Startup-Branche: Warum jetzt investiert werden muss

Was bedeutet eine Fed-Zinserhöhung für Startups und die Digitalwirtschaft? Um das zu beantworten, lohnt sich ein Blick auf die Wirtschaftskrise der 1970er-Jahre – denn sie hat gezeigt, wie man es nicht machen sollte. „Es war nicht Volcker, der die Inflation der 1970er Jahre gezähmt hat, sondern die angebotsseitige Reaktion“, schreibt Star-Investor Christian Angermayer auf Linkedin. Er meint damit Paul Volcker, der zwischen 1979 und 1987 Vorsitzender der US-Notenbank Fed war. Laut Angermayer kann man aus der Geschichte viel für den Umgang mit der aktuellen Rezession lernen. Insbesondere, wie man es nicht macht. Denn in den 70er-Jahren, hatte die amerikanische Notenbank sehr spät auf den Einbruch der Wachstumsraten, die hohe Arbeitslosigkeit und die wiederkehrenden Wirtschaftskrisen nach dem Auslaufen des Wiederaufbaubooms reagiert. Mithilfe einer Erhöhung der Staatsverschuldung hatten die großen westlichen Staaten zuvor versucht, auf den Wachstumspfad der 60er-Jahre zurückzukommen. Als die Fed dann reagierte, erfolgte das mit drastischen Maßnahmen: Die Zinsen wurden stark angehoben und erreichten schließlich mehr als 20 Prozent. Doch die Bemühungen der Fed scheiterten und gingen schließlich als „Volcker-Schock“ in die Geschichtsbücher ein. Zwar ging durch die hohen Zinsen die Inflation damals zurück, aber „die amerikanische Wirtschaft versank 1980 mit einer Vielzahl von Insolvenzen und Zusammenbrüchen sowie steigender Arbeitslosigkeit in einer schweren Krise; die gleichzeitig wieder anziehenden Ölpreise taten das ihrige, um die Situation zu verschärfen“, schreibt Werner Plumpe, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, in einer Kolumne. Nicht nur Amerika litt damals. Länder wie Italien und Großbritannien waren nach der Erhöhung der Rohölpreise 1973/74 kaum noch in der Lage, ihre Ölrechnung zu bezahlen. Hier, wie in anderen Ländern, gingen als Folge sinkender Kapitalrentabilität die Investitionsquoten drastisch zurück. „Capex, not demand control“ Haben wir aus der Geschichte gelernt? Laut Angermayer ist das nicht der Fall. Er schreibt in seinem Linkedin-Post, dass es die Fed versäumt habe, die richtigen Lektionen aus der damaligen Situation zu lernen. Was die Welt nun brauche, sei „capex, not demand control“, also: Investitionen statt einer Kontrolle der Nachfrageseite. „Capex braucht mehr Investitionen, weniger Regulierung und vor allem Menschen, die wieder arbeiten!“, schließt er. Aktuell entwickelt sich die Situation allerdings in eine andere Richtung. Investor:innen sind vorsichtiger geworden, das Kapital knapper und die Startup-Szene leidet. [crosslinks ids="1477051,1478091,1476233"] Andreas Fischer, Founding Partner bei First Momentum Ventures, sagt dazu: „Allein die Erwartung steigender Zinsen verunsichert zunehmend die Investor:innen.“ Denn daraus resultierten Schwierigkeiten in der Planung von unmittelbarem Wachstum während den nächsten ein oder zwei Jahren für die Startup-Szene. Prognosen aus den vergangenen Jahren seien mit günstigem Geld kalkuliert worden, was jetzt zu Problemen führte und Equity Finanzierungen sowie Börsengänge nun deutlich teurer werden ließe. Wie geht es weiter? Robin Godenrath, Founding Partner und Managing Director bei Picus Capital, sagt: „In den vergangenen Jahren wurden Startups vor allem basierend auf ihrer Wachstumsrate bewertet. Auf Wachstums- und Kosteneffizienz sowie einen schnellen Weg zur Profitabilität wurden hingegen weniger Wert gelegt. Das ändert sich nun stark.“ Laut Godenrath ist dieser Wandel, bei dem Kennzahlen verstärkt in den Vordergrund rücken, eine positive Entwicklung. Der Fokus darauf sei elementar, um langfristig nachhaltige und erfolgreiche Unternehmen aufzubauen. Marlon Braumann, Partner bei Elevat3 Capital, ergänzt: „Das, was gerade passiert, ist gewissermaßen auch ein reinigendes Gewitter.“ [caption id="attachment_1479316" align="aligncenter" width="620"] Robin Godenrath, Founding Partner und Managing Director bei Picus Capital. (Foto: Picus Capital)[/caption] Godenrath sieht in der aktuellen Situation eine Chance. Er sagt: „Aus Investor:innenperspektive sehen wir in den nächsten Jahren ein Umfeld, in dem es attraktivere Investmentmöglichkeiten auf deutlich niedrigere Multiples und Bewertungen geben wird als noch vor ein, zwei Jahren. Wir sehen hier daher auch die Chance, signifikante Anteile an den spannendsten Technologie Startups von Morgen zu erwerben, die aus einer Wirtschaftskrise am Ende als große Gewinner hervorgehen könnten.“ Du willst gründen, weißt aber nicht, wie? In unserem Guide erhältst du eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für deine erfolgreiche Gründung! [ctabutton url="http://t3n.de/guides/startup-guide/"]Jetzt lesen![/ctabutton]