Stromkosten um bis zu 35 Prozent reduzieren – so funktionieren Smartmeter - t3n

Der Smartmeter macht zeitvariable Strompreise möglich – so kann überschüssiger Solar- und Windstrom auch billig in den Haushalten ankommen. Wenn Wind- und Solaranlagen gerade üppig einspeisen, sinkt der Strompreis mitunter satt ins Negative; wer dann Strom an der Börse kauft, kriegt noch Geld dazu. Zu anderen Zeiten wiederum können die Preise in die Höhe schnellen. So bewegten sich die Notierungen des sogenannten Day-Ahead-Markets (hier werden die Strommengen für den Folgetag gehandelt) in diesem Jahr bisher zwischen 22,1 Cent und minus 13,5 Cent je Kilowattstunde. [crosslinks ids="1596828,1370043,1493347"] Bislang waren solche kurzfristigen Preisdifferenzen nur für die Agierenden am Strommarkt relevant. Inzwischen bieten immer mehr Stromversorger auch für Haushalte dynamische Stromtarife an, die sich am aktuellen Stromhandel orientieren. Der Endkundenpreis setzt sich dann aus dem variablen Börsenpreis zuzüglich Netzentgelten, Vertriebskosten, Steuern und Abgaben zusammen. [tableofcontents] Ohne Zähler geht es nicht Um solche Tarife nutzen zu können, braucht man einen Zähler, der den Stromverbrauch viertelstündlich – in diesem Takt ist der Strommarkt organisiert – an den zuständigen Stromlieferanten übermittelt. Das kann ein Smartmeter sein, also ein digitaler Stromzähler mit Online-Verbindung. Alternativ gibt es aber auch Zusatzgeräte für konventionelle Zähler. [caption id="attachment_1649644" align="aligncenter" width="620"] Bisher wurden deutschlandweit erst gut 270 000 Smartmeter in Haushalten installiert. Bis 2030 sollen es rund fünf Millionen werden.(Foto: EMH metering)[/caption] Kundinnen und Kunden mit einem Jahresverbrauch ab 6000 Kilowattstunden bekommen das „intelligente Messsystem“ – so sein offizieller Name – verpflichtend eingebaut. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur betrifft das etwa 5,2 Millionen Haushalte. Bis Ende 2030 sollen 95 Prozent von ihnen entsprechend ausgestattet sein. Bislang sind laut Bundesnetzagentur jedoch erst 225 100 vorgeschriebene Geräte installiert worden. Hinzu kommen aktuell rund 45 000 freiwillig eingebaute Messsysteme. Die Vorschrift basiert auf dem „Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende“ aus dem Jahr 2023. Das Vorgängergesetz von 2016 hatte den Einbau von Smartmetern kaum vorangebracht, was vor allem an Unstimmigkeiten hinsichtlich der IT-Sicherheit lag. Die Monatsgebühr für den Zähler ist gesetzlich gedeckelt. Kundinnen und Kunden mit einem Jahresstromverbrauch von 6000 bis 10 000 Kilowattstunden bezahlen maximal 100 Euro im Jahr. Wer freiwillig einen Smartmeter nutzt, zahlt jährlich je nach Stromverbrauch zwischen 23 und 60 Euro. Börsenpreise für den Haushalt Attraktiv sind Smartmeter besonders für Menschen, die einen Teil ihres Stromverbrauchs zeitlich verlagern können – etwa Besitzer:innen eines E-Autos oder Nutzer:innen einer Wärmepumpe oder einer elektrischen Warmwasserbereitung mit ausreichendem Wärmespeicher. Auf diese Weise könnten Haushalte ihre Stromkosten „um bis zu 35 Prozent reduzieren“, erklärt das Preisvergleichsportal Verivox: „Wer die Tiefpreiszeiten effizient ausnutzt, zahlt in vielen Fällen weniger als 20 Cent je Kilowattstunde Strom.“ Schließlich variiert der Preis zwischen der billigsten und der teuersten Stunde eines Tages an der Strombörse oft um zehn Cent pro Kilowattstunde oder sogar mehr. Zu den weiteren Vorteilen zählen laut Verivox die transparenten Kosten, die Entlastung des Stromnetzes und die Unterstützung erneuerbarer Energien. Zudem gebe es aufgrund monatlicher Abrechnung keine hohen Nachzahlungen. Nachteilig sei, dass man – sofern man die elektrischen Verbraucher nicht wie eine Wallbox automatisch steuert – die Börsenpreise regelmäßig im Blick haben müsse. Aber hierfür bieten die Anbieter variabler Tarife inzwischen Apps an. Sicher ist unterdessen, dass Lastverschiebungen auf Basis dynamischer Preise der Energiewende zugutekommen können. Denn der Strompreis im Großhandel zeigt relativ gut an, wie sauber der Strom im betreffenden Moment ist. Scheint gerade die Sonne oder weht der Wind stark, fallen die Preise meist erheblich. Durch Smartmeter kommen diese Marktentwicklungen auch in den Haushalten an.