School of Public Health, ist Altern vielmehr „eine Ursache von Krankheiten, nicht eine Krankheit selbst“. Ist Altern heilbar? Und auch Angermayer rudert zurück in dem er sagt: „Genauer gesagt ist Altern nicht eine einzelne Krankheit, sondern ein Zusammenkommen vieler Probleme, die erst im Alter auftauchen und die wir dann in der Gesamtheit ‚Altern‘ nennen. Aber diese Probleme sind alle lösbar – und damit ist am Ende auch ‚Altern‘ heilbar.“ Mit der Meinung, dass Altern heilbar ist, ist Angermayer nicht allein. Prominente wie Internet-Milliardär Jeff Bezos und Coinbase-Co-Founder Brian Armstrong vertreten ebenfalls diese Ansicht. Und auch die FDA scheint das Thema nicht abschließend beurteilt zu haben. Im Jahr 2015 gab die Behörde beispielsweise grünes Licht für die TAME-Studie (Targeting Aging with Metformin). In dieser klinischen Studie soll gezeigt werden, dass das Altern gezielt bekämpft werden kann, indem getestet wird, ob das Diabetesmedikament Metformin die Entwicklung oder das Fortschreiten von chronischen Krankheiten, die mit dem Altern einhergehen, verzögern kann. Die Ergebnisse der Studie stehen noch aus. Anti-Aging-Markt soll sich bis 2030 verdoppeln Während sich Wissenschaftler:innen noch über die Terminologie des Alterns streiten, zeigt das Wachstum des Anti-Aging-Marktes in eine klare Richtung: nach oben. Laut eines Reports vom Marktforschungsunternehmen Custom Market Insights (CMI) soll der globale Anti-Aging-Markt bis 2030 auf einen Wert von 120 Milliarden US-Dollar anwachsen. Das bedeutet eine Verdoppelung gegenüber 2021. Die wichtigsten Marktteilnehmer sind laut CMI Unternehmen wie Estée Lauder, Procter & Gamble, Shiseido und L'Oréal Paris. Aber auch viele Startups wie Rejuveron drängen in den Bereich. Kein Wunder, denn die Zielgruppe der über 50-Jährigen, die auf die ewige oder zumindest verlängerte Jugend hoffen, ist attraktiv, sprich: zahlungskräftig und -willig. Laut Crunchbase flossen bisher insgesamt 25 Millionen Dollar an Funding in Rejuveron. Die Series B wurde im März 2022 abgeschlossen. Neben Angermayers Fonds Apeiron sind unter anderem die amerikanischen Wagniskapitalfirmen Gaingels, Presight Capital und What If Ventures in das Schweizer Biotech-Unternehmen investiert. Neben Rejuveron Life Sciences ist auch das österreichische Startup Tomorrow Labs ein spannender europäischer Player im wachsenden Anti-Aging-Bereich. Mit ihrer Technologie soll sich der Körper „selbst regenerieren“ können. So will das Startup Hautalterung und Haarverlust bekämpfen, für „weniger Falten und eine verjüngte Haarstruktur“. An das Unternehmen glauben unter anderem prominente Unterstützer:innen wie Douglas-Chefin Tina Müller und Moderatorin Nina Ruge. „2023 wird schwierig“ Mit Quick Wins dürfe man im Anti-Aging-Bereich laut Angermayer allerdings nicht rechnen. Er sagt: „Ich erwarte, dass 2023 ein sehr schwieriges Jahr wird, insbesondere was Fundraising angeht.“ Sein Ratschlag an alle Gründer:innen: Kosten sparen, „auch wenn es weh tut“. In einer Phase wie der aktuellen gehe es primär darum, so lange zu überleben, bis das Klima wieder aufhellt.