Theranos-Prozess: Was bisher geschah - t3n

Im heutigen Pro-Briefing blicken wir auf den Prozess gegen Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes, der mittlerweile in die sechste Woche geht. Was bisher geschah. Schon einmal ging es im Rahmen des Pro-Briefings um Elizabeth Holmes und ihr Unternehmen Theranos – damals war der Prozessbeginn Anlass, um sich mit den Schattenseiten der Startup-Welt auseinanderzusetzen. Auch wenn es noch deutlich zu früh für eine Art Zwischenbilanz ist, lohnt es sich trotzdem, zu rekapitulieren, was bisher geschah. Elizabeth Holmes’ Prozess hat begonnen Seit dem 8. September wird jeden Dienstag, Mittwoch und Freitag in der Sache verhandelt – wenn Corona nicht gerade dazwischenfunkt. In seinem Eröffnungsstatement hat Holmes’ Verteidiger betont, seine Mandantin sei nicht über Jahre jeden Tag zur Arbeit gegangen mit dem Ziel, „zu lügen, betrügen und zu stehlen.“ Stattdessen habe für sie immer im Vordergrund gestanden, für Arbeitsplätze zu sorgen und Blutuntersuchungen günstiger und auch für Unversicherte zugänglich zu machen. Das Bild, das die Anklage von Holmes zeichnet, sieht freilich anders aus: Sie habe ein Netz aus Lügen und Betrug gesponnen, um Investor:innen anzulocken und renommierte Kunden wie die Einzelhandelsketten Walgreen’s und Safeway zu gewinnen. Holmes selbst soll die Verhandlung bisher recht regungslos über sich ergehen lassen – es ist auch nach wie vor nicht bekannt, ob sie zu den Vorwürfen Stellung nehmen wird. Sie hat bisher nicht an jedem Verhandlungstag teilgenommen. Bisher gibt es auch keine Anzeichen dafür, dass es Teil der Verteidungsstrategie sein wird, die (inzwischen beendete) Beziehung zu ihrem Geschäftspartner Ramesh Balwani beziehungsweise dessen Einfluss auf Holmes zu thematisieren. Was sagen die Zeug:innen im Theranos-Prozess? Auch die ersten Zeug:innen wurden bereits angehört – besonderes Augenmerk lag dabei natürlich auf der Aussage von Erika Cheung, die als Laborantin bei Theranos tätig war und später als Whistleblowerin auf die Missstände und das Nicht-Funktionieren des Testgeräts Edison aufmerksam machte. Cheung sagte aus, dass sie wegen ihrer Bedenken immer wieder das Gespräch mit der Führungsebene gesucht habe. Nach einem Meeting mit dem Theranos-COO Balwani habe sie jedoch gekündigt – er habe auf ihre Beobachtungen „irritiert“ und „wütend“ reagiert und ihr gesagt, ihr Job sei es, Bluttests der Patient:innen zu untersuchen. Der ehemalige US-Verteidigungsminister James Mattis wurde ebenfalls angehört – er hatte zeitweise zum Aufsichtsrat von Theranos gehört, bevor er in Donald Trumps Kabinett berufen worden war. Er gab an, 85.000 US-Dollar investiert zu haben, nachdem Holmes ihm versichert hatte, die Bluttests stünden kurz vor der Marktreife. Mit Spannung erwartet worden war auch die Aussage von Adam Rosendorff, ehemaliger Leiter des Theranos-Labors und einer der Hauptzeugen der Anklage. Er beschrieb die fehlerhaften Tests als so weit verbreitet, dass Beschwerden vonseiten behandelnder Ärzt:innen quasi an der Tagesordnung gewesen seien. Holmes und Balwani hätten ihn allerdings unter Druck gesetzt, dem zu widersprechen. Holmes’ Verteidigung war bemüht, Rosendorffs Glaubwürdigkeit infrage zu stellen. Nach Theranos hatte er als Laborchef bei Ubiome gearbeitet, einem Biotechnologie-Startup, das insolvent ging und sich ebenfalls mit Strafanzeigen konfrontiert sieht. Dabei soll es allerdings nicht um gefälschte oder nicht akkurate Tests gehen, sondern um Abrechnungsbetrug. Rosendorff sagte außerdem aus, eine der Quellen zu sein, mit deren Aussagen und Informationen es dem Wall Street Journal 2015 gelungen war, ernsthafte Zweifel an Theranos zu säen. Und sonst? Holmes’ Prozess wird sich noch eine ganze Weile ziehen – Beobachter:innen gehen von 13 Wochen Verhandlungsdauer aus. Im Januar 2022 soll der Prozess gegen ihren ehemaligen Lebensgefährten Balwani beginnen. Apropos Balwani: Ein eher kurioses Detail, das die Beweisaufnahme zutage gefördert hat, ist ein SMS-Dialog zwischen Holmes und ihm: Sie schreibt ihm eine Art Gedicht – „Du bist für mich ein Lufthauch in der Wüste. Mein Wasser. Und Ozean. Dazu bestimmt, nur zusammen zu sein, Tiger.“ Balwanis Antwort darauf? „OK“. Keine weiteren Fragen.